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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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in den Himmel, deren Flügel sich ruhig drehten. Der Boden um sie herum glitzerte und spiegelte … Sonnenkollektoren. »Wohin fahren …« Wir passierten das Ortsschild. »San Isandro?« Verblüfft sah ich Cris an. Seine Stadt. Hier lebten die Menschen,
die unter seinem ›Schutz‹ standen und ihm im Gegenzug ›Gehorsam‹ schuldeten. – Und Blut. Der Knoten in meinem Magen zog sich noch weiter zusammen. Warum brachte Cris mich hierher? Ich umklammerte den Türgriff mit einer Hand, presste die andere flach auf meinen Oberschenkel. »Was wollen wir hier?«
    »Gleich!« Er strich über die Hand auf meinem Bein.
    Gleich? Das war nicht sein Ernst? Was sollte das? Ich umklammerte den Türgriff fester. Das hier war Cris. – Der mich schon einmal verraten hatte. – Nein! Ich zwang mich zu einem tiefen Atemzug und verdrängte den Gedanken. Es gab für ihn keinen Grund, es wieder zu tun. Ein weiterer Atemzug, dann riss ich meinen Blick von Cris los und sah aus dem Fenster. Draußen glitten jetzt Häuser vorbei. Die meisten weiß getüncht. Anscheinend eine ganz normale Geschäftsstraße. In einer ganz normalen Kleinstadt. In gemauerten Einfassungen auf den Bürgersteigen zu beiden Seiten wuchsen mächtige Joshua Trees, um die herum zuweilen niedrige Büschen mit winzigen weißen Blüten saßen. Wir passierten einen kleinen Eisenwarenladen, zu dem anscheinend eine Schreinerei gehörte, eine Bäckerei und ein Friseurgeschäft. Ein paarmal konnte man zwischen den Häusern hindurch jenseits der Stadt vertrocknete Erde und Felsen sehen. Als wir an einer Kreuzung halten mussten, weil die Ampel auf Rot stand, winkte uns – oder vielmehr Cris – von der anderen Straßenseite ein junger Mann mit Kinderwagen zu … Alles wirkte auf eine verwirrende Weise normal.
    Zwischen einer Boutique und einem Diner bogen wir dann in eine deutlich schmalere Seitenstraße ein. Ich warf Cris einen schnellen Blick zu, schaute wieder nach draußen. Auf der einen
Seite erstreckten sich jetzt wieder Wüste und Felsen, die unter der allmählich immer tiefer sinkenden Sonne mehr und mehr von Rot und Kupfer überzogen wurden. In der Ferne zeichneten sich weitere Häuser ab; dazwischen Koppeln, auf denen anscheinend Pferde und Rinder standen; etwas, das Scheunen oder Ställe sein konnten.
    Die Häuser, an denen wir auf der anderen Seite vorbeifuhren, wirkten irgendwie … historisch. Doch das Verblüffendste waren die Gärten, die sie umgaben: Rasen, Büsche und Bäume – grün und blühend. In einem saßen zwei Frauen auf einer Schaukel im Schatten und unterhielten sich – bis ihre Blicke uns folgten.
    Am Ende der Straße erhob sich eine Kirche, die aussah wie eine dieser alten, spanischen Missionskirchen. Auf dem Platz davor war das Rund eines … Brunnens?
    Ein Junge saß auf seinem Rand. Als er Cris’ Porsche bemerkte, sprang er auf, rannte quer über den Platz und verschwand in einem flachen, unscheinbar wirkenden Haus, in dessen weiße Mauer ein paar schmale, schießschartenartige Fenster eingelassen waren. Ohne Glas. Ein mit kleinen Mosaikkacheln eingefasster Durchgang führte ins Innere. Rechts und links davon wuchsen gelb blühende Kletterpflanzen bis direkt unter das Dach aus roten Ziegeln. Einen Bürgersteig schien es hier nicht zu geben. Nur eine niedrige Mauer mit einer kaum höheren Hecke dahinter trennte es von der Straße.
    Cris brachte den Porsche vor dem Haus zum Stehen, in dem eben der Junge verschwunden war, warf mir noch einmal einen irgendwie amüsierten Blick zu und stieg aus. Ich rührte mich nicht, während er um die Schnauze des Wagens herumging, um mir die Tür zu öffnen. Die Hitze, die ich von Santa Reyada inzwischen
so gut kannte, schlug mir entgegen. Dank der Klimaanlage des Porsche noch ein bisschen unbarmherziger als sonst.
    »Na komm, aussteigen!« Wie schon in L.A. streckte er mir die Hand hin.
    Ich blieb, wo ich war. »Was wollen wir hier?«
    »Das erfährst du gleich.« Er beugte sich vor, griff mich beim Handgelenk und zog mich einfach von meinem Sitz.
    »Cris …« »Komm schon!« Er ignorierte meinen Protest, stieg die zwei flachen Stufen zwischen den blühenden Oleanderbüschen auf jeder Seite hinauf und ging über eine kleine Terrasse, hinter der der Durchgang ins Innere des Hauses führte, meine Hand immer noch in seiner. Eine Eidechse, die sich auf der Mauer gesonnt hatte, huschte davon und verschwand im Schatten der harten, grünen Blätter der Büsche. Ich warf einen hilflosen Blick über die Schulter

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