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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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auftauchten. Sie legten Lea auf eine Trage und deckten sie zu. Im Laufschritt ging es zum Haupteingang, wo die Ambulanz mit laufendem Motor wartete. Die beiden Männer sahen dem flackernden Blaulicht nach. McAllister starrte Femi ins Gesicht.
    »Was machst du hier?«
    Femi grinste schief.
    »Ich dachte, ihr könntet vielleicht Hilfe gebrauchen.«
    »Bist du geistesgestört? Da draußen waren zwei Scharfschützen! Die hätten dich töten können.«
    »Haben sie aber nicht.«
    »Ach, verdammt …«
    »Stell dich nicht so an. Ohne mich hättest du vorher ganz schön alt ausgesehen.«
    McAllister lag eine Erwiderung auf der Zunge, aber er schluckte sie hinunter. Femi hatte recht. Alleine wäre die Sache um einiges schwieriger geworden. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufgetaucht, das musste man ihm lassen.
    »Wir werden deswegen ziemlich Ärger mit Hecht bekommen.«
    »Mir egal!«
    Femi machte eine wegwerfende Handbewegung. Sie gingen zum Haupteingang, wo KSK-Männer und ruandische Polizisten die Gefangenen unter strenger Bewachung in einen Transporter verluden. Hecht stand direkt daneben. Als er die beiden kommen sah, verfinsterte sich seine Miene.
    »Oh, oh«, flüsterte Femi.
    McAllister lächelte und hielt geradewegs auf den KSK-Offizier zu.
    »Wir haben Ihre Kollegen wie vereinbart informiert. Sie müssten jeden Moment hier eintreffen«, sagte Hecht, als sie vor ihm standen.
    »Danke. Woher kam der Typ, den wir draußen dingfest gemacht haben?«, fragte McAllister.
    Hecht zuckte mit den Schultern.
    »Wir können nur mutmaßen. Vielleicht war er beim Zugriff pinkeln. Er muss uns gehört und sich dann die Frau geschnappt haben.«
    McAllister nickte verständnisvoll.
    »Ein Glück, dass wir da draußen waren.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde fror Hechts Gesicht ein, seine Backenknochen traten noch markanter hervor als sonst.
    »So kann man es natürlich auch sehen«, antwortete er tonlos. McAllister wollte ihn versöhnlich stimmen.
    »Hören Sie, Hecht, ich weiß, dass …«
    »Bevor ich es vergesse, wir haben da drinnen ein Gorillababy gefunden. Mehr tot als lebendig«, unterbrach ihn der Einsatzleiter.
    »Verdammt! Das habe ich ganz vergessen!«
    Femi schlug sich mit der Hand auf die Stirn.
    »Wo ist er?«, wandte er sich an Hecht.
    »Ich bringe Sie hin, muss sowieso rein.«
    Wortlos gingen die drei Männer durch das geöffnete Haupttor, durchquerten die hell erleuchtete Halle und bogen links ab. Hecht blieb vor einer angelehnten Türe stehen.
    »Da drinnen«, sagte er und deutete mit der Hand auf den Raum und an McAllister gewandt:
    »Das Büro ist übrigens im ersten Stock.« Noch bevor McAllister etwas erwidern konnte, hatte sich Hecht umgedreht und marschierte zurück zu seinen Männern.
    »Ich glaube, deine Ansage vorhin kam nicht so gut an«, bemerkte Femi und schob langsam die Tür auf.
    Sein Blick fiel sofort auf das alte Bett an der Wand. Auf dem Drillich lag eine zerwühlte Decke, ein braunes Köpfchen lugte hervor. Leise schlich er sich an und zog die Decke ein Stück zurück.
    »Das gibt es doch nicht! Kivu!«
    Femi hatte den kleinen Gorilla sofort erkannt. Es war eindeutig Kivu. Der helle Fleck an der Schulter hatte ihn verraten. Sie hatten Millas verschollenen Sohn gefunden. Er schälte ihn vorsichtig aus dem Stoff, das Tier reagierte kaum.
    »Was machst du denn hier?«, flüsterte er, während er den dünnen Körper abtastete. Er war mager, schien aber ansonsten unversehrt.
    »Was fehlt ihm?«, fragte McAllister, der Femi über die Schulter gesehen hatte.
    »Weiß nicht. Er hat Fieber und sein Atem geht schwer. Ich muss ihn sofort zu einem Tierarzt bringen.«
    Vorsichtig wickelte er Kivu wieder in die Decke und nahm ihn auf den Arm.
    »Brauchst du mich hier noch?«
    Fragend blickte er McAllister an.
    »Nein, sieh zu, dass du mit ihm wegkommst. Ich werde mich um die Sicherstellung der Unterlagen kümmern. Ruf mich an, wenn es Schwierigkeiten geben sollte.«
    Femi nickte. Es würde nicht einfach werden, dem Tierarzt und den Behörden zu erklären, warum er mit einem kranken Gorillababy durch Kigali kurvte. Gott sei Dank hatte er einen guten Draht zu einer Auffangstation für Primaten in der Nähe. Die würden ihm bestimmt weiterhelfen.
    »Und was ist mit Lea?«
    »Die ist gut versorgt. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich mehr weiß, versprochen. Und jetzt mach, dass du endlich wegkommst.«
    Energisch schob er Femi aus der Tür und sah ihm nach, wie er im Laufschritt die Halle durchquerte.

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