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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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gemacht. Sie beide waren Mitwisser!«
    Thien glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. Sandra hatte was?
    Steiner brüllte weiter. »Sie haben danach eine Medienshow abgeliefert, die nicht schlecht war. Deswegen hat man Sie ungeschoren davonkommen lassen. Aber glauben Sie mir, jeder Furz und jedes Wort, das Sie seit einem Jahr absondern, wird dokumentiert. Wir wissen, dass Sie einen Brief aus Vietnam erhalten haben. Wir wissen, dass Craig und Barbara darin erwähnt werden. Wir wissen, dass Craig und Barbara in der Zugspitze ums Leben gekommen sind. Wir wissen das alles. Und jetzt tauchen Sie und Ihre hübsche Freundin hier in der Schweiz auf und sind bei all diesen Unfällen und beim größten Anschlag dabei, den es innerhalb der letzten zehn Jahre in Europa gegeben hat. Und dann verschwindet Ihre Sandra, einfach so, aus einem vollkommen abgeriegelten Tal. Und dann meinen Sie, wir lassen Sie so mir nichts, dir nichts herumrennen? Sie sagen mir jetzt, was Sie wissen und was Sie getan haben, oder ich lasse die Burschen von der CIA hier rein. Das sind so richtige Arschlöcher. Und die scheißen so derartig große Haufen auf Ihre verdammten Rechte, das Sie sie selbst nicht mehr wiederfinden. Alles, was Sie über deren Vernehmungsmethoden jemals in Filmen gesehen haben, ist im Gegensatz zur Realität Kinderprogramm, Baumgartner!«
    Der Agent machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Zimmer, wobei er die Tür laut hinter sich zuknallte. Thien ahnte, dass er jetzt Stunden auf diesem harten Vernehmungsstuhl sitzen musste und die beiden Soldaten, die ihn bewachten, ihm weder zu trinken noch zu essen geben würden. Sie würden auch verhindern, dass er seinen Kopf auf die Tischplatte oder gar sich komplett auf den Boden legte, um ein Nickerchen zu halten.
    Der Psychoterror begann.
    Montag, 18. Februar, 12 Uhr 10
Roseggletscher, Oberengadin
    Sandra hatte wieder durch den Spalt in ihre Gletscherhöhle zurückkehren müssen, und die schwarze Frau mit der Waffe ließ sich über zwei Stunden lang nicht blicken. Niemand ließ sich blicken. Sandra legte sich einfach wieder auf ihren Eisblock und hüllte sich in den Schlafsack.
    Perfektes Versteck. Auf keinem Plan genau verzeichnet. Kein Mobilfunk oder sonstiger Empfang von irgendetwas. Keine Wärmebildkamera würde durch das zig Meter dicke Eis etwas entdecken. Es gab Wasser, und Lebensmittel hatten sie bestimmt eingelagert. Sie mussten nur mit dem Licht vorsichtiger sein. Im Winter war das alles ziemlich sicher. Im Sommer aber geriet der Gletscher in Bewegung. Da veränderte er sich, und solche Eishöhlen wie die, in der sich Sandra befand, entstanden, und andere stürzten ein. Doch bis zum Sommer würden sie Sandra bestimmt nicht hier festhalten. Oder?
    Warten war nicht Sandra Thalers Sache. Doch was hätte sie tun sollen? Schreien? Niemand hätte sie gehört. Außer ihr selbst.
    Und wer sollte sie hier suchen. Sie suchten den See nach ihr ab. Den Grund des Sees. Sie suchten die Hotels und Pensionen ab. Vielleicht die Heustadel. In jedem zweiten Stadel in der Schweiz war ein Militärgeschütz oder ein Bunkereingang untergebracht, wie jedes Kind wusste. Dort würden sie suchen. Aber wer würde sie schon in einem Gletscher vermuten?
    Sie starrte die kalten, bläulich schimmernden Wände an. Hätte sie nur irgendetwas tun können.
    Ich habe einen Vorteil, von dem sie nichts wissen, dachte sie. Ich weiß, wo wir sind. Ich kenne das Gelände. Ich kann abhauen. Leichter als so ein Russe, der noch nie Ski unter den Füßen gehabt hat. Diese Russen … Wen haben sie da eigentlich entführt? Klar, Russen haben Geld. Viel Geld. Aber ich bin eine Fotografin. Niemand weiß, dass ich 150000 Euro auf der Bank habe. Und selbst, wenn. Das ist gegen ein russisches Oligarchenvermögen ein Fliegenschiss. Das gibt so einer in einer Woche aus.
    War es nur Zufall, dass sie mich in den Helikopter gezogen haben?, dachte sie weiter. Bin ich ein kleiner, unbedeutender Beifang? Den Beifang werfen die Fischer über Bord, der stört nur.
    Sandra hatte immer noch Kopfschmerzen. Das angestrengte Nachdenken verschlimmerte sie noch. Doch sie konnte ihr Hirn auch nicht abstellen.
    Wenn ich störe, werden sie mich entsorgen, ging es ihr durch den Kopf. Ich verbrauche Essen, Trinkwasser, bin eine Gefahr. Doch vielleicht haben sie mich auch verwechselt. Doch mit wem? Vielleicht glauben sie, ich wäre viele Millionen Lösegeld wert. Wie finde ich heraus, wer ich für sie bin? Ich kann sie ja nicht fragen.

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