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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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auch Rafael geantwortet hatte, neigte Joaquín den Kopf. »Dann werdet ihr ihn ohne Harm und Not wieder verlassen. « Er holte langsam und tief Luft, ehe er weitersprach. »Ich, Joaquín de Alvaro, erster Hexer der de-Alvaro-Familie, Meister von Santa Reyada, rufe die Macht der Elemente. Wir erbitten Regen für das Land, auf dem wir stehen. – Teilt meinen Ruf!« Die Kerze inmitten von Erde und Wasser erwachte von Neuem. Die Flamme schlug in die Höhe, sank wieder auf normale Größe zurück und brannte dann ruhig vor sich hin. Und trotzdem schien die Luft mit einem Mal zu knistern. Ich schluckte.
    Fernán war der Nächste. »Ich, Fernán de Villiers, zweiter Hexer der de-Villiers-Familie, Heiler des Ordre des Sorciers, rufe die Macht der Elemente. Wir erbitten Regen für das Land, auf dem wir stehen. – Teilt meinen Ruf!« Das Wasser kräuselte sich, schlug gegen den Wall aus Erde, brandete zurück, spülte um die Kerze und glättete sich wieder.

    Ich öffnete den Mund, um das Ganze meinerseits zu wiederholen, doch Joaquín schüttelte den Kopf. »Du kommst zum Schluss.« Dankbar für diesen Aufschub schloss ich den Mund wieder. Ich hatte keine Ahnung gehabt, als was ich mich hätte bezeichnen sollen. Allerdings bezweifelte ich, dass sich daran später etwas geändert haben würde.
    Als Nächstes kam Cris. »Ich, Cristóbal de Alvaro, Bruder von Joaquín de Alvaro, Sohn von Santa Reyada, rufe die Macht der Elemente. Wir erbitten Regen für das Land, auf dem wir stehen. – Teilt meinen Ruf!« Die Erde des Walls bröckelte, schlug Wellen, ein Riss fraß sich einmal quer durch seine ganze Länge, dass man beinah erwartete, das Wasser würde in der nächsten Sekunde aus ihm heraussickern. Ich spürte, wie Cris erstarrte. Joaquíns Brauen zogen sich zusammen, für eine Sekunde waren seine Augen schmal, musterte er seinen Bruder auf eine Art, die mich schaudern ließ.
    Doch der Wall hielt und die Reihe war an Rafael. Einen Moment sah er mich abschätzend an, dann begann er zu sprechen.
    »Ich, Rafael Ivarra, Blut eines Nosferatu, über die Siegel verbunden mit Joaquín de Alvaro, Meister von Santa Reyada, rufe die Macht der Elemente. Wir erbitten Regen für das Land, auf dem wir stehen. – Teilt meinen Ruf!« Der Wind erwachte völlig unvermittelt, rüttelte an der Kerze, peitschte über den Wall aus Erde und riss etwas davon als kleine Staubfahne mit sich in die Höhe. Und ließ es als dünne Schicht auf das Wasser zurückrieseln. Es wurde still. Sie sahen zu mir her.
    »Luz«, sagte Joaquín leise. Ich nickte, leckte mir die Lippen. Fernán drückte abermals meine Hand.
    »Ich, Lucinda Moreira, Blutbraut der …«, hilflos verstummte
ich, sah von einem zum anderen. Bis mein Blick auf Joaquín hängen blieb.
    »… ich, Lucinda Moreira, letzte Sanguaíera der Moreira-Familie …«, soufflierte er mir.
    »Ich, Lucinda Moreira, letzte Sanguaíera der Moreira-Familie …«
    »… Urgroßnichte der Sanguaíera Rosaria de Alvaro y Moreira …«
    Fernán sah ihn verblüfft an. Offenbar hatte er einen anderen Text erwartet. Auch Rafael hatte die Brauen gehoben.
    Ich sprach Joaquín nach.
    »… rufe die Macht der Elemente. Wir erbitten …«
    Ich sog den Atem ein und stieß ihn wieder aus. »… rufe die Macht der Elemente. Wir erbitten Regen für das Land, auf dem wir stehen. – Teilt meinen Ruf!«
    Es gab einen lautlosen Knall. Der Boden unter meinen Füßen stöhnte und zitterte, bebte. Mit einem erschrockenen Keuchen machte ich einen Schritt rückwärts. Hätten Fernán und Cris nicht fester zugegriffen, hätte ich den Kreis gebrochen. Doch schon in der nächsten Sekunde war alles wieder wie zuvor. Joaquín sah mir erneut in die Augen. Die Kerzenflamme schien direkt in seinen zu flackern. Mein Herz raste wie verrückt. Ich schluckte ein paarmal hart und trocken. Auf einmal schrie alles in mir nach Flucht.
    »Keine Angst, Lucinda. Du machst deine Sache sehr gut.« Joaquín. Er hielt meine Augen mit seinen fest. Unverwandt. »Jetzt konzentrier dich auf das Wasser. Spür den Regen.« Seine Stimme wurde leiser. »Riech ihn.« Sank zu einem Flüstern herab. »Schmeck ihn.« Ich schluckte abermals, fuhr mir mit der Zungenspitze erneut über die Lippen. Versuchte, genau das
zu tun, was er sagte: mir vorzustellen, wie der Regen auf die Erde fiel, erst langsam, nur einzelne Tropfen, bis es immer mehr wurden, sie herabprasselten; wie die Erde um sie herum aufspritzte, dunkler und dunkler wurde, sich vollsog, weich wurde, sich

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