Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
Vom Netzwerk:
Nacht, dann wüsste ich schon, wie du sie wieder abtrainierst«, gurrte Käppli.
    »Ich bin sicher, dass du auch nachts um drei den Weg in meine Suite findest.«
    »Ich nehme einfach die Verbindungstür zu meinem Dienstbotenzimmer.« Auch Annemarie Käppli lächelte. »Ich wünsche dir viel Glück, Albert«, flüsterte sie. Ab jetzt mussten sie sich wieder geschäftsmäßig siezen.
    »Für Sonntag ist alles vorbereitet?«, fragte Sonndobler, ohne auf die Gefühlsanwandlung seiner Geliebten zu reagieren.
    »Seit drei Wochen alles gebucht und alle Vorbereitungen getroffen. Wir werden die allerersten Gäste dort oben sein. Hat sehr viel Geld gekostet. Der Pariser Alpenverein hat höhere Preise als ein Sechs-Sterne-Hotel aufgerufen.«
    »Die wissen, was sie da haben. Aber das ist es wert. Die Männer vom Harten Kern werden Augen machen, wenn wir sie da hinfliegen!«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.« Sie drückte seinen Handrücken und zog ihre Hand rechtzeitig von der seinen weg, als der Pilot die Cockpittür öffnete und in das Passagierabteil trat.
    »Alles bereit zur Abfahrt, Herr Vorstandsvorsitzender«, meldete er.
    Sonndobler stutzte. »Sind Sie neu?«
    »Pasquale hat eine Schulung auf das kommende Gulfstream-Muster, das wir im Sommer übernehmen. Er ist in Nevada zur Ausbildung. Mein Name ist Gil, Herr Dr. Sonndobler. Ich werde Sie die nächsten Wochen fliegen.«
    »Na gut, herzlich willkommen, Gil. Ich hoffe, Sie sind ein ebenso fähiger Pilot wie unser Pasquale.«
    »Royal Air Force, ein paar Jahre Concorde und dann Royal Family, Herr Dr. Sonndobler.«
    »Na, das ist mal ein Lebenslauf im Zeitraffer. Gefällt mir, Gil.« Sonndobler wollte bereits die drei Stufen aus dem Privatjet auf den Asphalt des Flughafens hinabsteigen, doch dann drehte er sich noch einmal um. »Woher können Sie so gut Deutsch, Gil?«
    »Mutter aus Bad Nauheim.«
    »Ein Hesse. Na dann, Erbarmen!«, witzelte Sonndobler in Anspielung auf ein deutsches Lied, das sie bei den Banker-Partys immer zu später Stunde sangen, um die Kollegen aus Frankfurt zu ärgern.
    Gil schaute ihn nur verständnislos an.
    Wie sollte Sonndobler auch wissen, dass »Erbarmen« im Verhaltensrepertoire von Gil nicht einprogrammiert war.
    Freitag, 5. April, 16 Uhr 36
Auf der Aiguille du Goûter, 3817 Meter ü.NN.
    Das Mer de Glace im Mont-Blanc-Massiv war zu dieser Jahreszeit mit Tourengehern aus aller Herren Länder überfüllt. Für die Skiwanderer rund um Natalija, die immer noch keine Ahnung davon hatte, dass sie jemals anders geheißen hatte, war klar, dass sie auf die Spitze Europas, auf den Mont Blanc, ziehen würden. Sie stellten Kisi keine Fragen nach dem Warum. Kisi hatte bisher alles so wunderbar arrangiert, und diese lange Tour über zwei Wochen war das Schönste, was die meisten von ihnen jemals erlebt hatten. Längst hatten sie sich an die Höhe, die Etappenlängen, die Anstiege und die Abfahrten gewöhnt. Sie waren von Anfang an recht gut akklimatisiert gewesen, nachdem sie eine lange Zeit im Roseggletscher auf einer Höhe von fast dreitausend Metern verbracht hatten. Die ungezählten Höhenmeter der letzten beiden Wochen hatten ihre Kondition gestählt. Sie wären unter Kisis Führung nicht nur auf alle mit Ski besteigbaren Alpengipfel, sondern auch auf den Himalaja, die Anden und durch die Antarktis gestiefelt.
    Die Spritzen, die ihnen Kisis Helfer mittlerweile Nacht für Nacht im Schlaf verabreichte, um die Verluste durch Schwitzen und gesteigerten Grundumsatz zu kompensieren, trugen dazu bei, dass dieses blinde Vertrauen in ihre Führerperson ebenso aufrechterhalten blieb wie die Amnesie, die die Elektrokrampftherapie, die Hypnose und die Psychopharmaka hervorgerufen hatten. Die Gruppe war trotz aller Strapazen glücklich und zufrieden. Sie hielten beim Abendessen in der Hütte zusammen, redeten nicht mit Außenstehenden und gingen wie üblich früh zu Bett. Niemand hatte Verdacht geschöpft.
    Der lange Aufstieg am letzten Tag der Tour führte vorbei am Aiguille du Diable, am Grand Capucin und am Mont Maudit unterhalb des Mont-Blanc-Gipfels vorbei.
    Nach acht Stunden Aufstieg erreichten sie ihr Ziel. Auf einem Grat, hinter dem es unendlich in die Tiefe zu gehen schien, stand ein riesiges Gebilde aus Metall. Die Außenhülle des Objekts schimmerte rotgolden im Schein der untergehenden Sonne.
    So etwas hatte Natalija noch nie gesehen. War ein Raumschiff mitten im Hochgebirge gelandet? Sollte es sie in eine andere Welt bringen? Kisi war alles

Weitere Kostenlose Bücher