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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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er die Richtung, bewegte sich seitlich wie ein Krebs. Sie hatte Schwierigkeiten, mit ihm mitzuhalten, und wäre beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert. Mit jedem Schritt, den sie sich weiter von der Halle wegbewegten, wuchs Leas Verzweiflung. Da drinnen waren Deutsche. Vielleicht Polizisten. Ein Schluchzen stieg in ihrer Brust auf. Hilfe! Bitte helft mir doch! Aber es waren nur Gedanken, die ungehört in ihrem Gehirn hallten. Sie starrte verzweifelt in die Dunkelheit.
     
    McAllister drückte sich auf den staubigen Boden. Wer war das? Ohne Nachtsichtgerät konnte er nur Konturen erkennen, die sich langsam von der Wand lösten, aber das ungelenke Bewegungsmuster ließ ihn daran zweifeln, dass es sich um die KSK-Männer handelte. Aus der Entfernung sah es aus, als ob zwei Menschen miteinander ringen würden. Aber dafür waren sie zu leise. Auf den Ellenbogen schob er sich näher heran. Bergung eines Verletzten? Unwahrscheinlich. Er rückte so weit auf, wie er es riskieren konnte. McAllister konnte sich keinen Reim auf die beiden Personen machen, die sich in ihrem stillen Kampf langsam vorwärtsbewegten. Er beschloss, vorerst auf seiner Position zu bleiben und das Szenario zu beobachten. Als der Mond für einen kurzen Augenblick hinter den Wolken hervorlugte, setzte sein Herz für eine Sekunde aus. Lea! Die zweite Person war Lea! Er unterdrückte seinen Impuls, aufzuspringen und zu ihr zu laufen. Angespannt verfolgte er jede Bewegung. Ihm war klar, dass der Kerl sie als Schutzschild benutzte. Er musste es vorsichtig angehen. Wenn solche Typen in die Enge getrieben wurden, wusste man nie, wie sie reagierten. Leise schlängelte er sich noch ein Stück näher an die Lagerhalle. Der Mann zerrte Lea weiter, sie taumelte und strauchelte. McAllister war sich sicher, dass er nicht Richtung Haupttor, sondern über den Zaun auf das Nachbargrundstück fliehen würde. Und Lea? Er verfluchte sich dafür, das Funkgerät im Schuppen gelassen zu haben. Anders als die KSK-Männer drinnen in der Lagerhalle war er auch nicht mit einem Mikro ausgestattet. Verdammt, er hätte Unterstützung jetzt gut gebrauchen können. Aber er musste sich wohl oder übel alleine darum kümmern. Die beiden entfernten sich immer weiter. Schließlich drückte er sich vorsichtig hoch und schlich geduckt ein paar Schritte hinter ihnen her. In seinem Gesichtsfeld tauchte plötzlich ein riesiger, schwarzer Schatten auf. Mist! Er hatte völlig vergessen, dass noch ein alter LKW auf dem Gelände stand. Schlagartig wurde ihm klar, was der Typ vorhatte. Das musste er um jeden Preis verhindern. Er beschleunigte seine Schritte, ohne die beiden aus den Augen zu lassen. Sein Körper war gespannt wie ein Bogen. Bis zum Lastwagen waren es nur noch wenige Meter. Lea stolperte, fiel vorneüber. Jetzt! schrillte es in McAllisters Gehirn. Er machte einen riesigen Satz nach vorne, die entsicherte Gyurza zeigte auf den Kopf des Entführers. Aber er hatte die Rechnung ohne seinen Widersacher gemacht. Mitleidlos hatte der Lea an den Haaren wieder hochgezerrt und ihr das Messer an die Kehle gesetzt.
    »Lass das Messer fallen!«, brüllte McAllister.
    Der Mund des Cowboys verzog sich zu einem Grinsen. Geschickt positionierte er Lea zwischen sich und McAllister. Bei der Dunkelheit und ohne Nachtsichtgerät hatte McAllister keine Chance, einen sicheren Schuss zu platzieren. Er konnte das Weiß in Leas weit aufgerissenen Augen erkennen. McAllister zwang sich, den Blick abzuwenden, und konzentrierte sich stattdessen auf seinen Gegner.
    »Lass sie gehen!«
    Aber der Mann ließ sich durch McAllister nicht beirren. Zielstrebig bewegte er sich im Rückwärtsgang auf die Fahrertür des LKWs zu. McAllisters Gedanken rasten. Wenn er ihn noch eine Weile aufhalten könnte, würde früher oder später die KSK hier draußen auftauchen. Er machte einen Schritt auf die beiden zu.
    »Stehen bleiben!«, brüllte der Cowboy und zog das Messer an Leas Kehle noch ein Stück weiter nach oben.
    »Okay. Kein Problem. Lass die Frau gehen, dann kannst du abhauen. Du hast mein Wort.«
    Der Cowboy lachte schallend. Vorsichtig schob McAllister sich noch ein Stück näher.
    »Du brauchst sie nur in meine Richtung zu stoßen«, versuchte er es noch einmal. Er wusste, dass sich der Typ nicht darauf einlassen würde, aber vielleicht konnte er etwas Zeit gewinnen. McAllisters Augen registrierten eine Bewegung. Was war das? Während sein Gehirn noch nach einer Erklärung suchte, wuchs eine riesige Gestalt hinter

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