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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Rezeption, die vornehmlich aus einem runden Tresen bestand. Darauf stand ein immens großer Blumenstrauß. Die Wände waren mit einer violett schimmernden Textiltapete bezogen, deren Ursprung Thien in England vermutete. Solch verspielte und dabei nicht geschmacklose Muster konnten nur von der Insel kommen. Beim genauen Hinsehen erkannte Thien zart ins Muster eingeflochtene Caisse-Suisse-Logos. Selbst diese dem Corporate Design geschuldete Finesse zog die Anmutung des Raumes nicht ins Kitschige. Die Rezeption war unbesetzt, Thien hätte seine Fotoausrüstung verwettet, dass sich an Tagen mit echtem Kundenbesuch fünfsprachige Schönheiten dahinter befanden, die den Gast mit einem devoten Augenaufschlag begrüßten, um ihn sodann in eines der beiden Besprechungszimmer rechts und links zu führen. An diesem Tag übernahm das Sonndobler – ohne Augenaufschlag.
    Thien folgte ihm in das Zimmer links, in das es die zurückhaltende Pracht des Vorraumes nicht geschafft hatte. Hier dominierte wieder der Hochsicherheitsstil aus dem langen Geheimgang zwischen dem Café Fédéral und dem Keller der Caisse Suisse, in dem sie sich zweifelsfrei befanden. Der Boden, die Decke und die Wände bestanden aus Edelstahl, in der Mitte standen ein Besprechungstisch und zwei Stühle. Auf einem Beistelltisch gab es einen kleinen Kaffeeautomaten, einige Karaffen Hochprozentiges, zwei Flaschen französisches Mineralwasser, einen übersichtlichen Humidor samt zugehörigen Raucherutensilien und einen Teller mit Petit Fours.
    Auf dem Besprechungstisch lag ein iPad. Sonndobler nahm es in die Hand und setzte sich. Unaufgefordert nahm Thien den Platz auf der anderen Seite des Tisches ein.
    »Steiner hat mir nur gesagt, dass ich Sie hier treffe«, begann er. »Das heißt, er hat gesagt, dass ich Sie in dem Café treffe.«
    »Das hat auch gereicht, Herr Baumgartner.«
    »Schlimm genug, dass Sie meinen Namen wissen.«
    »Der ist auch noch echt. Ich habe Sie gegoogelt, Herr Baumgartner. Respekt.«
    »Schon gut.«
    »Und dieser Steiner … Auch Respekt. Heuert einen deutschen Helden unter Klarnamen an. Die beste Verschleierungstaktik, die es gibt.«
    »Die Geiseln, sie sind alle noch in der Schweiz. Alles andere ist fast ausgeschlossen«, berichtete Thien das, was er von Steiner als Briefing bekommen hatte.
    »Die Schweiz ist groß.«
    »Nun, sind wir mal froh, dass es nicht Brasilien ist. Alle Bunker und anderen Militärstellungen werden derzeit durchsucht. Auch die alten und aufgelassenen. Und ein paar Teams klappern die Hütten des Alpenvereins ab. Und sie durchsuchen auch die privaten Hütten und Chalets. Und Sie haben recht, die Schweiz ist groß, verdammt groß.«
    »Was kann ich für Sie tun, Herr Baumgartner?«
    »Ich brauche mehr Informationen. Ich muss mehr über die Entführten wissen. Mehr, als in ihren Kontoauszügen steht. Ich muss wissen, was sie körperlich aushalten. Wo man sie verstecken könnte, ohne dass man Gefahr läuft, dass der eine oder andere ausfällt. Vielleicht einer, der Medikamente braucht. Sie verstehen. Ich muss über diese Menschen alles wissen. Schuhgröße, Vorlieben, Krankheiten und so weiter.«
    »Wir sind deren Bank und nicht deren Ärzte.«
    »Kommen Sie, Herr Sonndobler.«
    »Hier sind unsere Vermissten«, sagte Sonndobler und reichte Thien das iPad.
    »Und das konnten Sie mir nicht in Zürich zeigen? Dafür musste ich nach Bern?«
    »Zürich ist voll mit Spitzeln.«
    »Hier ist doch auch alles voll mit Soldaten und Miliz.«
    »Ich meine, in Zürich ist die Bank voll davon«, gab Sonndobler zu. »Und deswegen haben wir nur hier in dieser relativ unscheinbaren Filiale die wirklich interessanten Daten gespeichert. Wir nutzen dazu ein Datencenter des Bundes. Es sind die Daten von Kunden, die – sagen wir – besondere Bedeutung für die Schweiz haben. Und genau solche Kunden wurden am Sonntag in St. Moritz entführt.«
    Thien nickte nur. Dass die Geschicke der Schweizer Regierung an vielen Stellen mit denen der Schweizer Banken verknüpft waren, war bekannt. Warum sollte diese Verknüpfung nicht auch auf operativer Ebene gegeben sein? »Wenn ich meinen Auftraggeber richtig verstanden habe, dann haben Sie ihm bereits Daten gegeben.«
    »Das, was Steiner hat, sind die Daten, die auch ein leitender Angestellter meiner Bank einsehen kann. Kontostände, Depotwerte, allgemeine Adressdaten. Sicherlich auch sensible Informationen. Aber nicht so sensibel wie diejenigen, die wir hier vorhalten.«
    »Und warum haben Sie die ihm

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