Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
Vom Netzwerk:
Ihm war es egal. Er hatte soeben sein erstes belastbares Beweismittel gefunden.
    »Volltreffer!«, schrie er und hielt das Foto triumphierend in die Höhe. Er war sich sicher, dass die Experten bei Interpol aus der unscharfen Aufnahme noch einiges herausholen konnten. Er lachte ausgelassen.
    »Jetzt bist du dran, Mr. Saubermann!«
    »Was ist denn hier los? Feiert ihr eine Party?«, polterte plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihm.
    McAllister fuhr herum und sah seinen Kollegen Christopher Sikibi in der Tür stehen.
    »Chris! Das ist aber eine Überraschung. Ich habe dich erst in ein paar Stunden erwartet.«
    »Hab den früheren Flieger bekommen. Was hast du da?«, fragte er und zeigte auf die Fotos in McAllisters Hand.
    »Beweismittel, die ich hüten werde wie meinen Augapfel. Ich erkläre es dir gleich im Auto.«
    McAllister sortierte die Fotos in eine Klarsichthülle und schob sie in seine Tasche.
     
    »Mach dir nicht ins Hemd!«, brüllte Crocodile ins Telefon.
    General Basabo bebte vor Wut. Seit sein Informant in Kigali heute Vormittag angerufen hatte, stand seine Welt kopf.
    »Was heißt hier ›mach dir nicht ins Hemd‹? Hast du mir nicht zugehört, du Idiot? Sie haben die Frau in der Avomex-Lagerhalle gefunden und Maurice, unseren Geschäftsführer, verhaftet! Es ist nur noch eine Frage der Zeit …«
    Er wurde von polterndem Lachen am anderen Ende der Leitung unterbrochen.
    »Ach komm schon, sei nicht so hysterisch. Du hast doch bestimmt Vorkehrungen für solche Fälle getroffen.«
    Crocodile hatte natürlich recht. Über die letzten Jahre hatte er ordentlich Geld ins Ausland geschafft. Er hatte aber nie wirklich damit gerechnet, sich aus dem Kongo absetzen zu müssen. Bis vor ein paar Stunden. Basabo war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Schnüffler von Interpol herausbekommen würden, dass er Anteile an der Intermet in Bukavu hielt. Dann war er dran und darauf wollte er nicht warten.
    »Wo steckst du eigentlich?«, fragte er Crocodile beiläufig.
    »Das geht dich einen feuchten Dreck an. Aber bestimmt nicht mehr im Camp bei der Mine. Werde mich in der nächsten Zeit ein bisschen rarmachen.«
    Basabos Magenwand brannte unter der jäh aufwallenden Salzsäure. Schnell griff er nach seinem Pillenfläschchen auf dem Schreibtisch. Crocodile würde mit seinen Männern in den Tausenden Quadratmetern unzugänglichen Dschungels Unterschlupf suchen. Keiner würde es wagen, ihm zu folgen, und wenn doch, saßen genug seiner bezahlten Freunde an neuralgischen Stellen in der Regierung, um das zu verhindern. Die Welt war ein Scheißhaus.
    »Warum willst du das wissen? Willst du mich verpfeifen?«, hakte Crocodile nach. Seine Stimme war sanft.
    »Bist du verrückt?«, erwiderte Basabo mit gespielter Entrüstung.
    »Ich dachte nur. Könnte ja sein, dass du versuchst, mit Interpol einen Deal für dich auszuhandeln. Aber so etwas würdest du nie tun, oder?«
    Die Art, wie Crocodile das »oder« betonte, jagte Basabo eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Natürlich nicht! Was denkst du?«
    »Gut. Ich würde vorschlagen, du packst jetzt deine Koffer und verschwindest. Ach ja, und versuche nicht mehr, mich auf diesem Satellitentelefon anzurufen. Ich werde es entsorgen.«
    Ohne ein weiteres Wort legte Crocodile auf. Basabo saß mit dem Handy in der Hand am Schreibtisch. Sein fülliger Körper zitterte.
     
    »Ihr Name ist Maurice Nbeli?«
    McAllister sah dem Mann auf der anderen Seite des Tisches fest in die Augen. Sein Gegenüber wirkte müde und nervös, er roch nach teurem Rasierwasser.
    »Ja.«
    »Sie sind Geschäftsführer der Avomex in Kigali, ist das richtig?«
    Nbeli nickte zaghaft, als ob er sich nicht mehr ganz sicher wäre.
    »Sie wissen, warum Sie hier sind, oder?«
    Der Geschäftsführer drehte den Kopf zur Seite und sah mit unbeteiligter Miene aus dem vergitterten Fenster. McAllister wartete ein paar Sekunden, dann nickte er Christopher Sikibi zu. Der Regionalleiter rückte mit seinem Stuhl ein Stück näher an den Gefangenen.
    »Besser, Sie antworten«, wies er den Mann mit leiser, aber durchaus bedrohlicher Stimme hin.
    Nbeli starrte auf seine Hände, die sich wie zwei Tiere im Kampf ineinander verkeilt hatten.
    »Ich will einen Anwalt!«
    »Den bekommen Sie. Später. Erst unterhalten wir uns.«
    Sikibis Stimme war freundlich, aber bestimmt. Er schob seinen Stuhl noch ein wenig näher.
    »Ich werde gar nichts sagen.«
    »Das würde ich mir an Ihrer Stelle noch einmal gut überlegen. Es geht hier

Weitere Kostenlose Bücher