Bluteid - Black Magic Sanction
ich duckten uns. »Tut mir leid«, flüsterte sie dann, als Jih zurückkam.
»Ich wollte sie nicht verlassen«, sagte sie und schwebte mit in die Hüften gestemmten Händen über uns. »Ich habe nur kontrolliert, ob es sicher ist, den Boden zu begehen.«
»Wo ist Rex?«, fragte ich, und ein Stich Angst durchfuhr mich.
»Drinnen.« Jih flog ein Stück voran und dann zurück. »Hier entlang. Passt auf das Glas auf.«
Glas? , dachte ich. Mir war kalt und elend und ich machte mir Sorgen um Jenks.
Ivy setzte sich neben den Fairys an den Tisch und würde dort offensichtlich auch bleiben, während ich in der Wildnis unterwegs war. Ich winkte ihr zu, obwohl sie es nicht sehen konnte, und folgte dann Jih. Pierce trug eines der Fairyschwerter an der Hüfte, und als das Gras sich um uns erhob, fragte ich ihn. »Weißt du, wie man damit umgeht?«
»Mit absoluter Sicherheit nicht«, sagte er. »Aber ist es nicht toll? Ein wunderbarer Arkansas-Zahnstocher.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Oka-a-a-ay.«
Schnell fanden wir das Glas – die Reste unserer Trankphiolen, nahm ich an – und schoben uns vorsichtig zwischen den großen Scherben hindurch, wobei wir Jihs mit goldenem Staub markierter Spur folgten. Jeder Vogelschrei brachte mein Herz zum Rasen. Jeder Windstoß in den Blättern ließ mich wachsam nach oben schauen. Das Gras, durch das wir gingen, war geschnitten, aber trotzdem ging es mir bis an die Hüfte. Es wuchs in Büscheln. Ein Klappern ließ mich schlitternd anhalten.
»Heilige Scheiße!«, rief ich und Pierce zog sein Schwert, als ein metallisch glitzernder Käfer von der Größe eines Gürteltiers unseren Weg kreuzte. Seine Antennen wedelten in unsere Richtung und ich erstarrte, während ich mich fragte, ob ich ihn wohl treten konnte oder ob er mir dann den Fuß abkauen würde.
Jih, die in sicheren zehn Zentimetern Höhe über uns schwebte, schaute nach unten. »Das ist ein Pillendreher«, erklärte sie, und ihr Ton sagte deutlich, dass sie mich für ein Baby hielt.
»Ich habe noch nie einen gesehen, der so groß ist wie mein Kopf«, murmelte ich.
Sie ließ sich nach unten sinken, um dem Käfer einen Tritt zu verpassen, und er verschwand. »Es ist sicherer, wenn man fliegen kann«, meinte sie leichtfertig. »Ich war mal einen ganzen Monat flugunfähig, als ich mir die Vene im unteren linken Flügel verletzt hatte. Ich habe es gehasst. Bin die ganze Zeit nicht einmal nach draußen gegangen.«
Kein Wunder, dass Jenks nichts wirklich Angst machte. Bei dieser Größe erforderte es schon Mut, einfach durch die Gegend zu spazieren.
Jih hielt an und ihre Flügel verfärbten sich zu einem melancholischen Blau. Ich drückte mich an ihr vorbei und stellte fest, dass wir Jenks’ Baumstumpf erreicht hatten. Das Gras endete und öffnete sich zu einer glatten Erdfläche, die, wie ich mich erinnern konnte, ungefähr dreißig Zentimeter um den Stumpf herumreichte. Jetzt wirkte sie riesig. Sie war übersät mit den Überresten des Kampfes. Das Feuer, in dem die Waffen der Fairys verbrannt worden waren, war fast erloschen. Die Luft war sauber, aber trotzdem wehte über die Lichtung ein Hauch von Blut und verbrannten Haaren. Es war ruhig. Leer.
Pierce trat neben mich, und zusammen schauten wir auf den unauffälligen Eingang zu Jenks’ Heim. Er war fast unsichtbar, so geschnitzt, dass er aussah wie ein Teil des Baumstumpfes. »Er ist rund«, sagte er leise. »Ich habe noch nie eine runde Tür gesehen.«
»Vielleicht für die Flügel?«, riet ich und schaute zu Jih auf. »Danke, Jih. Willst du mit uns kommen?«
Jihs Füße berührten neben mir den Boden und sie senkte den Kopf, um ihre Tränen zu verbergen. »Ich werde nicht weiter gehen«, sagte sie flüsternd. »Mein Ehemann hält es für falsch, dass ich mich überhaupt dem Kampf angeschlossen habe, da es ja nicht mehr wirklich mein Garten ist. Aber ich konnte keinen Schaden darin sehen, meine Schwestern zu ›besuchen‹, während er zu Hause blieb, um sicherzustellen, dass niemand unser eigenes Land angreift.«
»Du bist mindestens so sehr die Tochter deines Vaters wie die deiner Mutter«, sagte ich und berührte sie leicht am Arm. Sie sah mich an. »Regeln sind nur Richtlinien.«
Mit einem bedrückten Lächeln wischte sie sich das Glitzern aus dem Gesicht und schaute auf ihr erstes Zuhause. »Ich glaube, ich hätte meinen Papa gern zurück, wenn er glücklich ist.«
Ich nickte und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass ich etwas Gutes tat. »Ich werde es
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