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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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wusste, dass McAllister sich darüber klar war, dass er alles wusste.
    »Zwei Männer. Sind mit Blaumann und Werkzeugkasten seit einer Stunde vor Ort und sondieren die Lage. Wir sollten bald den ersten Report bekommen.«
    Hecht ging hinüber zu der Papierwand und deutete auf eine vergrößerte Luftbildaufnahme.
    »Der Flughafen von Kigali, hier das Gebäude von Avomex. Vermutlich Zäune auf der einen Seite, nur eine Zufahrtsstraße. Kaffee?«
    McAllister nickte, obwohl er wusste, dass ihm sein Magen das Koffein übel nehmen würde. Der junge Mann, der die Tür geöffnet hatte, brachte ihm einen Styroporbecher mit dem dampfenden Gebräu. Der Engländer nahm einen Schluck und verzog das Gesicht.
    »Wie viele Teams?«, fragte McAllister, während er in den Becher blies.
    »Vier Teams, plus die beiden Aufklärer.«
    »Also achtzehn Mann. Plus eins.«
    Hechts dunkle Augen wurden schmal.
    »Ihre Erfahrung in Ehren, McAllister, aber wir werden uns um die Sache kümmern.«
    McAllister sah den Einsatzleiter freundlich an.
    »Das ist keine Bitte, Hecht. Ich habe einen Auftrag zu erfüllen und der hat nichts mit der Geiselbefreiung zu tun, wie Sie wissen.«
    McAllister beobachtete das Mienenspiel seines Gegenübers genau. Er hatte eine lebhafte Vorstellung davon, wie sehr dem Einsatzleiter seine Einmischung widerstrebte. Die KSK plante ihre Operationen mit äußerster Präzision, er war ein unerwartetes und unkalkulierbares Element für sie. Aber darauf konnte und wollte er keine Rücksicht nehmen.
    Hecht ging in den hinteren Raum und zog die Schiebetür hinter McAllister zu.
    »In Kigali werden nach der Geiselbefreiung drei weitere Interpol-Leute dazustoßen. Die Regierung wird zeitnah über die Sicherstellung von potenziellem Beweismaterial im Lagerhaus informiert«, fuhr McAllister mit ruhiger Stimme fort.
    In Thorsten Hechts Gesicht arbeitete es. Aber der KSK-Einsatzleiter war durch und durch Profi.
    »Die Sicherheit der Geisel geht vor«, war alles, was er anmerkte.
    »Selbstverständlich!«, erwiderte McAllister. »Ich halte mich im Hintergrund und erwarte, dass ich unmittelbar nach der Aktion Zugriff auf das Beweismaterial bekomme.«
    »Verstehe. Aber wir sollten jetzt mit der Einsatzplanung fortfahren. In einer Stunde erwartet Brigadegeneral Weiß in Deutschland eine erste Einschätzung von uns, damit er das Auswärtige Amt informieren kann.«
    McAllisters Augen wanderten über die Arbeitsplatte und suchten nach einem freien Platz. Er entsorgte ein paar leere Styroporbecher und Wasserflaschen und schuf Raum für sein Laptop, das er aus seiner Ledertasche holte. Mit knappen Worten ging er mit Hecht noch einmal die wichtigsten Informationen der letzten Tage durch. Als er den Scan des Polaroids, der Lea verprügelt und gefesselt zeigte, auf den Bildschirm holte, pfiff Hecht leise durch die Zähne.
    »Die sind nicht gerade zimperlich.«
    Obwohl McAllister das Bild oft gesehen hatte, verlor es nichts von seiner schockierenden Wirkung. Die Vorstellung, dass Lea diesen brutalen Schweinen hilflos ausgeliefert war, machte ihn krank. Er klickte das Bild weg und beeilte sich, seinen Bericht zu beenden. Gerade als Thorsten Hecht ihm die einzelnen Schritte der Operation »Digit« – benannt nach Dian Fosseys berühmtem Gorilla – erklären wollte, klingelte das Satellitentelefon. McAllister tat so, als ob er sich eine der Karten, die Hecht vor ihm ausgebreitet hatte, studierte. Tatsächlich konnte er sich kaum auf die vielen Linien und Quadrate, die den Flughafen darstellten, konzentrieren. Obwohl Hecht schnell sprach, schloss McAllister aus seinen Äußerungen, dass die Beobachter in Kigali am Telefon waren. Er betete, dass sie Neuigkeiten von Lea hatten. Hecht legte auf und wandte sich McAllister zu.
    »Positiv. Meine Aufklärer haben die Zielperson im observierten Objekt gesichtet. Sie wurde von einem Bewaffneten eine Treppe hinuntergeführt.«
    McAllister fühlte eine Zentnerlast von seiner Brust genommen. Lea lebte und man kannte ihren Aufenthaltsort. Das war gut. Das war sogar sehr gut. Morgen würden sie Lea da rausholen. Er wünschte, er könnte ihr eine Nachricht schicken und sie darauf vorbereiten. Obwohl sein Innerstes vibrierte, war auf seinem Gesicht nur ein leichtes Kräuseln, wie von einem Lufthauch auf einer Wasseroberfläche, zu sehen.
    »Gut. Wann starten wir?«, fragte er Hecht.
    »Ich spreche sofort mit Brigadegeneral Weiß. Wenn wir zügig die Freigabe vom Auswärtigen Amt bekommen, morgen Nacht zwischen drei

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