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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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brauchen ihn noch. Er kann heute Nacht bei mir bleiben.«
    Femis Stimme duldete keinen Widerspruch. Omari schaute in den Rückspiegel und suchte den Blick des jungen Rangers. Doch Adolphe hatte von dem Gespräch nichts mitbekommen. Er war eingeschlafen. Während Omari seinen Kollegen am Telefon über die Vorkommnisse informierte, bretterte Femi über die löchrige Piste, als ob er sich für die Rallye Paris–Dakar bewerben wollte. Als sie in Bukavu ankamen, erwartete Joseph sie bereits im Innenhof des Büros. Er wurde eine Spur blasser, als er Adolphe aus dem Wagen klettern sah, den Arm in einer Schlinge.
    »Hey Kleiner, alles klar?«
    Adolphe nickte zaghaft und schleppte sich an ihm vorbei.
    »Den hat’s ganz schön erwischt, was?«
    »Die Verletzung ist das geringste Problem«, antwortete Omari, während er das Auto entlud. Joseph nahm ihm die Maschinenpistolen ab, trug sie ins Büro und schloss sie in den Waffenschrank. Beim Hinausgehen überrannte ihn Femi fast, als er die Treppe von seiner Wohnung herunterkam. Er hatte sich ein frisches T-Shirt angezogen.
    »Mist, ist schon fast vier!«
    Die Männer blickten ihn verständnislos an.
    »Ich muss noch schnell ins La Roche. Der Kerl von Interpol wartet da. Fahrt ihr schon mal vor zu Vitale Matete, ich komme dann direkt dorthin. Und bringt Adolphe mit!«
    Noch bevor die beiden etwas erwidern konnten, sprang Femi in den Landrover und setzte zurück. Es störte ihn gewaltig, dass er sich jetzt auch noch um diesen McAllister kümmern musste. Mal sehen, dachte er, ob der Typ wirklich eine so große Nummer bei Interpol ist, wie Lea immer behauptete. Jetzt hatte er die Gelegenheit, es zu beweisen.
    Er war über eine Viertelstunde zu spät, als er die Lobby des La Roche betrat. Er suchte die weitläufige Empfangshalle mit den Augen ab. Ein weißer Mann mittleren Alters, der mit überschlagenen Beinen in einem der plüschigen Fauteuils saß, erregte seine Aufmerksamkeit. Beige Hose, weißes Hemd, großes Ego – das musste er sein. Femi ging auf ihn zu und baute sich vor ihm auf.
    »Sind Sie Ian McAllister?«
    Der Mann blickte hoch und taxierte ihn.
    »Wer will das wissen?«
    »Dr. Femi Oranghi von der Wildlife Protection Society.«
    Der Engländer stand auf und hielt ihm die Hand hin. McAllister war zwar einen Kopf kleiner als er, aber kompakt gebaut.
    »Ah, Sie sind also Leas Kollege. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    Er lächelte. Femi griff nach der Hand und drückte eine Spur zu fest zu. McAllister verzog keine Miene.
    »Wo ist sie eigentlich?«
    Femi fand seinen nasalen Akzent blasiert. Als er in den USA studiert hatte, hatten er und seine Kommilitonen sich immer über die Engländer mit ihrer steifen Art und ihrem elitären Gehabe lustig gemacht.
    »Darüber wollte ich mit Ihnen reden«, antwortete Femi und deutete auf die Sitzgruppe. Sie setzten sich auf zwei gegenüberliegende Sessel. McAllister lehnte sich gespannt nach vorne. Femi sah ihm fest in die Augen.
    »Lea ist entführt worden. Gestern Abend, im Kahuzi-Biega-Nationalpark.«
    McAllisters Gesicht versteinerte.
     
    Die Finger seiner fleischigen Hand schlossen sich fest um das Prepaid-Handy. Er wusste, was ihn erwartete.
    »Dreht ihr da drüben im Kongo jetzt komplett durch?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung überschlug sich fast.
    »Du weißt, wie er ist«, versuchte er, seinen Auftraggeber zu beschwichtigen.
    »Du weißt, wie er ist? Ist das alles, was dir dazu einfällt?«
    Seine dicken Finger tasteten nach der Brille. Er nahm sie ab und schloss die Augen. Der Akzent seines Geschäftspartners bereitete ihm körperliche Schmerzen. Ein hartes, unnachgiebiges Französisch, das seinem Charakter entsprach.
    »Crocodile mag keine halben Sachen. Das war uns von Anfang an klar. Deshalb machen wir ja Geschäfte mit ihm, oder?«
    Er lächelte in den Hörer, in der Hoffnung, dass sein Gesprächspartner die Abneigung in seiner Stimme nicht hören würde.
    »Das ist mir egal. Er hat sich nicht an die Abmachung gehalten. Oder hast du ohne mein Wissen etwas anderes mit ihm vereinbart?«
    Die Stimme am anderen Ende hatte einen lauernden Unterton angenommen. Er musste auf der Hut sein.
    »Du hast dich klar und deutlich ausgedrückt: Der Deutschen einen Schrecken einjagen, damit sie den nächsten Flieger zurück nimmt und der Interpol-Typ nicht hier auftaucht.«
    Sein Magen brannte mittlerweile wie Feuer.
    »Genau! Und kannst du mir vielleicht erklären, warum Crocodile sie dann entführt hat?«
    Die Stimme auf

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