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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Stimme zu kennen. Mein Herz hämmerte wie verrückt.
    Wieder ein Schlag.
    Wieder ein Heulen. Schauerlich schrill.
    Ein neuerlicher Schlag.
    Stöhnen.
    Der Boden schüttelte sich. Aus dem Dach rieselte Staub. Irgendwo prallte Stein auf Stein.
    Ich kroch näher zum Licht, zog die Beine noch enger an den Leib.
    Abermals Stille. Abermals rührte sich jenseits der Tür nichts mehr. Was ging da draußen vor?
    Die Stille dauerte an.
    Dauerte an.
    Dehnte sich aus.
    War es vorbei? So schnell? Das konnte nicht sein. Oder doch? Das einzige Geräusch schienen mein Herzschlag und das Rauschen des Blutes in meinen Ohren zu sein.
    Der Sturm erwachte ohne Vorwarnung. Pfiff und jaulte um die Kirche. Ihr Dach ächzte, bebte. Wie zuvor rieselte Staub herab. Mehr als eben noch. Mit einem Wirbel aus Kälte trieb Sand durch die Tür herein. Und noch etwas anderes. Etwas, das sich in der Finsternis hielt. Abwartete. Lauerte.
    Was keine Minute später aus der Dunkelheit hinter einer der Säulen kam, war weit größer als eine Spinne. Zuerst waren
da nur Augen. Dumpfe Flecken in der Schwärze. Und dann … Reißzähne und borstiges Fell. Schlangenschwänze. Verkrüppelte Schwingen; zu klein im Vergleich zu ihren Körpern. Sie erinnerten mich an die schwarzen Hunde, die er am ersten Tag hinter mir hergehetzt hatte. Aber nur im ersten Moment. Im zweiten wirkten ihre Schädel trotz der Schnauzen mit den viel zu spitzen Fängen zu … menschlich; ihre Klauen trotz der Krallen zu sehr wie Hände und Füße; ihre Glieder zu sehr wie Arme und Beine. Krumm und verbogen zwar. Aber immer noch menschlich. Irgendwie. Grauenvoll verdreht menschlich. Wie ein perverser Scherz der Natur. Und sie zogen eine seltsame Schwärze hinter sich her. Oder war es das, was noch bei ihnen war? Was ich nicht sehen konnte, nur erahnen?
    Sie kamen heran.
    Langsam.
    Unaufhaltsam.
    Meine Hand wollte mir kaum gehorchen, als ich nach dem Dolch tastete. Ihn aus seiner Scheide zerrte. Vor mich hielt. Die Schwärze kroch zwischen ihnen dahin. Waberte. Breitete sich aus. Ihre Augen hingen unverwandt auf mir. Nein. Keine Augen. Da waren nur leere Höhlen in den Schädeln. Und trotzdem schienen sie mich zu sehen.
    Sie schlichen um den Bannkreis herum. Strichen direkt an seinem Rand entlang. Hilflos sah ich ihnen dabei zu. Wie sie Runde um Runde drehten. Immer wieder.
    Wo sie ihn streiften, flackerte er auf; blutrot.
    Die Zeichen am Boden glühten.
    Ihre Höhlen blieben auf mir.
    Einer warf sich dagegen. Feuer schlug in die Höhe, nach ihm.
    Ich schreckte von ihm weg.

    Ein anderer von der gegenüberliegenden Seite.
    Wieder einer. Ich keuchte, wich abermals aus.
    Noch einer. Ich warf mich herum. Beinah hätte meine Hand den Kreis berührt. Die Dolchklinge kratzte misstönend über den Boden.
    Sie umkreisten mich weiter.
    Immer weiter.
    Wieder einer. Die Fänge gefletscht. Sein Schwanz schlug über den Boden, gegen den Kreis, ins Feuer. Mein Atem verwandelte sich in ein hohes Keuchen.
    Die Schwärze kroch an den Zeichen des Kreises entlang. Leckte an ihren Rändern. Tastete.
    Mir war schlecht vor Angst.
    Wieder einer. Wieder von der anderen Seite.
    Und dann ein Geräusch, als würde jemand in die Hände klatschen. Einmal. Kurz. Hart. Scharf.
    Unvermittelt war eine andere Schwärze da, peitschte über den Boden, die Wände, zerfraß die erste der Kreaturen, als würde man im Zeitraffer zusehen, wie Holz verkohlte und zerfiel, verwandelte sie zu Staub. Der aufwirbelte und wieder herabsank. Und verging. Ein sanfter Windhauch schien über die Steinfliesen zu streichen. Wehte fort, was da vielleicht noch lag.
    Sekundenlang saß ich einfach nur keuchend da, starrte dorthin, wo bis eben eine dieser entsetzlichen Kreaturen gekauert hatte, wagte es nicht, zu der Stelle zu sehen, an der das ›Andere‹ gerade noch gewesen war, ehe ich mich umdrehte.
    Er stand in der Kirchentür. Der Blick, mit dem er mich ansah: kalt. Hungrig. Ein feines, grausames Lächeln.
    Mein Magen zog sich zusammen.

    Dann war er wieder fort.
    Abermals Stille.
    –
    Ein Krachen wie von einer Explosion. Draußen.
    Der Schein von Feuer, irgendwo jenseits der Kirchentür. Nah – und groß genug, um ein Stück hereinzuflackern.
    Der Gestank von brennendem Benzin. Und etwas anderem.
    Knurren.
    Kreischen.
    Das abbrach.
    Und wieder war da nichts als Stille.
    Stille.
    Stille.
    War es diesmal vorbei?
    Ich starrte zur Tür hin. Kroch näher an den Rand des Kreises.
    Lauschte.
    Nichts.
    Stille.
    Nichts als Stille.
    Elende,

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