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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Ich glaubte, das Geräusch zu erkennen, mit dem sich die Haustür von Santa Reyada schloss.
    »Was noch, Rafael? Irgendetwas ist noch. Sie haben noch irgendetwas außer dem Wagen gefunden? Ja, oder? Was?«
    »Lucinda …«
    »Was, Rafael? Ich will es wissen!«
    »Im Kofferraum lag das, was die Hexer der Hermandad einen ›Rejón de muerte‹ nennen.«
    Ich schloss die Finger noch fester um das Handy. Bedeutete ›muerte‹ nicht … ›Tod‹? In meinem Inneren verstärkte sich das Zittern. »Was ist das?«
    »Damit gibt ein Rejoneador dem Stier bei einem Stierkampf vom Pferd aus den Todesstoß.«
    »Stierkampf?«, wiederholte ich ungläubig. Todesstoß? »Ich versteh nicht. Was hat Joaquín …?«

    »Du verstehst nicht?« Wenn möglich war Rafaels Stimme noch härter geworden. Und kälter. »Dann lass mich dir erklären, wofür ein Hexer der Hermandad einen ›Rejón de muerte‹ benutzt. Vor allem ein Hexer der Hermandad, der unaufhaltsam Nosferatu wird, aber lieber stirbt, als den allerletzten Schritt zu tun.« Sein Tonfall änderte sich, wurde … bitter. Und gleichzeitig … drohender. »Ein Hexer der Hermandad, der sich aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen von seiner Sanguaíera fernhält. Obwohl das Blut dieser Sanguaíera verhindern könnte, dass er Nosferatu wird.« Er stieß ein Zischen aus. »Eine Art Spieß, nicht ganz so lang wie ein Billardqueue, mit ungefähr demselben Durchmesser. Ein Kern aus Stahl, mit einem Überzug aus Eisen. Das eine Ende ist stumpf. Das andere spitz. Eine zweischneidige Klinge. Scharf wie ein Rasiermesser. Wenn nicht sogar schärfer. Man stemmt das stumpfe Ende gegen eine Wand. Oder jede andere senkrechte Fläche. Stellt sich davor. Und dann …« Er ließ ein Schnalzen hören. »Es ist nicht wirklich schwer, links am Brustbein vorbei zwischen die dritte und vierte Rippe zu treffen. Und so scharf und spitz, wie das Ding ist, muss man bei – sagen wir irgendwas zwischen neunzig und hundert Kilo – nicht viel mehr tun, als sich einfach nach vorne fallen zu lassen. Das reicht für vorne rein und hinten wieder raus. Es ist ganz leicht. Und wenn man nicht versehentlich eines der großen Blutgefäße in Herznähe trifft, noch nicht mal eine besonders große Sauerei.«
    Der Boden unter mir schien sich zu bewegen. »Du meinst …«
    »Ja, ich meine.« Oh mein Gott. Jetzt machte dieses ›Was auch immer passiert: Mich wirst Du nach heute nicht mehr erreichen. ‹ aus seinem Brief auch deutlich mehr Sinn. »Was auch immer ihr zwei in den letzten Tagen getrieben habt: Joaquín
hatte niemals vor, danach wieder nach Santa Reyada zurückzukommen. «
    »Er hat das alles geplant«, flüsterte ich fassungslos. Er hatte mir ein neues Leben geschenkt und gleichzeitig geplant, seines zu beenden. Und bei den Ruinen hatte er mir noch erzählt, dass sein Urahn sich auf die gleiche Weise umgebracht hatte, als er Nosferatu geworden war.
    »Und das offenbar von langer Hand. – Warum er auf diesem Parkplatz war, weiß ich nicht. Warum er es durchziehen wollte, obwohl wir dich ja noch halbwegs rechtzeitig gefunden hatten, verstehe ich noch viel weniger.« Ich glaubte zu hören, wie eine Autotür zuschlug. »Aber offenbar hat ihn irgendjemand daran gehindert, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Allerdings bin ich gerade nicht sicher, ob ich deswegen tatsächlich erleichtert sein soll.«
    Es dauerte eine Sekunde, bis es in meinem Gehirn endgültig ›klick‹ machte. Vielleicht hatte es das aber auch schon vor einer ganzen Weile, ich war nur nicht bereit gewesen, es wahrhaben zu wollen. »Irgendjemand hat ihn entführt.«
    »So sieht es zumindest aus.«
    »Wer?« Ich presste die Hand auf mein Bein.
    »Wenn ich das schon herausgefunden hätte, würde ich schon lange nicht mehr mit dir telefonieren.«
    Vermutlich hatte Joaquín einfach zu viele Feinde. »Und jetzt?«
    »Ich komme nach Los Angeles und sehe mir seinen Wagen selbst noch einmal an. Vielleicht finde ich noch einen Hinweis, der Jorge entgangen ist. Ansonsten können wir nichts anderes tun als warten. Und hoffen, dass wir es mit irgendeinem Vollidioten zu tun haben, der nur hinter einem Lösegeld für einen millionenschweren
Geschäftsmann her ist und keine Ahnung hat, mit wem er sich tatsächlich eingelassen hat.« Er klang nicht, als würde er auch nur im Entferntesten davon ausgehen, dass das der Fall sein könnte. Ein Motor grollte auf.
    Ich schloss die Augen. »Wenn du irgendetwas weißt, ihr ihn findet oder sich … die Entführer

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