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Bluterde

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Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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eher einer Reihenhaussiedlung glich. Robert ließ noch einmal seine Kontakte spielen und sie kamen ohne weitere Sondergebühren durch die Passkontrolle. Als sie das Gebäude verlassen hatten, steuerte McAllisters Begleiter zielstrebig auf einen Mitsubishi Lancer zu.
    »Ich bringe Sie in Ihr Hotel.«
    »Ich wohne im VIP Palace.«
    Robert nickte, lehnte sich in seine Richtung und öffnete das Handschuhfach. Er nahm ein Kuvert heraus und reichte es McAllister.
    »Ihr Ticket für die Fähre morgen. Das Schiff sollte gegen fünfzehn Uhr in Bukavu ankommen.«
    McAllister faltete den Umschlag und steckte ihn in seine Brusttasche.
    »In Bukavu haben wir für Sie ein Zimmer im La Roche gebucht – ganz wie Sie es wollten.«
    Überrascht blickte McAllister ihn von der Seite an. Anscheinend klappte selbst im Kongo alles wie am Schnürchen, wenn Chris sich darum kümmerte.
    »Haben Sie sonst noch etwas für mich?«
    »Unter Ihrem Sitz.«
    McAllister tastete mit seiner rechten Hand den Raum unter der Sitzfläche ab. Er bekam ein Stück Stoff zu fassen und zog daran. Ein kurzer Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass er von niemandem beobachtet wurde, und er schlug das grobe Tuch auseinander. Die Gyurza mit dem schwarz geriffelten Griff und dem silbernen Lauf war zwar alt, lag aber gut in der Hand.
    »Die Munition gebe ich Ihnen, wenn wir beim Hotel sind.«
    »Was schulde ich Ihnen?«
    »Nichts. Aber wenn Sie das Schwein erwischen, verpassen Sie ihm eine Extrakugel von mir.«
    Als sie die Auffahrt zum VIP Palace hochfuhren, grinste McAllister. Beim Design des Hotels hatte jemand krampfhaft versucht, Tradition mit Moderne zu vereinen. Über dem verspiegelten Eingangsbereich klebte ein kegelförmiges Strohdach an der Fassade. Er stieg aus, um sein Gepäck aus dem Kofferraum zu holen. Robert war bereits neben ihm und händigte ihm eine Tüte aus, in der sich auf den ersten Blick nur Zeitschriften befanden.
    »Ich denke, damit kommen Sie aus.«
    McAllister nahm die schwere Tüte entgegen und streckte Robert die Hand hin.
    »Vielen Dank! Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Alles klar. Ach ja, hier meine Karte. Falls Sie noch etwas brauchen.«
    Der Engländer nahm die Visitenkarte entgegen und las, was auf dem dünnen Stück Papier stand: Robert Aoko, Import – Export. Mit einem Schmunzeln blickte McAllister seinem neuen Freund nach, der gerade wieder in sein Auto stieg. Kein Wunder, dass dieser Mann alles besorgen konnte. Er betrat die Lobby und checkte ein. Sein Zimmer war weder VIP noch Palace, aber immerhin gab es fließend heißes Wasser und einen Internetanschluss. Der Flug von der Elfenbeinküste über Togo in den Kongo hatte ihn müde gemacht. Eigentlich wollte er nur noch schlafen, aber er musste vorher noch bei Lea durchklingeln, um mit ihr eine Uhrzeit für das Meeting morgen zu vereinbaren. Er griff nach seinem Handy und rief sie gutgelaunt an. McAllister freute sich darauf, endlich wieder ihre Stimme zu hören. Aber als nach dem zehnten Klingeln weder Lea noch die Mailbox zu erreichen waren, schickte er eine SMS.
    Komme morgen um 15.00 Uhr mit dem Schnellboot in Bukavu an. Wohne auch im La Roche. 16.00 Uhr in der Lobby?
    Gruß
    Ian
    Der ICCN-Ranger, der den Suchtrupp anführte, stieß einen lauten Pfiff aus. Femi war mit ein paar kurzen Sätzen bei ihm und starrte auf das, was da am Boden lag. Schmutzig und nass, aber eindeutig zu identifizieren: Leas Rucksack. Minutenlang sagte niemand ein Wort.
    »Weitersuchen!«, wies der ICCN-Chef-Ranger seine Männer an. Zu fünft stellten sie sich in einer Reihe auf und durchkämmten das Unterholz Meter für Meter.
    »Femi, da!«
    Omari deutete auf einen Baumstamm neben sich. Nicht weit über ihren Köpfen war die Rinde weggerissen und Holzsplitter ragten wie die Stacheln eines Igels in alle Richtungen.
    »Das muss ein richtiger Kugelhagel gewesen sein.«
    Aber Femi hatte sich schon wieder abgewandt und suchte mit den Augen den Boden ab. Von Blut keine Spur, dafür überall Patronenhülsen. Er hob eine auf und hielt sie ins Licht. Eindeutig von einer Maschinenpistole. Femi bückte sich und untersuchte Leas Rucksack. Keine Einschusslöcher, keine Blutspuren. Er öffnete den Reißverschluss und untersuchte den Inhalt. Alles da – offensichtlich hatten die Männer es nicht auf ihre Sachen abgesehen. Aber wo war Leas Handy? Hatte sie es bei sich? Hatten sie es ihr abgenommen? Er durchwühlte den Rucksack noch einmal sorgfältig. Nichts. Da entdeckte er an der Seite eine kleine Tasche. Der

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