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Bluterde

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Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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Lea und ihrem Entführer in die Höhe.
     
    »Vier Objekte erfasst. Geisel identifiziert. Freies Schussfeld.«
    Die Stimme des Scharfschützen war kaum mehr als ein Flüstern. Hechts Kiefer malmten. Vier Personen? Wer zum Teufel war da außer McAllister noch draußen?
    »Nein, warten!«
    Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
    »Personen identifizieren«, forderte er seinen Sniper auf.
    »Geisel, Geiselnehmer, McAllister und eine weitere Person. Männlich, schwarz, circa eins fünfundneunzig. Nähert sich Target von hinten.«
    Die Beschreibung passte perfekt auf den verrückten Affenforscher aus Bukavu. Wut stieg in Hecht auf, er atmete ein paar Mal tief durch.
    »Freies Schussfeld. Freigabe?«, kam wieder die Frage über den Äther. Hecht konnte die Irritation in der Stimme seines Scharfschützen hören.
    »Keine Freigabe! Abbruch. Ich wiederhole: Abbruch!«
    Thorsten Hecht hoffte, dass er nicht soeben den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte.
     
    McAllister hätte um ein Haar die Fassung verloren. Femi! Dahinten stand tatsächlich Femi. McAllister musste nicht lange nachdenken. Er wusste, was jetzt zu tun war.
    »Hey! Ich habe Geld. Du kannst mein ganzes Geld haben!«, rief er laut. Wieder ein schrilles Lachen auf der anderen Seite. Femi rückte näher.
    »Wie wär’s mit einem Auto? Ich kann dir ein Auto besorgen! Mit der alten Karre kommst du ja doch nicht weit!«
    »Halt endlich deine verdammte Klappe!«, brüllte der Cowboy, seine Stimme überschlug sich.
    McAllister sah Femi, der sich wie eine Raubkatze geschmeidig vom Boden abdrückte und sprang. Seine Pranken verkrallten sich im Arm seines Gegners und rissen die Hand mit dem Messer mit aller Macht nach hinten. Obwohl der Angriff für den Cowboy völlig überraschend kam, ließ er das Messer nicht fallen. Er versuchte, Femi abzuschütteln wie lästiges Ungeziefer. Lea nutzte diesen Moment und ließ sich auf den Boden fallen. Mit ein paar schnellen Bewegungen brachte sie sich aus der Gefahrenzone. Sofort war McAllister bei ihr. Breitbeinig stellte er sich vor sie, die Gyurza im Anschlag. Femi und der Cowboy wälzten sich vor ihm im Staub. Unter anderen Umständen hätte der Cowboy nicht den Hauch einer Chance gegen Femi gehabt, aber seine Panik verlieh ihm enorme Kräfte.
    »Femi, hau ab!«, brüllte McAllister. Der Lauf seiner Waffe zeigte auf das Menschenknäuel am Boden.
    »Verdammt, mach, dass du da wegkommst!«
    Endlich schaffte Femi es, sich das Messer weit genug vom Leib zu halten. Blitzschnell zog er ein Knie nach oben und rammte es seinem Gegner mit voller Wucht in den Unterleib. Ein erstickter Laut, der Cowboy krümmte sich. Femi trat mit dem zweiten Bein nach und katapultierte den angeschlagenen Widersacher außer Reichweite. Behände drehte er sich zweimal um die eigene Achse und drückte sich hoch. Auch der Cowboy hatte sich wieder aufgerappelt und wollte nachsetzen, als drei schnell hintereinander abgefeuerte Schüsse durch die Nacht peitschten. Aus weit aufgerissenen Augen starrte der Cowboy McAllister ungläubig an, dann ging er in Zeitlupentempo zu Boden.
    Jemand klopfte McAllister auf die Schulter.
    »Wir übernehmen jetzt. Ein Rettungswagen ist bereits unterwegs.«
    Der Interpol-Mann blickte hoch, neben ihm war der Pointman wie aus dem Nichts aufgetaucht. McAllister drehte sich um und sah Femi, der Lea an einem der LKW-Reifen in eine halb sitzende Position brachte.
    »Ian! Schnell! Hilf mir! Ich glaube, sie kann nicht atmen!«
    McAllister ließ sich neben Femi auf die Knie fallen. Er sah Lea kurz ins Gesicht, dann schob er ihr zwei Finger zwischen die Zähne.
    »Du musst ihren Mund öffnen!«, schrie er Femi an. Femi drückte ihren Kopf nach hinten und zog am Unterkiefer. McAllister schob seine Finger vorsichtig ein Stück tiefer.
    »Ich hab’s!«, schnaubte er und zog mit einem Ruck ein Stück Stoff aus ihrem Mund. Vorsichtig tätschelte er Leas Wange.
    »Lea! Lea, kannst du mich hören?«
    Lea tat einen tiefen Atemzug, dann öffnete sie die Augen. Sie brachte ein Lächeln zustande.
    »Ado ist noch da drin.«
    Femi warf McAllister einen fragenden Blick zu.
    »Wer?«
    »Gorilla«, war alles, was sie noch sagen konnte, bevor sie wieder das Bewusstsein verlor. Femi zog seine Jacke aus und breitete sie über Lea.
    »Wo bleiben die verdammten Sanitäter?«, fluchte er laut. McAllister musste unwillkürlich schmunzeln. Femi war schon wieder ganz der Alte. Sie blieben schweigend neben Lea sitzen, bis die Sanitäter fünf Minuten später

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