Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
schien ganz in seinem Element zu sein. Sie hatten sich mit etlichen Personen unterhalten, sie hatten alle Wege und alle Sackgassen, die sie fanden, inspiziert und sich vergewissert, dass der einzige Zufahrtsweg zu den Camps früher über die Brücke und jetzt über den provisorischen Damm führte, und zu der Brücke konnte man nur über die neu angelegte Straße von Fljótsdalur herauf gelangen. Den Landkarten zufolge gab es zwar auch alte und schwierige Pisten, die in dieses Gebiet führten, vom letzten Hof Brú im Jökuldalur aus und zu beiden Seiten der Hafrahvammar-Schlucht, aber die waren zu dieser Jahreszeit für normale Fahrzeuge unpassierbar und höchstens mit Motorschlitten oder Schneemobilen zu bewältigen, versicherte Matthías, den sie nach einigen Anstrengungen endlich hatten wecken können. Ihre Erkundungsfahrt mit dem Jeep, zuerst westlich des Camps und dann auf der östlichen Seite der Schlucht am Kárahnjúkar-Massiv entlang, hatte sie vom Wahrheitsgehalt seiner Worte überzeugt. Jetzt waren sie zu Árnis großer Erleichterung auf dem Weg zurück in die Wärme.
    Blickte er nach rechts, sah er nichts als Geröll und Steine,
und blickte er nach links, war da noch mehr davon. Und geradeaus vor ihnen waren noch mehr Steine, die sich seiner Meinung nach in nichts von der Szenerie hinter ihnen unterschieden. Und außerdem noch Sand und Schotter in unterschiedlich hohen Haufen, die hier und da aus dem Schnee herausragten. Aber so gesehen waren Sand und Schotter ja letztlich auch nichts anderes als verkleinerte Steine. Geröll, Kies und Sand, so unweit das Auge wegen Dunkelheit und Schneetreiben reichte. So war es mehr oder weniger den ganzen Tag gewesen. Abgesehen von den Kippern und Baggern, den Männern in ihren orangefarbenen Overalls und zwei blauen Lagerhallen war alles weiß und schwarz, oder bestenfalls grau. Je mehr Árni vom Projektgelände sah, desto negativer wurde sein Eindruck, und als er endlich das angestrahlte Camp der National Power Company durch das dichte Schneetreiben erkennen konnte, kam er zu dem Schluss, dass ihm wahrscheinlich kein schönerer Anblick unter die Augen gekommen war, seit er Reykjavík verlassen hatte. Es war schon nach zehn Uhr, als sie endlich vor der Kantine vorfuhren.
    »Dann wollen wir mal sehen, ob der Koch noch etwas für uns hat«, sagte Stefán.
    Sechs Stunden waren verstrichen, seit er sich heißhungrig ein Schnitzel einverleibt hatte, und jetzt machte er sich hemmunglos über gebratene Hähnchen mit Pommes und dunkler Sauce her, die auf ihn und Árni warteten, als sie die Kantine betraten, obwohl die Abendessenszeit längst verstrichen war. Das Fleisch war ausgetrocknet, die Pommes lappig, und die Sauce hatte sich schon fast in einen Pudding verwandelt. Sie waren aber viel zu hungrig, um an solchen Nebensächlichkeiten Anstoß zu nehmen. Stefán fluchte immer noch über diese Deppen vom SEK, die ihn an diesem Tag dreimal gestoppt hatten und jedes Mal verlangten, dass sie sich auswiesen und Auskunft über ihre Unternehmungen gaben.

    »So packt man die Dinge an«, brummte er, während er sich Mais, Tomaten und Gurken aus der mickrigen Salatbar auf den Teller schaufelte. »Bewaffnete Typen postieren und Autos anhalten. Was erwarten die eigentlich? Ein Auto voll maskierter Insassen mit Minenwerfern über der Schulter und Dynamit im Kofferraum?«
    Árni besaß soviel Verstand, um weder diese noch andere Fragen zu beantworten, die Stefán im Anschluss daran ausstieß. Die Abstände dazwischen wurden allerdings immer größer, und seine Verärgerung flaute ab, je mehr er sich an diesen verbotenen Erzeugnissen einer isländischen Großküche gütlich tat, und schließlich war nichts mehr zu hören als das halb unterdrückte Rülpsen und genießerische Stöhnen eines Menschen, der sich zweimal am gleichen Tag den Bauch mit Fett und Kalorien vollgeschlagen und es beide Male extrem genossen hatte. Dann stand er auf, schob Gurken und Tomaten in einen Abfalleimer und stellte den Teller auf den Wagen mit dem schmutzigen Geschirr.
    »Komm«, brummte er, »wir müssen uns mit Katrín und Guðni besprechen.« Árni ließ ohne irgendwelche Anzeichen des Bedauerns die ungegessenen Reste der unappetitlichen Mahlzeit den gleichen Weg gehen wie Stefáns Gemüse und schnappte sich noch einen Apfel.
    Es waren kaum mehr als zweihundert Meter von der Kantine bis zum Verwaltungsgebäude, aber trotzdem schlotterte Árni schon wieder vor Kälte, als sie dort angekommen waren und die Tür

Weitere Kostenlose Bücher