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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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zumindest für externe Kräfte ansprechbar geworden war. Und das bedeutete über kurz oder lang sein Ende als Vorsitzender des Osterbach-Lenkungsausschusses. Wenn er also durchblicken ließ, dass eine afrikanische Guerillera in seinem Bett gelandet war, dann musste er einen so starken Beweggrund dafür haben, dass er den sogar über das Amt des Osterbach-Chefs stellte.
    Oder Kayser war komplett verrückt geworden.
    »Was wollen die Leute?«, fragte ein anderer aus der Runde.
    »Eigentlich dasselbe wie wir. Wohlstand für alle. Nur verstehen sie etwas anderes darunter.«
    »Wieder solche Öko-Spinner? Ich dachte, das hätten wir hinter uns«, rief der Chef des größten Automobilkonzerns der Welt.
    »So einfach ist es diesmal nicht, mein lieber Volker. Sie spielen nicht mit Urängsten und romantischen Motiven wie dem Bewahren Ihres deutschen Waldes.« Axel Kayser musste lächeln. Dann blickte er in die Runde. »Nein, diesmal geht es um etwas anderes. Um Arithmetik und Logik. Und man muss leider zugeben: Da sind die Argumente von Kisi und ihren Anhängern nicht zu schlagen. Es sind die unseren.«
    Axel Kayser drückte den Knopf auf der kleinen Fernbedienung. Auf dem Bildschirm erschien eine Grafik, die ein simples X/Y-Koordinatensystem zeigte. Eine Kurve verlief sehr nahe der Nulllinie, bis sie in der Mitte des Bildschirms sehr steil nach oben stieg, um gleich darauf wieder bis fast auf die Nulllinie abzustürzen, wo sie dann am rechten Bildrand in die Unendlichkeit auslief. Diese schwarze Kurve beschrieb eine sehr enge Glocke. Jeder im Raum kannte sie. Alle Männer wussten, um was es ging.
    »Ich muss Ihnen diese Darstellung nicht erläutern. Es ist die Hubbartsche Verbrauchskurve fossiler Brennstoffe über den Zeitraum von fünftausend Jahren. Wir sind hier.« Er ging einen Schritt auf den Bildschirm zu und deutete auf die Spitze der Glockenkurve. »Oil Peak.« Er klickte ein weiteres Mal, und eine weitere, rot gezeichnete Kurve erschien. Sie deckte sich fast mit der schwarzen, endete jedoch dort, wo Kayser zuvor mit seinem Zeigefinger hingedeutet hatte, auf der Spitze der Ölkurve.
    »Und diese Kurve kennen Sie auch. Sie zeigt das Wachstum die Weltbevölkerung der letzten zweitausendfünfhundert Jahre bis heute. Unsere Aufgabe ist es, zu bestimmen, welchen Verlauf sie in den nächsten zweieinhalb Jahrtausenden nehmen wird. Denn wächst die Menschheit weiter mit der Geschwindigkeit der letzten hundert Jahre, wird die rote Kurve den gleichen Verlauf nehmen wie die schwarze. Sie wird in Richtung Nulllinie abstürzen. Rapide. Das wollen wir nicht. Darum werden wir unser großes Meeting im Mai dieses Jahres allein diesem Thema widmen. Bevölkerungswachstum, Energie, Landverbrauch. Diese drei Komplexe sind ein und dasselbe Thema. Sie wissen das. Jeder weiß das. Und auch die Menschen in Kisis Armee und diejenigen, die mit ihr sympathisieren, wollen nicht, dass die Bevölkerungskurve wie die Ölkurve verläuft. Niemand will das. Denn das würde bedeuten, dass in den kommenden ein- oder zweihundert Jahren die Anzahl der Menschen auf der Welt von knapp zehn Milliarden auf wenige Millionen oder hunderttausend sinkt. Es bedeutet die Apokalypse. Niemand kann das wollen. Wir sind uns, wie gesagt, nur nicht einig, wie wir ein Abflachen der Kurve bewerkstelligen. Wir setzen auf unsere Mittel, die zugegebenermaßen nicht immer die schönsten sind. Epidemien, Kriege, Hungersnöte. Sie sind aber die wirksamsten. Und es sind die, mit der die Natur schon immer Überbevölkerung in den Griff bekommen hat. Wir helfen nur hier und dort nach. Kisi und ihre Leute setzen auf andere Mittel: Erziehung, Kleinbauerntum, Selbstversorgung, Vernunft, Einschränkung des Ölverbrauchs. Nun, da wir uns für unseren Kreis darauf verständigt haben, keine sogenannten moralischen Maßstäbe an unser Denken und Handeln zu legen, ist es egal, ob Kisis Methoden moralisch schlechter oder besser sind als unsere. Aber ich halte sie für weniger effizient und schwerer durchsetzbar. Doch das eigentliche Problem ist, diese Mittel stehen in krassem Gegensatz zu den Methoden, mit denen Ihre Unternehmen ihr Geld verdienen. Das Dilemma: Entweder kommen unsere Methoden zum Tragen oder die der anderen. Und darum befinden wir uns im Krieg mit Kisi und ihresgleichen.«
    Die Männer im Salon trauten ihren Ohren nicht. Eine Frau aus dem afrikanischen Busch sollte die mächtigsten Regierungen und Unternehmen der Welt in einen Krieg um die Zukunft der Menschheit ziehen? Und

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