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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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stand. Er hielt es nicht für nötig, Sonndobler davon anzubieten.
    »Wovon sprechen Sie, Lex?«
    »Sie wissen genau, wovon ich spreche, mein Lieber. Luxor Fondsgesellschaft. Reitunfall. Oldtimerunfall.«
    »Sie … wissen Bescheid?« Sonndobler fühlte sich, als wäre er ein kleiner Bub, der beim Ladendiebstahl erwischt worden war. »Woher?«
    »Was tut das zur Sache? Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte es von Ihnen erfahren, Albert.«
    »Ich dachte …«, stammelte Sonndobler.
    »Sie dachten, es wäre eine Privatangelegenheit, weil es immerhin um das Verhältnis mit Ihrer Sekretärin geht. Doch es ist keine Privatangelegenheit. Männer wie wir haben keine Privatangelegenheiten. Das ist der Preis für die Macht, Albert. Und Sie wissen das.«
    Sonndobler sagte nichts. Was hätte er antworten sollen? Natürlich wusste er das. So wie Kayser wusste, dass ihm viel daran gelegen war, seine Frau und seine Kinder nicht zu verlieren. Die ganze Fassade der heilen Familie, die ihn in der Presse als Vorzeigemanager erscheinen ließ. Bei einem Skandal würde diese Fassade zusammenstürzen wie ein Kartenhaus. Und nicht nur die Fassade, sondern auch die Konstruktion dahinter. Das Bauwerk, das sein Leben war. Darum hatte er die Erpressung durch Alexandre D’Annecy geheim gehalten.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Ihre Frau wird es nie erfahren. Alles wird gut.«
    Konnte dieser Axel Kayser wirklich Gedanken lesen, wie manche vermuteten? Oder war er nur lange genug im Geschäft, um genau zu wissen, was Männer wie Sonndobler bewegte? Sonndobler senkte den Blick und suchte Halt an den goldenen Bordüren des tiefblauen Teppichs.
    »Wer ist dieser Alexandre D’Annecy?«, fragte Sonndobler.
    »Sohn einer reichen zypriotischen Reederfamilie. Das heißt: einer gewesenen Familie. Die Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, zwischen Nizza und Cannes. Der Junge war gerade fünf Jahre alt. Er war der einzige Erbe. Das Unternehmen wurde vom Treuhänder verkauft. Kein schlechter Deal. Und Alexandros, wie er in Wahrheit heißt, bekam die achthundert Millionen Dollar zuzüglich Zinsen, also rund eine Milliarde, an seinem achtzehnten Geburtstag ausbezahlt. Das war 2013. Seitdem war er untergetaucht. Nun wissen wir, wo. Und was er mit seinem Geld gemacht hat. Die Ungewaschenen, wie wir sie früher genannt haben, sind nicht alle so furchtbar ungewaschen.«
    »Woher wissen Sie das alles, Lex?«
    »Als Vorsitzender des Exekutivkomitees der Osterbacher unterhält man einen eigenen Geheimdienst, Albert. Sie sind ein junger Mann. Sie müssen noch eine Menge lernen.«
    Sonndobler stimmte schweigend zu. In der Tat musste er das. Er war bis vor wenigen Jahren noch Unternehmensberater und dann geheuerter Sanierer gewesen. Also einer, der von den Grundlagen des Geschäfts nicht wirklich viel verstand, weil er nur die Oberfläche glatt polierte. Erst seitdem er Chef der Caisse Suisse war, hatte er nach und nach Einblick in die Netze und Seilschaften erhalten, die die Geschäftswelt im Inneren zusammenhielten. Seitdem er bei den Osterbachern immer weiter aufgestiegen war, wusste er, dass sich diese Netze und Seilschaften nicht nur auf die Geschäftswelt bezogen.
    »Und wer sind die anderen, diese Kinder aus der Ober- und Mittelschicht, von denen Sie eben sprachen?«
    »Wenn wir das wüssten. Ich sagte Ihnen bereits vorhin, und das ist wahr: Wir kennen sie nicht. Sie verstecken sich zwischen den Milliarden von Internetnutzern. Zwar zeichnen die NSA und andere Dienste all diese Daten auf, aber es ist nicht so einfach, wie das einmal war oder wie es sich die Allgemeinheit vorstellt. Es genügt nicht, einfach die Mails zu lesen, in denen das Wort ›Bombe‹ auf Arabisch geschrieben steht.« Kayser schenkte sich nach. Er musste lachen. »Nein, das genügt wirklich nicht. Sie können die Abermilliarden winzigen Informationshappen, die auf Facebook und Twitter täglich abgesondert werden, nicht komplett überwachen. Nicht, weil sie das technisch nicht könnten; das zeigen ja unsere Freunde bei der NSA, dass man jede Kommunikation der Welt auf Serverfarmen kopieren und vorhalten kann. Nein, es fehlt einfach an der Zeit, diese Schnipsel zusammenzusetzen. Wenn Sie nicht wissen, wonach Sie suchen, ist es schwer, einen Anfang oder ein Ende des Puzzles zu finden. Und es sind die Stücke vieler, vieler Puzzles, die sich da im Netz verbergen. Es ist, als müssten Sie das menschliche Genom entschlüsseln, wüssten aber nicht, wie die Bausteine

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