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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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melden, rufst du mich an?«, fragte ich leise. So wütend, wie er auf mich war, glaubte ich nicht daran, dass er Ja sagen würde. Aber ich musste es versuchen. Eine Sekunde herrschte am anderen Ende Stille. »Rafael? Rufst du mich an? Bitte!«
    Ein tiefer Atemzug, dann: »In Ordnung. Sobald sich irgendetwas ergibt, hörst du von mir.« Diesmal legte er einfach auf.
    Ich ließ das Handy in meinen Schoß sinken und starrte blind ins Leere. Oh mein Gott.

36
    D e Alvaro?« Die Stimme des Bengels klang unsicher. »Kannst du reden?«
    Zögern, dann: »Ja, Rafael ist auf der Suche nach Joaquín.«
    Unwillig runzelte er die Stirn. Dieser Rafael war ein Faktor, den er nicht unterschätzen durfte. »Ich hoffe, er hat keinen Verdacht geschöpft? Das wäre unseren Plänen alles andere als zuträglich.«
    Es schien, als würde der Bursche den Kopf schütteln. »Ich denke nicht.«
    »Gut. – Du musst das Mädchen zu mir bringen. Umgehend. Dein Bruder beginnt, den Verstand zu verlieren.«
    Wieder ein Zögern. »Aber außer Joaquín weiß niemand, wo sie ist.«
    Ja. Und auch ihm gegenüber weigerte er sich, zu verraten, wo die Kleine sich aufhielt. Er gab seinen Worten einen besorgten Klang. »Uns läuft die Zeit davon, Cristóbal. Seine Schwingen sind durchgebrochen. Er hat schon zwei meiner Diener getötet. Nein, regelrecht massakriert. Ich weiß nicht, wie lange …« Anstatt den Satz zu beenden, stieß er ein Seufzen aus. »Du musst herausfinden, wo sie ist.«
    »Wie denn, verdammt noch mal?«
    Er zischte. Einen solchen Ton war er von dem Bengel nicht
gewohnt. Oder dass irgendjemand sonst so mit ihm zu reden wagte. »Das ist mir gleichgültig. Tue es einfach und bring sie mir. Bis Sonnenuntergang. Es sei denn, du willst deinen Bruder nicht mehr lebend oder zumindest noch halbwegs bei Verstand wiedersehen.«
    Er hörte, wie der Bengel schluckte. »Ich … tue, was ich kann.« Ach, Bruderliebe war ein Geschenk des Teufels. Sie machte Männer manipulierbar, die es eigentlich nicht waren.
    »Sehr gut, mein Junge. Joaquín wird dir dankbar sein. Melde dich wieder, sobald du sie gefunden hast, dann sage ich dir, wo wir uns treffen. Und vergiss nicht: Bis Sonnenuntergang muss sie bei mir sein, damit unsere ganzen Bemühungen nicht umsonst waren. – Ach ja. Und vielleicht wäre es besser, wenn du dem Mädchen nicht gleich unsere Pläne verrätst. Wir wissen nicht, inwieweit sie bereit ist, deinem Bruder tatsächlich zu helfen.«
    »Ich weiß nicht, ob …«
    »Aber ich. Vertrau mir. Bis dann.«
    Ohne dem Bengel die Möglichkeit zu geben, noch etwas zu sagen, legte er auf. Einen Moment sah er das Handy angewidert an. Er war mit Enkelsöhnen geschlagen, die eine reine Enttäuschung waren: der eine eine schwache Memme ohne Rückgrat; der andere mächtig, arrogant und skrupellos. Und gefährlich bösartig. Eigentlich ideale Eigenschaften für einen Nosferatu, um seine rechte Hand zu werden. Dumm, dass der Bengel komplett fehlgeleitet war. Damit taugte er nur zum Sklaven.
    Bedächtig strich er mit den Fingerspitzen über die feine, schwarze Membran der Schwingen, die vor ihm lagen. Mächtige Schwingen. Stark. Kraftvoll. Einfach prächtig. Die Krallen
an den oberen und unteren Spitzen waren glänzend schwarz. Spitz. Rasiermesserscharf. Mörderische Waffen. Zu gefährlich, um sie seinem Enkel zu lassen. An den Ansatzstümpfen war das Blut noch nicht getrocknet.

37
    I ch hatte es geschafft, die Nudeln zu Pampe verkochen zu lassen.
    Und hatte im Anschluss daran den Versuch aufgegeben, mir etwas zu essen machen zu wollen. Nicht, dass ich tatsächlich Hunger gehabt hätte. Ich hatte nur gehofft, dass es das Zittern in meinem Innern mildern würde, wenn ich meine Hände mit etwas Simplem wie Kochen beschäftigte. Wahrscheinlich hatte man den frustrierten Schrei, mit dem ich Topf und Nudeln in den Spülstein befördert hatte, noch drei Häuser weiter gehört. Seitdem wanderte ich zwischen Wohnzimmer und Küche hin und her. Inzwischen hatte ich das Nagelbett meines Daumens blutig gebissen.
    Das Handy lag auf dem Sofa.
    Im Fernsehen hatte ich CNN laufen, weil ein Teil von mir der Meinung war, dass das Verschwinden von Joaquín de Alvaro ›bedeutend‹ genug war, um irgendwann auch in den Medien aufzutauchen. Nicht, dass Rafael es tatsächlich zugelassen hätte, dass etwas nach außen dringt. Dafür waren die sogenannten ›Vampirmassaker‹ immer wieder das Thema. Ich wagte es schon gar nicht mehr, auf den Bildschirm zu schauen, aus Angst, noch

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