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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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durch ihre gleichartige Frisur noch betont. Diese Art, die Haare zu tragen, schien hier sehr beliebt, dachte Judith, denn sie war ihr schon bei mehreren Frauen im Dorf aufgefallen.
»Der Herr Dreyer ist wegen Laurenz Heitmann hier«, erläuterte Emily ihrer Schwester ohne Umschweife und wandte sich ihm zu. »Wir hören?«
»Guten Tag, Frau Winter«, begrüßte Walter Dreyer zunächst die Hinzugekommene, um dann äußerst entschieden fortzufahren: »Wenn Sie erlauben, möchte ich Sie beide bitten, mit dem Theaterspielen gar nicht erst anzufangen. Wir wissen alle, dass es hier um einen echten Mord geht. Insofern ist keine Zeit für Schauspielereien. Verstehen wir uns?«
Die Schwestern schwiegen empört.
»Haben wir uns verstanden?«, wiederholte Walter Dreyer. »Wir haben uns der Tatsache zu stellen, dass Herr Heitmann ermordet wurde und es möglicherweise jemand getan hat, den wir alle gut kennen und vielleicht sogar mögen. Meine Kollegin und ich werden herausfinden, wer es getan hat. Sie können uns dabei helfen und einige Fragen beantworten.«
Judith Brunner war einigermaßen verblüfft angesichts dieser Ansprache, aber sie ließ sich nichts anmerken. Ihr Kollege würde schon wissen, was er tat.
Anne Winter stand abrupt auf. »Lassen Sie’s mal gut sein. So schlimm war’s ja nun auch wieder nicht. Übertreiben Sie nicht etwas?«
»Ich wollte nur einem Laienspiel vorbeugen und uns allen viel Zeit sparen, Frau Winter. Wollen wir nun anfangen?«
Anne Winter setzte sich wieder, blickte ihre Schwester an und nickte Walter Dreyer zu.
»Danke. Also zunächst erst einmal, woher wissen Sie von Heitmanns Ermordung?«
»Tja nun, gestern Abend hatten wir doch unser Heimatfreunde-Treffen. Jeder ist mal Gastgeber; so sparen wir uns den Vereinsraum. Diesmal haben wir uns bei den Hartmanns getroffen. Und als wir beide hinkamen, waren alle anderen so merkwürdig.«
»Gestern Abend schon?« Judith Brunner war erstaunt.
»Ja, und als wir fragten, was los sei, also Anne hat gefragt, sagte Heini Müller, dass Laurenz Heitmann in Gardelegen erstochen worden ist.«
Die beiden Polizisten sahen sich überrascht an, bevor Walter Dreyer nachfragte: »Heini Müller wusste, dass Laurenz Heitmann in Gardelegen erstochen worden war?«
»Ja. Er sagte es uns ganz leise und wir hatten natürlich keine Lust mehr, unseren Heimatfreunde-Abend wie üblich fortzusetzen. Sie wissen doch, wie wichtig Laurenz für den Verein war.«
Walter Dreyer nickte und präzisierte: »Als Sie gestern Abend zu den Heimatfreunden kamen, wusste man dort also schon Bescheid. Wann war denn das?«
Unsicher sahen sich die beiden an. »Wann war das wohl? Sicher wie immer, gegen halb acht. Wir hatten uns nicht verspätet.«
»Hm. Halb acht also. Wer war dabei, Frau Winter?«, wandte Judith Brunner sich an Anne, die ihr irgendwie sympathischer war.
»Nun, bis auf Laurenz«, sie stockte unsicher, »waren wohl fast alle da.«
»Würden Sie mir bitte die Namen nennen?«, hakte Judith Brunner nach und holte ihren Notizblock aus der Tasche.
Obwohl nicht angesprochen, antwortete Emily Winter ihr: »Wir sind momentan nur elf Heimatfreunde. Also Anne und ich. Dann Rosi Hartmann und ihr Mann Meinhard, der aber gestern nicht da war. Dann die alten Bachs, der junge Schulz mit seiner Freundin, Max Schwarz, unser Neuer«, schaffte sie, mit großer Missachtung in der Stimme, zu betonen, »Heini Müller ... ja, und Laurenz Heitmann.«
»Und alle wussten von der Ermordung Heitmanns?«
»Ja. Aber keiner wusste etwas zu sagen. Jeder hatte seine eigenen Gedanken zu ordnen. Na ja«, blickte Emily Winter entschieden auf, »nach kurzer Zeit entschlossen wir uns, wieder nach Hause zu gehen.« Ihr Ton deutete an, dass sie das Gespräch für beendet hielt.
Doch Judith Brunner hatte sehr wohl mitbekommen, dass das vorzeitige Ende des Heimatfreunde-Treffens ungefähr mit dem Anschlag auf Laura Perch zusammengefallen sein musste, und fragte unverblümt: »Und, haben Sie das getan?«
»Was?«
»Sind Sie nach Hause gegangen?«
Herablassend antwortete Emily Winter: »Mein Fräulein, was denken Sie, tut eine ältere Dame sonst hier am Abend? Warum wollen Sie das überhaupt wissen? Meines Erachtens war Laurenz Heitmann da schon lange tot. Ich weiß nicht, was die Frage soll, und ich bin etwas konsterniert.«
Judith Brunner ließ sich nicht provozieren. Sie wusste zwar nicht, wieso, aber Walter Dreyer hatte vorhin deutlich gemacht, wie hier geredet werden musste, um weiter zu kommen.

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