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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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hatte gehofft, in diesem Ort ein Hinweisschild zu finden, denn auf ihrer Karte war das Kloster nicht verzeichnet. Notfalls musste sie eben eine Tankstelle suchen, um sich eine bessere Karte der Umgebung zu kaufen.
    Was, wenn die ehemalige Geliebte des Priesters unter Demenz litt? Oder sich weigerte, über diese für sie so verhängnisvolle Affäre zu reden? Und wusste sie, wo ihr Sohn zu finden war und wie er jetzt hieß?
    Sie stieg aus dem Wagen und sah sich nach jemandem um, den sie nach dem Weg hätte fragen können, doch die Dorfstraße war verwaist.
    Kaja zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich gegen den Wagen. Der Geruch nach Kuhmist und frisch gemähtem Gras war trotz des Tabakrauchs unverkennbar. Ein älterer Mann mit einem Strohhut radelte an ihr vorbei und grüßte freundlich.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Sprechen Sie Deutsch?«
    Der Mann bremste sein Fahrrad und sagte:
    »Een beetje.«
    »Ich suche das Kloster Serveen.«
    Der Mann sagte nichts, sondern streckte seinen Arm aus.
    Irritiert folgte Kaja Winterstein der Richtung. Vor einer mit Knöterich bewachsenen Häuserecke entdeckte sie das umrankte Schild mit dem Namen des Klosters.
    »Das ist mir jetzt aber peinlich«, sagte sie.
    »Och«, sagte der Mann. »Dat is geen Unfall.«
    Er stieg wieder auf sein Damenrad, schob seinen Strohhut grüßend in die Höhe und trat mit ganzem Körpergewicht in die Pedale.
    Das Kloster, dessen älteste Gebäudeteile aus dem 12. Jahrhundert stammen sollten, war eine liebevoll restaurierte Ansammlung miteinander verbundener Gebäude, umschlossen von einer Steinmauer.
    Ein gepflasterter und überbauter Gang führte in den Innenhof. Efeu kletterte das Mauerwerk hinauf und umrankte die kleinen Fenster, die mit ihrem dicken Glas ein wenig kurzsichtig wirkten. Aus dem Internet wusste Kaja Winterstein, dass hier Benediktinerinnen jahrhundertelang ihr »Ora et labora«, ihr »Bete und arbeite« gelebt hatten. In der Früh aufstehen, dann erste Morgengebete, danach das Land bearbeiten, Wäsche waschen, Essen kochen, den Kräutergarten pflegen und dann die Stickarbeit, Weißstickerei, für die dieses Kloster einst berühmt war.
    Ein kleines Schild wies den Weg zum Klostercafé. Wegen der geringen Deckenhöhe zog Kaja Winterstein den Kopf ein.
    Sofort erhob sich eine etwa 60-jährige Frau von ihrem Stuhl und sah sie aufmunternd an.
    »Einen Kaffee?«, sagte sie. »Oder doch lieber einen kleinen Genever? Sie werden nirgendwo sonst einen vergleichbaren finden. Wir brennen selbst.«
    Während sie das sagte, zwinkerte sie Kaja zu und deutete auf eine Batterie von Schnapsflaschen.
    »Tut mir leid, ich muss noch fahren«, sagte Kaja.
    Die Frau machte ein mitleidiges Gesicht.
    »Einer wird nicht schaden«, entschied sie und füllte ein Glas.
    Wie eine gestrenge Lehrerin stand sie vor Kaja und wartete darauf, dass sie zum Schnaps griff.
    »Eigentlich bin ich auf der Suche nach Frau Eilers.«
    »Da werden Sie sich noch etwas gedulden müssen, die gute Rose hält gerade ihren Mittagsschlaf.«
    Kaja Winterstein kippte den Genever herunter. Er kratzte leicht im Hals, hinterließ dann aber einen angenehmen Salbeigeschmack.
    »Und?«, sagte die Frau. »Das ist ein Geheimrezept. Zusammengebraut mit Inkridenschien aus unserem Kräutergarten. Ein geistiges Getränk.« Sie lachte.
    Kaja erinnerte der Schnaps an einen Hustensaft, den sie als Kind getrunken hatte. Sie stellte das Glas auf den kleinen Tresen, und die Stiftsdame schenkte sofort nach. Kaja protestierte, doch die Dame verkündete: »So richtig schmeckt man den erst beim zweiten Glas. Sie werden sehen.«
    Sie stellte sich als Trude van Steen vor. Ja, sie habe heute Dienst, und wenn Kaja Lust habe, könne sie mit ihr eine kleine Besichtigung »veranstalten«, bis Rose »wieder fit« sei.
    »Sie ist doch gesund?«
    »Munter wie ein junges Walross«, sagte Trude van Steen und begann laut zu kichern. »Liegt an unserem Genever.«
    Sie führte Kaja Winterstein durch den Kreuzgang, dessen Fenster die Namen längst verstorbener Äbtissinnen zeigten. An den Wänden lehnten uralte ausgewaschene Grabsteine, die man ins Trockene geschafft hatte.
    In einer Vitrine waren Tücher aus dem 14. Jahrhundert ausgestellt. Hineingestickt hatten die Nonnen biblische Szenen wie Geburt, Kreuzigung oder Auferstehung von Jesus Christus oder Episoden aus dem Leben der Apostel.
    »Sehen Sie das Schaf mit dem brennenden Schwanz?«
    Kaja nickte.
    »Das ist sejxjuell . Mit einigen ist die Fantasie

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