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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Bürgerkrieg.
    Montag, 18. Februar, 7 Uhr 15
Maloja, Apartment von Thien Hung Baumgartner und Sandra Thaler
    Thien hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Sie hatten ihn erst gegen zwei Uhr morgens durch die Kontrollen nach Maloja und in die Wohnung gelassen. Seitdem lag er bei voller Beleuchtung im Bett und starrte an die Decke. Sandra war weg. Mit seinem Kind im Bauch. Mit ihrem gemeinsamen Kind im Bauch. Nein, sie war nicht im See ertrunken. Das glaubte er keine Sekunde lang. Sie war irgendwo in einer Pension. In einem Hotel. In einem Krankenhaus. In einem Sanitätszelt. Vielleicht hatte sie einen Schock, konnte sich an nichts erinnern. Hatte vergessen, wo sie herkam, wie sie hieß.
    War das wahrscheinlich? Mit jeder Minute, die verging, wurde es unwahrscheinlicher. Doch daran dachte er nicht. Sie würden bald alle Personen erfasst haben, würden die Familien wieder zusammenbringen.
    Familie – zum ersten Mal dachte er dieses Wort. Er hatte gestern auf diesem See seine Familie verloren. Seine Familie, nicht nur seine Freundin. Das war eine ganz andere Sache. War es sein Schicksal, seine Familie immer wieder zu verlieren? Hatte ihm, nachdem ihm das südchinesische Meer die Mutter vor fast vierzig Jahren genommen hatte, der St. Moritzersee gestern seine Frau und sein Kind genommen? War es Bestimmung, dass er seine Liebsten an das Wasser verlor?
    Er musste mit seinen Adoptiveltern in Garmisch sprechen. Noch immer ging das Mobiltelefon nicht. Und ein Festnetz gab es nicht in diesem Apartment. Vielleicht hatten sie Sandra längst gefunden. Und die schweizerischen Behörden hatten ihre Eltern in Deutschland informiert. Es würde auch eine Internetseite geben, auf der eine Notfallnummer in irgendeinem Ministerium angezeigt wurde. Dort würde man anrufen können, um Neuigkeiten über den Verbleib seiner Familienangehörigen zu erfahren. Die Schweizer waren gut in so was. Seine Mutter hatte bestimmt schon in Erfahrung gebracht, dass es ihm gutging.
    Vielleicht würde das Handy gleich wieder funktionieren. Es würde klingeln, seine Mutter oder Sandras Eltern würden ihm mitteilen, dass alles okay sei. Oder vielleicht würde sogar Sandra anrufen und ihm …
    Und wenn nicht? Wenn er nichts von ihr hören würde?
    Er hatte nicht auf sie aufgepasst. Er hatte am anderen Ende dieser verdammten Rennstrecke gestanden, gut eintausend Meter von ihr entfernt. Sie war im VIP-Zelt gewesen, er draußen auf dem Eis. Er hätte sie nicht allein lassen dürfen, sagte er sich immer wieder. Aber er ließ sie ja auch allein über Tiefschneehänge fahren. Sie war ein erwachsener Mensch, kein Kleinkind. Aber sie war eine werdende Mutter. Hätte er ihr verbieten sollen, eine Ski-Weltmeisterschaft zu bestreiten, auf dem Event die Promis zu knipsen? Hätte er sie zu Hause einsperren sollen? Das war natürlich Schwachsinn.
    Außerdem – wer hatte schon mit so etwas rechnen können? Natürlich – dass ein Jockey im Galopprennen vom Pferd fällt und sich das Genick bricht, dass ein Skijöring-Fahrer stürzt und unter die Hufe der nachfolgenden Pferde gerät und dabei totgetrampelt wird, damit hätte man rechnen können in dieser Todessaison. Aber doch um Himmels willen nicht damit, dass dieser gottverfluchte See in die Luft fliegt. Welch kranke Hirne dachten sich so etwas aus? Und wer war in der Lage, so etwas auch auszuführen? Wobei … Wenn es möglich war, vierhundert Meter hohe Zwillingstürme einstürzen zu lassen oder die Zugspitzbahn im Tunnel einzusprengen – und er hatte am eigenen Leib erfahren, dass das möglich war –, dann war auch das hier möglich.
    Die Frage war: Welchen Zusammenhang gab es zwischen den Unglücken, die sich zuvor ereignet hatten? Darüber musste doch mittlerweile die ganze Welt spekulieren. Es musste einfach einen Zusammenhang geben. Das konnten nicht wirklich Unfälle gewesen sein. Oder doch?
    Thien musste unbedingt Zugang zu Nachrichten bekommen. Er konnte sich das nicht länger gefallen lassen, dass er als deutscher Staatsbürger hier in seinem Apartment von schweizerischen Behörden eingesperrt war. Er musste hier raus. Und wenn er zu Fuß gehen würde. Über die Berge und …
    Über die Berge? Da fiel ihm etwas ein. Natürlich, die Rettungshubschrauber. Sie hatten einige Personen aus dem VIP-Zelt der Caisse Suisse gerettet. Und waren davongeflogen. War Sandra unter den von ihnen Geretteten gewesen? Dann befand sie sich seit gestern Mittag in einem Krankenhaus und damit in Sicherheit.
    Ja, das Telefon würde

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