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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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wartete nicht auf eine Antwort. »Gut, dann Cris.« Mit einer brüsken Bewegung neigte er den Kopf in Richtung des Spiegels. »Schau!«
    Ich gehorchte, beinah gegen meinen Willen. Und hielt den Atem an. Die Oberfläche schien sich zu kräuseln, Wellen zu schlagen. Für einen Moment blendete mich ein Glitzern. Ich sah Cris. Aber so, als würde ich von unten zu ihm emporschauen. Durch etwas, das sich bewegte… – das Wasser des Pools! Ich sah ihn so, wie er sich im Wasser des Pools spiegelte. Verschwommen, leicht verzerrt. Er lag nicht entspannt auf einer Liege, sondern hockte auf einem … Korbsessel. Vornübergebeugt. Scheinbar nachdenklich. Unruhig. Immer wieder sah er zur Seite. Zum Haus?
    Er löste seine Hand von meiner und trat zurück. Das Bild war schlagartig verschwunden. »Zufrieden?«

    Irgendwie benommen stand ich da. »Kannst du so jeden …«
    »No.« Sorgfältig verhängte er den Spiegel wieder. Auf dem Boden davor hatte sich eine Wasserlache gebildet. Mit einem Lappen von einem der Tische im Raum wischte er sie auf. Tische, auf denen Geräte standen, die eher in das Labor eines Chemikers gepasst hätten. »Es gibt ein paar Bedingungen dabei. Zwei davon sind, dass ich die Person kennen muss – je besser ich sie kenne, umso leichter fällt es mir, sie zu sehen –, und die Person muss sich in Sichtweite einer spiegelnden Fläche befinden.«
    Das konnte sogar die unruhige Oberfläche eines Pools sein.
    Ich legte die Arme über meinen Bauch. Ich war hier zu Hause gewesen, wenn stimmte, was Cris gesagt hatte. Warum hätte er lügen sollen?
    So hatte er also … »Die Sachen im Kleiderschrank in meinem Zimmer … Die Duplikate von allem, was ich irgendwann einmal hatte … Das warst doch du?«
    Langsam legte er den Lappen auf den Tisch zurück. »Sí.«
    »Du hast mich die ganze Zeit beobachtet? Du hast die ganze Zeit gewusst, wo ich war.« Die Worte klangen so zittrig, wie ich mich fühlte.
    »Sí.« Er sagte es, ohne mich anzusehen.
    »Warum hast du mich dann nicht schon viel früher …«
    »… hierhergeholt?« Erst jetzt hob er den Blick zu mir. Für eine Sekunde forschten seine Augen in meinem Gesicht. »Und was hätte es mir gebracht?« Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab, wandte mir den Rücken zu. »Ich weiß von deinem … Problem, Lucinda. Ich weiß, was geschieht, wenn dir einer von uns zu nahe kommt.«
    Ich presste die Arme fester gegen meinen Bauch. »Dann
weißt du doch auch, dass ich vollkommen nutzlos für dich bin. Ich muss dir mein Blut freiwillig geben, damit es verhindert, dass du Nosferatu wirst. Warum lässt du mich nicht einfach wieder gehen?«
    Mit einem tiefen Atemzug ließ er den Kopf in den Nacken fallen. Sekundenlang stand er absolut reglos, ehe er sich wieder zu mir umwandte. Etwas in seinem Blick hatte sich verändert. »Ich schlage dir ein Geschäft vor, Lucinda: Die nächsten zehn Tage bleibst du freiwillig auf Santa Reyada. Du versprichst mir, in diesen Tagen keinen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen und nach bestem Wissen und Gewissen zu lernen, was auch immer ich dich über Magie lehren werde. Danach lasse ich dich gehen.«
    »Was?« Ich musste mich verhört haben.
    »Du hast mich schon verstanden. – Also?«
    »Aber ich kann doch gar keine Magie wirken.«
    Unwillig stieß er die Luft aus. »Nein, das nicht. Aber du kannst lernen, was du tun musst, um sie von dir fernzuhalten. – Also?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum willst du mir das beibringen?«
    »Lass das meine Sache sein. – Also?« Er streckte mir die Hand hin. »Haben wir einen Deal? Zehn Tage: Danach bist du mich los. Für immer.«
    Einen Augenblick starrte ich auf seine Hand, nagte an meiner Lippe. Was hatte ich zu verlieren? Letztlich nichts. Und alles zu gewinnen. Nein, mehr als alles. Sein Blick hing unverwandt an mir. Und wenn er sich nach Ablauf dieser zehn Tage nicht an sein Versprechen hielt? Dann hatte er selbst mir beigebracht,
wie ich mich gegen ihn zur Wehr setzen konnte. Cris hatte gesagt, sein Bruder würde sein Wort immer halten. Drei Tage nach meinem nächsten Geburtstag würde ich frei sein. Ich grub mir die Zähne tiefer in die Lippe, ergriff seine Hand, drückte sie. Seine Finger schlossen sich fest um meine. Die Art, wie er zur Antwort nickte, hatte etwas Hartes, Endgültiges. Ich konnte nur hoffen, dass ich gerade keinen Handel geschlossen hatte, der einem Pakt mit dem Teufel gleichkam.
    Er schien meine Hand eine Sekunde länger als

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