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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Porträt. »Man beschuldigte sie, ihren Hexer mithilfe seines Zwillingsbruders, der kurz zuvor Nosferatu geworden war, in der Hochzeitsnacht ermordet zu haben. Zur Strafe wurde sie hier im Haus lebendig eingemauert.«
    Bei lebendigem Leibe eingemauert? Wie entsetzlich! Wenn sie nicht erstickt war, war sie elendig verhungert. Und das vermutlich in totaler Finsternis … Hier im Haus. Ich schauderte. »Hat sie es denn getan?«
    Ein Schulterzucken. »Ich weiß es nicht. Nach den Aufzeichnungen, die ich kenne, hat sie es bis zuletzt geleugnet. Sie hat
sogar den jüngeren Bruder der Zwillinge beschuldigt. Er hat wohl auch auf das Todesurteil gedrungen. Sie war eine Moreira. Die Hermandad hätte es sich selbst damals eigentlich nicht erlauben können, sie zu verlieren. – Es muss entsetzlich für sie gewesen sein. Da folgt sie dem Mann, den sie liebt, von Spanien nach Alta California, nur um dann zu erfahren, dass sie zu spät kommt, um ihn zu retten, und obendrein an seinen Zwillingsbruder verheiratet wird. Und dann beschuldigt man sie auch noch des Mordes.«
    Verblüfft drehte ich mich um. »Dann ist das also wirklich möglich?«
    »Was?«
    »Dass eine … eine Blutbraut für mehr als einen von eu… als einen Hexer passt?«
    »Manchmal. Sí. Je näher sich zwei in der Blutlinie sind, umso eher besteht zumindest eine winzige Chance. – Eine Blutbraut kann theoretisch für mehrere von uns die ›Richtige‹ sein. Aber für einen Hexer gibt es in der Regel immer nur eine, die ihn wirklich davor bewahrt, Nosferatu zu werden.«
    Also hätte dieser Rogier mich vielleicht sogar tatsächlich für einen Hexer aus seiner Familie benutzen können. Oder einfach weiterreichen können. Ich zog die Schultern hoch, wandte mich wieder Rosas Porträt zu. »Und, glaubst du, sie hat es getan?«
    »Was ich glaube, ist unerheblich. Gleichgültig, ob sie zu Recht oder Unrecht hingerichtet wurde: Sie ist tot. Niemand kann die Toten wiedererwecken. Auch ich nicht. – Aber ich weiß, dass sie, solange ich denken kann, niemals einer Seele etwas zuleide getan hat. Im Gegenteil. Und glaub mir: Es hat im Laufe der Jahre hier genug Männer gegeben, die es verdient hätten.«

    »Weiß man denn, wo sie …« Etwas in mir sträubte sich, das Wort auszusprechen. Arme Rosa.
    »… eingemauert wurde? – No. Die Originalpläne von Santa Reyada – so es sie jemals gegeben hat – wurden anscheinend bei einem Brand während des mexikanisch-amerikanischen Krieges vernichtet. Als es im letzten Jahrhundert renoviert wurde, hat man es zwar neu vermessen, aber auf den Plänen sind natürlich die aktuellen Mauern verzeichnet. Und aus irgendwelchen Gründen weigerte sie sich, mir die Stelle zu zeigen. Vielleicht kann sie es aber auch nicht. – Ich habe die Suche zumindest vor ungefähr drei Jahren aufgegeben.«
    Behutsam fuhr ich mit den Fingerspitzen den Rand des Rahmens entlang. »Sie ist … wunderschön.« Irgendwie traf es das nicht annähernd.
    »Sí.« Joaquíns Stimme war mit einem Mal dunkel und seltsam samtig. »Das ist der Fluch von euch Moreira-Frauen. Ihr seid alle wunderschön.«
    Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass er nicht das Bild ansah. Meine Wangen wurden heiß. Mit einem scharfen Atemzug trat er einen Schritt zurück. Beinah gleichzeitig fuhr ich herum, drückte mich an die Wand. Seine Augen hingen auf mir. Seine Oberlippe war ein winziges Stück gehoben, die Spitzen seiner Fänge waren nicht zu übersehen … Er hatte es erneut geschafft: mich eingelullt, in Sicherheit gewiegt. Das Atmen fühlte sich an, als sei plötzlich kein Sauerstoff mehr in der Luft.
    »Wo … wo ist eigentlich Cris?« Etwas in seinen Augen veränderte sich und ich begriff, dass meine Frage ein Fehler gewesen war.
    »Ich habe ihn heute noch nicht gesehen. Er meldet sich nicht
bei mir ab, wenn er Santa Reyada verlässt.« Die Worte kamen gefährlich kalt über seine Lippen.
    »Und … und Rafael?«
    »Du willst doch gar nicht wirklich wissen, wo Rafael ist, Lucinda. – Rafael ist geschäftlich unterwegs. Seit heute kurz nach Sonnenaufgang.«
    Ich war allein mit ihm. »Aber … ich dachte, er arbeitet für dich.«
    Er schnaubte. »Selbst ich könnte mir Rafaels Dienste nicht auf Dauer leisten. – Er ist mein Freund. Beinah so etwas wie ein Bruder. Estéban hat ihn irgendwann einmal von einer seiner Reisen mitgebracht, da waren wir noch Kinder. Das ist alles. «
    »Und wer ist Estéban?« Irgendwie schaffte ich es, meine verkrampften Fäuste wieder zu

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