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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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María mich wieder und wieder gewarnt. Dieser miese Bastard.
    Meine Hand zitterte, als ich die Tasse schließlich wieder zu mir heranzog.
    »No, Rosa, das kann sie allein. Du musst sie nicht mehr bemuttern. «
    Ich erstarrte. Seine Hand lag auf dem Deckel der Zuckerdose. Ich sah ihn an. Schluckte. Außer ihm und mir war niemand
sonst im Raum. ›Rosa‹, er hatte ›Rosa‹ gesagt. Ich hatte es genau gehört. Ich schluckte erneut … – Lieber Himmel. Er war nicht nur gemeingefährlich, sondern auch noch vollkommen irre. Wie sonst ließ sich erklären, dass er mit Leuten redete, die gar nicht existierten. Hinter ihm bauschten sich die Spitzenvorhänge vor der unteren Hälfte des Küchenfensters.
    Einen Moment lang hatte er mich ähnlich sprachlos angesehen wie ich ihn, jetzt schüttelte er mit einem leisen Lachen den Kopf. Verrückt! Er war verrückt. Den Bruchteil einer Sekunde konnte ich die Spitzen seiner Eckzähne erkennen. Mein Magen ballte sich zusammen.
    »Ich bin nicht verrückt«, versicherte er mir noch immer mit einem Grinsen im Ton.
    Ich hielt den Atem an, nickte pflichtschuldig. Wahnsinnigen sollte man nicht widersprechen, hatte ich mal irgendwo gelesen.
    »Wirklich nicht.« Er stellte die Kaffeekanne auf die Platte der Maschine zurück.
    Ich schluckte ein weiteres Mal. »Das habe ich auch nicht gesagt. «
    »Aber gedacht.« Mit einer Handbewegung verhinderte er meinen Protest. »Dein Gesichtsausdruck war nicht misszuverstehen. «
    War eine Gabel eine brauchbare Waffe, falls er auf mich losging? Oder eine Tasse heißer Kaffee?
    »Ich bin nicht verrückt, glaub mir.«
    »Mhm.«
    Mit einem geradezu theatralischen Seufzen schüttelte er abermals den Kopf. »Würdest du Lucinda bitte beweisen, dass ich nicht verrückt bin, Rosa?«

    Ich tastete verstohlen nach der Gabel.
    Nichts geschah.
    Er runzelte die Stirn. »Sehr witzig, Rosa. – Bitte.«
    Der Lavendelduft schien um mich herumzustreichen. Ein Wasserfall aus Zucker ergoss sich aus dem Nichts heraus in meinen Kaffee.
    »Ah …« Ich stieß die Tasse mit einem Schrei von mir, stolperte von meinem Hocker herunter, wich zurück. Der Kaffee spritzte über den Tresen und … war plötzlich … weg. Beinah wäre ich die beiden Stufen zum Essbereich rücklings hinuntergefallen. Etwas hielt mich fest, verschwand, als ich mich wieder gefangen hatte.
    »Darf ich vorstellen: Rosa. – Glaubst du mir jetzt?«
    Ungläubig starrte ich auf die spiegelblanke Granitplatte des Tresens. »Wer …« Mein Herz raste. »Wer sagt mir, dass du das nicht warst. Du bist …«
    »… ein Hexer. – Ich hätte das hier genommen.« Er griff nach der Rolle Küchenkrepp, die neben dem Herd gestanden hatte, und warf sie mir zu. Ich brauchte beide Hände, um sie aufzufangen. »Aber … – Ich … – Warum …?«
    Nachlässig hob er in einer Andeutung der Bewegung die Schultern, zuckte zusammen, umfasste wie zuvor die eine mit der Hand, rieb sie. »Auch Magie hat ihren Preis. Für manche von uns ist er sogar ziemlich hoch …« Er brach ab, schüttelte kaum sichtbar den Kopf, bevor er weitersprach. »Ich ziehe es vor, den normalen ›Alltag‹ ohne sie zu bewältigen, wenn ich kann. – Aber ich gebe zu, dass ich es war, der gerade verhindert hat, dass du dich auf den Boden des Frühstückszimmers gesetzt hast. Also?«
    »Also was?« Ich beäugte misstrauisch die Zuckerdose, während
ich mich langsam wieder näher wagte. Sie und der Zucker benahmen sich, wie sie sich benehmen sollten: Beides rührte sich nicht.
    »Glaubst du mir?« Verrückterweise schien ihm das wichtig zu sein.
    »Auf Santa Reyada gibt es also einen … Geist?«, vergewisserte ich mich vorsichtig.
    »Sí.«
    »Und woher weißt du, dass sie es war?«
    »Lavendel.«
    Verständnislos sah ich ihn an.
    »Wenn Rosa im Raum ist, riecht es nach Lavendel.«
    Der Lavendelduft in meinem Zimmer, als ich gestern zu mir gekommen war!
    Meine Kaffeetasse stand wieder senkrecht. Er hatte sie nicht wieder aufgestellt. Ich rieb die Handfläche an meinen Jeans.
    »Und sie kann überall … spuken?«
    Die Spitzenvorhänge flogen auf. Beinah hätte ich einen Schritt zurück gemacht.
    Er ließ ein tadelndes Schnalzen hören. »Sie mag es nicht, wenn man sie als Gespenst oder Spuk bezeichnet. Entsprechend ist sie auch nicht begeistert, wenn man sagt, dass sie ›spukt‹. – Frag mich nicht warum.«
    »Aha.« Nun ja, warum sollte nicht auch ein Geist Dinge nicht mögen dürfen. »Und als was will sie dann bezeichnet werden?«
    »Rosa.

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