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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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soll ich Ihnen sagen. So etwas denkt sich ja niemand aus. Leider ist es wahr«, bestätigte Walter das Gerücht.
Sie sahen, wie die dick geschwollene Hand des Mannes sich fester um den Stock krampfte. »Wie schade. Nun sin wi wedder een weniger.« Leise fügte er hinzu: »Wer brukt dat, Walter?«
»Ich würde gern morgen zu Ihnen kommen, und mich mit Ihnen über Laurenz Heitmann unterhalten, ja? Bitte überlegen Sie bis dahin, ob Ihnen etwas Ungewöhnliches einfällt, das uns helfen kann. Wir sind für jeden Hinweis dankbar.« Walter wollte ihm etwas Zeit geben.
Die Ratlosigkeit des alten Herren berührte Judith tief. Sie konnte ihm nichts sagen, was Trost spenden würde.
Als sie sich ein Stück entfernt hatten, klärte Walter Dreyer auf: »Der frühere Waldauer Dorflehrer, Johannes Meiring. Ich kenne ihn schon eine Ewigkeit. Es nimmt ihn ganz schön mit. Er ist, wenn ich mich recht erinnere, ungefähr Heitmanns Jahrgang und war einer seiner wenigen Freunde. Möglicherweise kann er uns etwas über Heitmanns Familie erzählen.«
»Er schien wirklich betroffen. Woher er es wohl weiß? Warum hat uns sonst niemand nach Heitmann gefragt?«, registrierte Judith Brunner.
»Seien Sie nicht böse, aber das liegt an Ihnen. Die Leute brauchen ein wenig Zeit, um sich an Fremde zu gewöhnen, noch dazu, wenn die von der Polizei kommen und in einem Mordfall ermitteln. Das wird sich schon geben. Keine Bange«, munterte er seine Kollegin auf. »Und schon sind wir am Ziel.«
     
     
    ~ 20 ~
     
    Judith Brunner und Walter Dreyer standen vor einem ungewöhnlichen Haus, eher einer Miniaturburg. Dicke Mauern, kleine, schmale Fenster, Zinnen und ein Turm. Ein stattlicher Bewuchs mit wildem Wein vervollständigte den Eindruck.
Als Walter Dreyer an die mit dicken Metallbändern beschlagene Holztür klopfte, bewegte sich zunächst ein Vorhang hinter einem der Fenster im Erdgeschoss, bevor nach einer geraumen Zeit eine ältere Dame die Tür öffnete.
Die Besucher wurden von harten Augen gemustert. Die Frau war dünn, hatte ihr Haar zu einem Knoten gedreht und am Hinterkopf mit Haarnadeln festgesteckt, wodurch sie noch schmaler aussah. Sie trug über einem altrosa Pullover und einem mauvefarbenen Kleiderrock einen grobmaschig gestrickten goldfädigen Mantel. Obwohl sie gesehen haben musste, wer vor der Tür stand, begrüßte sie die beiden Besucher, als wären sie Fremde. »Ja, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
Judith Brunner sah im Augenwinkel, wie Walter Dreyer sich zusammennahm.
Er senkte seine Stimme: »Guten Tag, Frau Winter. Sie brauchen nicht so zu tun, als würden wir uns nicht kennen. Ich gehe davon aus, Sie ahnen, warum wir hier sind. Dürfen wir reinkommen?«
»Schon gut, schon gut, ich wusste ja nicht, ob ich vor der Dame«, sie beäugte Judith Brunner argwöhnisch, »gleich reden kann. Sie hätte ja auch eine Fremde sein können.«
Sie betraten einen, im Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild des Hauses, kleinen Flur. »Darf ich Ihnen meine Kollegin vorstellen? Frau Brunner ist Hauptkommissarin aus Magdeburg. Ich denke, Sie sollten ihr helfen, so gut es geht.«
»Natürlich, natürlich. Aber kommen Sie doch weiter«, bat die Frau die Besucher und ging voran. Doch sowohl ihr Tonfall als auch ihre Körperhaltung ließ keinen Zweifel daran, dass beide nicht willkommen waren.
Walter Dreyer lächelte Judith Brunner beschwörend zu und legte einen Finger auf die Lippen. Sie gelangten in einen einigermaßen gemütlich eingerichteten Raum, der zur Vorderfront des Gebäudes lag: Ihn schmückte die Art Vorhänge, die sich eigentlich nur wirklich wohlhabende Leute leisten können – elegant fallender, üppig vorhandener und klassisch gemusterter, schwerer Samt. Dazu zwei einladende Sofas und – was letztlich den Ausschlag für die Wirkung gab – einige wunderschöne Hockerlampen mit plissierten Schirmen.
Die Polizisten wurden jedoch nicht zu den Sofas gebeten; Emily Winter wandte sich einem runden, rustikalen Tisch in Esstischhöhe zu, um den Lehnstühle gruppiert waren.
Sie setzten sich. Die Stühle waren überraschend bequem.
Aus einem anliegenden Raum kam Anne Winter, die etwas kleiner als ihre Schwester war und sich auch nicht so extravagant kleidete. Sie hatte ein schlichtes Baumwollkleid an und eine farblich nicht passende Strickjacke darüber gezogen, weil es in den dicken Mauern ziemlich kühl war. Anne Winter trug eine silberne Halskette als Schmuck. Die unverkennbare Ähnlichkeit der Schwestern wurde

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