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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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zu der Tür in der Bücherwand, durch die er vorhin den Raum betreten hatte. Er öffnete sie und verschwand im Nebenraum. Nach wenigen Sekunden kam er wieder heraus. Fünf Männer folgten ihm. Sie trugen unscheinbare Freizeitkleidung und wiesen auch sonst keine Anzeichen auf, die auf Superhelden schließen ließen. »Darf ich vorstellen: Gil, Jack, Jim, George und John. Unsere Armee.«
    Sonndobler starrte Kayser nur ungläubig an. Vielleicht war der Weißhaarige ja doch durchgeknallt.
    »Diese fünf«, sagte Kayser, »sind die Generale und gleichzeitig die Soldaten in unserem Krieg gegen die Ungewaschenen. Und Sie, lieber Albert, sind mein Feldmarschall.«
    »Wie meinen?«, fragte Sonndobler nur.
    »Gleiches mit Gleichem vergelten!«, sagte Lex Kayser triumphierend.
    »So etwas Ähnliches habe ich erst kürzlich gehört«, sagte Sonndobler. »Auge um Auge, Zahn um Zahn – das hat dieser irre Erpresser zu mir gesagt.«
    »Genau. Das machen wir jetzt auch. Diese fünf Herren werden das rächen, was Ihnen die Ungewaschenen angetan haben. Sie haben bereits zwei wichtige Kunden Ihrer Bank getötet. Ab heute wird zurückgeschossen.«
    »Auch das habe ich schon irgendwo mal gehört«, murmelte Sonndobler. »Sie wissen alles, ja?«
    »Die Südsee-Prinzessin und der Investment-Banker. Ich weiß, was sie gemacht haben mit ihrem Geld. Es scheint so, als wüsste es bald jeder – außer dem Schweizerischen Geheimdienst und der Polizei.«
    »Wieso sagen wir es denen nicht?«
    »Albert …« Lex Kayser setzte sich wieder. »Mein lieber Albert. Wie naiv sind Sie eigentlich? Ich mache mir ernsthaft Sorge, ob ich den Richtigen ausgewählt habe. Polizei und Geheimdienst? Glauben Sie, ich will eine Annonce im Tagesanzeiger aufgeben? Damit die Welt davon erfährt? Nein, das ist eine Sache zwischen denen und uns.«
    »Korrigieren Sie mich, Lex, aber suchen Terroristen nicht die Weltöffentlichkeit?«
    »So gefallen Sie mir schon besser. Der alte Analytiker. Sie haben recht, das werden sie zweifelsohne eines Tages tun. Aber sie sind schlau genug, es derzeit zu unterlassen. Sie müssten nämlich dann der Weltöffentlichkeit erklären, dass all der schöne Fair-Trade-Kakao, der in den hübschen kleinen Chocolaterien in Paris, München und Mailand verkauft wird, mit Kinderarbeit hergestellt wird. Dass die ökologische und angeblich sozial unbedenkliche Karité-Butter, die sich die Damen in Kopenhagen, London und Warschau ins Gesicht schmieren, von der Jugend Afrikas angebaut wird. Und für viele andere Produkte gilt das ebenso. Stichwort: Palmöl. Nein, mein lieber Albert, genau darum geht es doch. Die Ungewaschenen wollen Kleinbauerntum, Selbstversorger. Das bedeutet prekäre Verhältnisse. Leben wie im Mittelalter. Wir jedoch setzen auf industriellen Anbau, Flurbereinigung, Maschinen. Das nenne ich Fürsorge: Kein afrikanisches Kind muss mehr für die Schokoladen-Nikoläuse der europäischen Kinder arbeiten. Weil niemand dafür arbeiten muss. Die Einwohner dieser Länder können endlich aus dem Dreck aufsteigen. In den Mittelstand. Können Geburtenkontrolle ausüben. In die Städte gehen. Vernünftig werden, wenn Sie so wollen.«
    »Lex, Sie wissen genau, dass das nicht funktioniert. Die Leute werden in die Städte gehen, genauso viele Kinder haben wie auf dem Land und in Slums verrecken. Außerdem: alle großen Lebensmittelmultis werben auf ihren Internetseiten mit Fair Trade und anderen Initiativen.«
    Lex Kayser schaute entnervt an die Decke. »Ich glaube wirklich, dass ich den Falschen ausgesucht habe. Was schreibt Ihre Bank auf ihren Internetseiten alles über gutes Unternehmertum und ethische Regeln, denen Sie und Ihre Wertpapierhändler sich unterworfen hätten? Sie wissen genauso gut wie ich – oder eigentlich sollten Sie es noch viel besser wissen –, dass das alles Mumpitz ist, mein lieber Albert. Wir folgen dem Weg des Geldes, und das Geld sagt uns, wie es verdient werden will. In Afrika etwa will es mit unendlich viel Fläche, viel Sonne und Wasser und maschineller Landwirtschaft verdient werden. Und nicht mit Kleinbauerntum, das die Menschen aus dem Kreislauf des ewigen Siechtums nicht herauslassen wird. Diesen Kreislauf werden wir jetzt unterbrechen. Ich meine das ernst. Und gegen die Verslumung haben wir ein Mittel. Das ist das kleinste Problem. Zunächst müssen die riesigen Flächen bereinigt und für maschinelle Bearbeitung vorbereitet werden. Menschen und ihre Dörfer stören da nur.«
    Albert Sonndobler schwieg. Er

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