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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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etwas geworden. Unter dem Strich rechtfertigte das seine etwas – nun – härtere Gangart, so konnte man es nennen.
    Besonders, wenn sie aus verlotterten Elternhäusern stammten, war eine starke Hand mehr als gerechtfertigt gewesen. Man musste eine Basis für das Miteinander schaffen, und Angst war ein Treibmittel. Angst half, sie wieder auf Null zu drehen und langsam mit brauchbaren Werten wieder aufzubauen.
    Nur wer mit seinem Selbstwertgefühl und seinen kriminellen Instinkten auf Null war, konnte wieder zu einem achtbaren Mitglied der Gesellschaft erzogen werden.
    Die allerorten grassierende Brutalität von Jugendlichen zeigte doch, dass all die schön formulierten sozialpädagogischen Ansätze letztlich versagt hatten.
    Manchmal waren auch ihm die Bestrafungen an die Nieren gegangen, aber nie hatte er daran gezweifelt, den Kindern damit zu einer echten Chance zu verhelfen.
    Harte Zeiten erforderten harte Methoden. Und gegen Verstocktheit war ein Kraut gewachsen.
    Er sah hinüber zu der Kiste, die er in sein Bücherregal gestellt hatte. Dankesbriefe. Ja, einige hatten ihm im Erwachsenenalter gedankt. Die Liebe zu den Menschen zeigte sich eben nicht immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    Schade, dass er wohl keine Zeit finden würde, diesem durchgedrehten Schüler die andere Seite der Medaille zu zeigen.
    Warum hatte er sich ausgerechnet den Alten Elbtunnel als Treffpunkt ausgedacht? Gut möglich, dass er sich erst zu erkennen geben wollte, wenn sie in der Röhre standen. In dem Glauben, einen überschaubaren Fluchtweg zu haben.
    Ein Blind Date unter der Elbe. Schade, dass er das niemandem würde erzählen können.
    Sicher wusste er nicht, wie er heute hieß. Schließlich hatte er sich mit der E-Mail-Adresse von Arnfried Müller gemeldet.
    Nein, dieser Binkel war noch nie der Hellste gewesen. Seine Mitschüler hatten ihn damals unter die Dusche tragen müssen. Wasserscheu. Aber das hatte er ihm gründlich ausgetrieben. Carolus dachte an die mit abgestandenem Wasser gefüllte Viehtränke, die auf der Wiese hinter dem Heim gestanden hatte.
    Andererseits, wie er bei seinen Morden vorgegangen war und mit welchen Tricks er sich ein Alibi beschafft haben musste … alle Achtung!
    Ja, auch er, Carolus, war ausgeschlafen.
    Er nahm das Handy vom Tisch und wählte die Nummer.
    »Wie weit sind Sie mit den Vorbereitungen?«, fragte Carolus.
    »Wir sind einsatzbereit. Nur einer vom Tunnelpersonal hat wegen einer Dienstanweisung bei einem Vorgesetzten nachgefragt. Besonders, dass wir uns ihre Uniformen ausgeliehen haben, hat ihnen so gar nicht gefallen.«
    »Sehr gut. Sie sind bei der Legende einer geheimdienstlichen Angelegenheit geblieben?«
    Der Mann am anderen Ende der Leitung machte eine kurze Pause und sagte dann: »Ich habe die Worte ›Nationale Sicherheit‹ und ›Terrorprävention‹ benutzt. Die waren froh, dass sie hier rausdurften.«
    »Wie viele Leute haben Sie da unten?«
    »Vier in der Zentrale, an jedem Eingang zwei Mann und an der anderen Tunnelröhre auch jeweils zwei.«
    »Sehr gut. Technik?«
    »Komplette Kameraüberwachung und Richtmikrofone.«
    »Die Aufnahmen gehen an mich. Und nur an mich.«
    »Verstanden.«
    »Was immer Sie aufnehmen, Sie werden das umgehend vergessen, haben wir uns verstanden?«
    »Selbstverständlich«, sagte die Stimme.
    »Angelus sanguinis…«
    »Bitte?«
    »Schon gut, ich werde exakt vier Minuten vor dem vereinbarten Termin mit dem Fahrstuhl hinunterfahren.«
    Carolus legte den Hörer auf.
    »Flieg herbei, blutroter Engel, ich erwarte dich«, flüsterte er und lächelte.
    Plötzlich spürte er Metall an seiner Stirn.
    »Hier bin ich«, sagte der Mann, der neben ihm stand.
    Carolus hob den Blick.
    »Sie?«, sagte er ungläubig und noch einmal: »Sie sind das?«

24.
    Kaja Winterstein stoppte den Wagen an einem Kanal und sah auf die Karte. Das zu einem Damenstift umgewandelte holländische Kloster musste ganz in der Nähe sein.
    Auf dem Kanal, der parallel zur Straße verlief, dümpelten sechs Hausboote vor sich hin. Auf einem hatten es sich die Bewohner in Liegestühlen mitten auf dem Deck bequem gemacht. Gleich auf dem Kahn dahinter lackierte ein Mann ein Ruderblatt. Sein nackter Oberkörper war sehnig, die Shorts mit Farbflecken übersät.
    Holländische Sonntagsidylle. Und zu der gehörte auch das mit Kühen bevölkerte platte Land. Die Wege zwischen den Wiesen ähnelten einem asphaltierten Gitternetz.
    Vereinzelt sah sie Radfahrer und vorbeirasende Inlineskater.
    Sie

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