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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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weder mit Sicherheit gesagt werden, ob diese Behauptung den Tatsachen entspricht, noch worin diese Warnungen bestanden haben, beziehungsweise wann sie ausgegeben wurden. Laut unbestätigten Informationen ist der erste Drohbrief bereits vor zwei Monaten bei der National Power Company eingegangen. Darin war, ebenso wie in den nachfolgenden, fast gleichlautenden Briefen an den Generaldirektor der NPC, stets die Rede vom achtundzwanzigsten Februar. Der Bergsturz, der sechs Menschen das Leben gekostet hat, kann deswegen kaum auf das Konto der Grünen Armee gehen, zumindest hat sich im Gegensatz zur heutigen Sprengung diese Organisation nicht verantwortlich dafür erklärt. Entschuldigung, hier muss ich korrigieren, im Gegensatz zur gestrigen Sprengung, die die Brücke über den Gletscherfluss unpassierbar machte, aber keine Menschenleben forderte.
Festgenommen wurde bislang niemand im Zusammenhang mit dem Fall …
    Stefán seufzte, schaltete sein kleines Reiseradio aus und riss sich die Stöpsel aus den Ohren. Sie werden es nie lernen, dachte er, immer wieder dieselbe Geheimniskrämerei. Er selbst gab nicht selten ausgewählte Häppchen an ausgewählte Journalisten weiter, denn es hatte sich immer wieder herausgestellt, dass richtig servierte Tatsachen sehr viel besser als Schweigen funktionierten, wenn es darum ging, die Medien in Schach zu halten. Und das galt ganz besonders für diesen Fall, wo ohnehin schon die halbe Wahrheit ans Licht gekommen war. Alle Versuche, die andere Hälfte zu verstecken, führten nur dazu, die Allgemeinheit noch misstrauischer zu machen und die Zudringlichkeit der Journalistenmeute zu steigern, die auch dem Rest auf die Spur kommen wollte. Was meistens gelang, wie sich an diesem Beispiel ablesen ließ. Stefán überlegte, wer da nicht dichtgehalten hatte und wie lange seine Vorgesetzten diesmal alles von sich abwimmeln würden, aber dann schob er diese Gedanken wie andere müßige Überlegungen von sich und wandte sich wichtigeren Dingen zu.
    Der Portugiese Jorge Fonsecas war rund acht Stunden unten in der Schlucht gewesen, als der Erdrutsch niederging. Man war dabei, das riesige Loch zwischen der schnell anwachsenden Herdmauer und der provisorischen Staumauer zu füllen, und Jorge hatte die wenig beneidenswerte Aufgabe gehabt, die allgemein unter der Bezeichnung Kippmann lief und darin bestand, den Fahrern der Kipper Anweisung zu geben, wo die Ladung hingeschüttet werden sollte. Die zwei Fahrer, mit denen gesprochen worden war, hatten beide ausgesagt, dass Jorge meist im Schutz eines Felsvorsprungs gewartet hatte, der unweit der Kippstelle aus der Schluchtwand
herausragte, und nicht in dem ungeheizten Schuppen, der gut hundert Meter entfernt war, denn man machte sich bei den Fahrern unbeliebt, wenn man sie warten ließ, auch wenn es nur um ein paar Sekunden ging. Die Zeit, so hatten beide ausgesagt, war kostbar an diesem Ort, wie ihre Vorgesetzten nicht müde wurden, ihnen einzubläuen.
    Die sechs Männer hingegen, die nicht so viel Glück gehabt hatten wie Jorge, waren allem Anschein nach gerade erst eingetroffen, als die Gesteinsmassen niedergingen. Es musste ungefähr um zehn nach acht Uhr passiert sein, soweit sich ermitteln ließ, denn kurz vor acht waren die Herren noch beim Frühstück in den jeweiligen Kantinen gesehen worden. Außerdem war keiner von ihnen mehr als dreißig Meter von den Wagen entfernt gewesen, falls man Lárus’ Angaben Glauben schenken konnte, der sich wiederum auf die Aussagen von Angehörigen der Rettungsmannschaft berief. Sie hatten die Opfer ausgegraben, mit Hilfe des Vaters und des Bruders von einem der Opfer. Stefáns Brauen hoben sich.
    »Das muss grauenvoll gewesen sein«, murmelte er und blätterte weiter.
     
    »Entschuldige, Biggi«, sagte Valdimar beschämt. »Ich weiß nicht, was da heute Morgen in mich gefahren ist.« Birgir nickte zurückhaltend, sagte aber nichts. Valdimar ließ sich auf der Bettkante nieder. »Ich … es tut mir wirklich leid, wie ich mich benommen habe. Im Ernst, mein lieber Biggi. Und das vor deinen Augen. Du … du hast nichts …« Er blickte zur Seite und zog die Nase hoch. »Du bist nicht in Versuchung gekommen … du weißt schon, was ich meine?« Birgir richtete sich halb auf und stützte sich auf den Ellenbogen.
    »Nein«, sagte er, »das weiß ich nicht.« Er starrte seinen Vater an, der seinem Blick auswich. »Sag’s doch einfach. Sag doch einfach, was du meinst, du alter Depp! In was für eine Versuchung
soll ich

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