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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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beobachtete er die dunkle Schokolade, wie sie über das Stück Blattgold lief, auf das der Patissier die marinierte Feige gebettet hatte.
    Sonndobler wurde jäh aus seinem Paralleluniversum gerissen, als rings um ihn einige Gäste mit den Dessertlöffeln gegen die Weingläser schlugen, um dem Mann Gehör zu verschaffen, der leise und unbemerkt von den meisten die Bühne betreten hatte.
    Sonndobler blickte nach vorn und unterdrückte einen Schrei. Keine fünf Meter von seinem Tisch entfernt stand ein Mann am Stehpult, den er gut kannte. Allzu gut.
    »Mein Name ist Alexandre d’Annecy«, begann er seine Ansprache.
    Freitag, 5. April, 21 Uhr 45
Maloja, vor dem Apartment von Thien Baumgartner und Sandra Thaler
    »Dann bis morgen. Mehr als warten können wir eh nicht.« Thien öffnete den Wagenschlag des Jeep Cherokee, den Markus Denninger fuhr, und stellte die Füße in den Schneematsch. »Es taut«, sagte er mehr zu sich selbst als zu seinem Freund.
    Denninger antwortete nicht, denn er las gerade eine Textnachricht auf dem Display seines Mobiltelefons. »Warte!«, sagte er, bevor Thien Baumgartner die Wagentür zuwerfen konnte.
    Thien streckte Kopf und Oberkörper ins Auto und schaute gespannt, ob er etwas auf Denningers Handy erkennen konnte.
    Doch Denninger nahm das Telefon gerade ans Ohr. Er meldete sich nicht mit seinem Namen, gab während des ganzen Gesprächs keinen Laut von sich, sondern hörte nur zu. Nur zum Schluss sagte er: »At your command.«
    »Zu Befehl? Das hört sich nach einem nächtlichen Job an«, sagte Thien in der Hoffnung, mehr zu erfahren.
    »Hol deine Skisachen. Es geht los.«
    Thien wusste, dass es keine Zeit zu verlieren gab. Er rannte zum Haus, schlüpfte in seine Tourenhose und griff sich den immer gepackten Rucksack. Keine zwei Minuten später warf er den zusammen mit den Skistiefeln, Skiern und Stöcken ins Heck des Jeeps.
    »Die Kameratasche nicht vergessen!«, rief ihm Markus Denninger aus dem Wageninneren zu.
    Thien rannte zurück zum Apartment, um die Canon und eine kurze und eine lange Brennweite zu holen. Er saß kaum wieder im Auto, gab Markus Denninger auch schon Vollgas und jagte ohne Rücksicht auf Tempobegrenzungen die Straße in Richtung Malojapass entlang. Der Geländewagen geriet mit seinen hochgebockten Stelzen in den Haarnadelkurven der steilen Passstraße in gefährliche Schräglagen, und Thien musste sich am Haltegriff einkrallen, damit sein Kopf nicht gegen das Fenster der Beifahrertür oder gegen den seines Chauffeurs geschleudert wurde. Er war froh, als sie im Bergelltal angekommen waren und Markus den Wagen zwar mit kriminellem Tempo, aber wenigstens auf fast gerader Strecke durch Casaccia und Löbbia jagte. Doch schon hinter Zocca kam die nächste Passage mit scharfen Kehren, und Thien hatte allmählich seine liebe Not, die Pizza, die er gegessen hatte, bei sich zu behalten. Dann ging es wieder geradeaus, und sie erreichten sechs Minuten später Castasegna, wo sie mit hundertachtzig durch die Galerie heizten, die den Verkehr unter dem Dorfrand hindurchkanalisierte. Die italienische Grenze kam in Sicht. Denninger hatte Mühe, in dem der Station vorgelagerten Kreisverkehr das Auto in der Spur zu halten. Der Jeep schoss auf den hell erleuchteten Grenzübergang zu, als wolle er die Zöllner zu Kühlerfiguren machen, bremste dann aber mit kreischenden Reifen. Seine Durchfahrt musste von irgendjemandem angekündigt worden sein, denn der Schweizer Grenzer sprang zur Seite, und dem italienischen genügte ein kurzer Blick auf das Nummernschild, und er winkte den Jeep durch.
    »Gib mal Chamonix ein.« Es war das Erste, was Denninger seit ihrem überstürzten Aufbruch in Maloja sagte.
    Thien gehorchte, nahm das Navigationsgerät aus der Halterung an der Frontscheibe und wählte die schnellste Route. Sie führte in einem weiten Bogen um die Berge herum am Comer See vorbei hinunter nach Balsamo, fast bis nach Mailand, dann nach Westen durch Novara und wieder in die Berge hinein durch das Aostatal. Zwischen Courmayeur und Chamonix zeigte die Übersichtskarte einen geraden Strich, dort ging es durch den Mont-Blanc-Tunnel auf die französische Seite des höchsten Berges Zentraleuropas. »Drei Stunden, einundvierzig Minuten«, sagte Thien. »Zeit genug, dass du mir erklärst, was los ist. Ist ja praktisch alles Autobahn ab Balsamo.«
    »Darum werden wir ja versuchen, es in zweieinhalb Stunden zu schaffen«, sagte Denninger. Er legte sich damit ein Ziel vor, das selbst in einem

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