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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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senkrechten Strich mittendurch, der beide Linien teilt«, murmelte ich und starrte weiter auf mein Siegelzeichen.

    »Stimmt.« Er schloss den Deckel des Kästchens. »Du hast ein Problem?«
    Wie ich es hasste, dass er solche Dinge bemerkte – und mir dabei auch noch den Rücken zukehren konnte. »Ich weiß nicht mehr, in welche Richtung der untere Bogen hier geht. Rechts oder links.«
    »Welches Siegelzeichen?«
    »Aksaha.«
    »Sag du’s mir.«
    »Ich weiß es doch nicht«, murrte ich. Bissiger, als ich eigentlich beabsichtigt hatte.
    Er drehte sich zu mir um, hob eine Braue. »Was ist die Besonderheit von Aksaha?«
    Ich hätte mir mit der flachen Hand gegen die Stirn klatschen können. »Es ist das fünfzehnte Siegelzeichen. Die Achse. Je nachdem, was es bewirken soll, geht der Bogen in die eine oder andere Richtung.«
    Mein Lob war ein kurzes Nicken. »Und jetzt sag mir, in welche Richtung der Bogen bei dir geht.«
    »Nach links. Die ›weiße‹ Seite.«
    »Warum gilt ›links‹ als die ›weiße‹ Seite?« Er lehnte sich rücklings gegen den Tisch.
    »Links ist die ›Herzseite‹.«
    Wieder ein Nicken. Den Kopf ein kleines Stück zur Seite geneigt, musterte er mich eine Sekunde. »Warum hast du keines meiner Autos genommen, als du versucht hast, davonzulaufen?«
    Ich holte bereits Luft, als ich begriff, dass seine Frage gar nichts mit Hexerei zu tun hatte. Ich stieß sie wieder aus.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Neugierde.« Nachlässig zuckte er die Schultern, stützte
die Hände zu beiden Seiten auf die Tischplatte. »Verrätst du’s mir?«
    »Ich kann nicht fahren.«
    Diesmal hoben sich beide Brauen. Ungläubig. »Du kannst kein Auto fahren?«, vergewisserte er sich nach einem Moment.
    Unwillig nickte ich.
    Sein Kopfschütteln war verständnislos. »Und warum sagst du mir das nicht?«
    Ich blinzelte verblüfft. Wie bitte? Warum hätte ich das tun sollen? Gab es ein Gesetz, dass man das sofort jedem erzählen musste? Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte, hatte er mich schon bei der Hand ergriffen und zog mich mit einem »Komm mit!« hinter sich her. Mein Stift klapperte auf den Tisch. Die ersten Meter war ich zu perplex, um irgendetwas zu tun, doch dann stemmte ich die Fersen in den Boden. Und wäre um ein Haar vornübergerissen worden. Nur durch einen stolpernden Schritt nach vorne konnte ich mein Gleichgewicht bewahren.
    »Was ist denn?« Ungeduldig hatte er sich zu mir umgedreht.
    »Könntest du es dir vielleicht abgewöhnen, mich wie einen Hund an der Leine hinter dir herzuzerren?«, fauchte ich ihn an. Hatte es da tatsächlich gerade wie belustigt um seinen Mund gezuckt?
    Er ließ meine Hand los, wies an sich vorbei zur Treppe. »Möchtest du denn vorgehen?«
    Unwillkürlich machte ich einen Schritt zurück. Diesmal war das Zucken um seinen Mund eindeutig bitter.
    »Komm mit.« Er drehte sich um und ging vor mir her.
    Es war verrückt, aber ich hatte beinah etwas wie ein schlechtes Gewissen, als ich ihm folgte. Quer durchs Haus. Ich fragte
nicht, was er vorhatte. Auch dann nicht, als er mich nach draußen führte. Für eine Sekunde schien er zu stocken, als die Sonne ihn traf, doch dann schloss er die Hand um etwas, das er verborgen unter dem locker fallenden Hemd trug, und stapfte weiter. Die Hitze fühlte sich an, als sei ich unvermittelt gegen eine Wand gelaufen. Verglichen mit der Kühle in seinem Laboratorium war das hier die Hölle. Ich musste irgendeinen Laut von mir gegeben haben, denn er warf mir einen kurzen Blick über die Schulter zu. Ging dann aber wortlos weiter. Zur Garage. Bis wir sie erreichten, klebte mir das T-Shirt auf der Haut.
    Schon von außen waren die Techno-Beats zu hören. Die Musik wurde ohrenbetäubend, als wir die Halle betraten.
    »Hola, Miguel!«, schrie Joaquín in den Lärm hinein und marschierte weiter vor mir her, in jenen Teil der Garage, den ich bei Cris’ Führung nur aus der Ferne gesehen hatte. Vorbei an einem deutlich weniger teuren, wenn auch nicht minder glänzenden knallgelben Wagen, der damals nicht hier gestanden hatte. Der Camaro schwebte immer noch in nicht ganz zwei Metern Höhe zwischen den Säulen der Hebebühne. Inzwischen hatte er auch einen Kotflügel weniger. Der junge Mann, der daruntergestanden und versonnen in die Innereien des Wagens hinaufgeschaut hatte, drehte sich um.
    »Hola, Patron!« Er wischte sich die ölverschmierten Hände an einem Tuch ab, das nicht minder ölverschmiert war. »Ich habe den Lamborghini aus San …«

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