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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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an.
    »Mit anderen Worten: Das korrupte Schwein hat eine weiße Weste und wir können ihm nicht an den Karren fahren.«
    »So sieht es im Moment aus.«
    McAllisters Miene passte zu der Bitterkeit in seiner Stimme.
    Die Kellnerin brachte das Essen und Femi bestellte noch zwei Primus. Als sie die leeren Bierflaschen abräumen wollte, schüttelte Femi den Kopf. McAllister beobachtete ihn verwundert.
    »Sammelst du Bierflaschen?«
    »Kleine Vorsichtsmaßnahme. Damit hinterher nicht mehr Biere auf der Rechnung stehen, als wir tatsächlich hatten.«
    Er lächelte verschmitzt und wandte sich seinem Fisch zu, der eingeschlagen in einem grünen Blatt auf dem Teller vor ihm lag. McAllister tat es ihm nach und atmete überrascht den appetitlichen Geruch ein, der ihm mit dem Dampf in die Nase stieg. Erst jetzt bemerkte er, wie hungrig er war. Der Fisch war weich und saftig, ein Hauch von Chili verlieh ihm eine pfiffige Note. Die Männer aßen schweigend. Als McAllister sich schließlich den Mund mit der Papierserviette abgewischt und noch einen kräftigen Schluck Bier genommen hatte, blickte ihn Femi erwartungsvoll an.
    »Was?«
    »Ich bin gespannt, was du noch zu erzählen hast.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Du willst mir wohl nicht weismachen, dass du vorher die ganze Zeit nur mit deinem Kollegen in Abidjan telefoniert hast? Du hast Deutsch gesprochen.«
    McAllister hatte auf diese Frage gewartet. Er verspürte nicht die geringste Lust, mit Femi darüber zu reden. Aber er wusste, dass der Primatologe nicht nachgeben würde, bis er mit mehr Informationen herausrückte. Was soll’s, dachte er, spätestens morgen erfährt er es sowieso.
    »Das Sonderkommando landet morgen in Goma.«
    »Welches Sonderkommando?«
    »KSK, Kommando Spezialkräfte, eine militärische Spezialeinheit aus Deutschland.«
    Femis Kinnlade klappte nach unten. Ungläubig starrte er McAllister an.
    »Diese Jungs sind auf Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung spezialisiert. Extrem gut ausgebildet und mit modernsten Waffen und Technologien ausgerüstet. Die werden auch mit Kalibern wie Crocodile locker fertig.«
    Während er sich die Schläfen rieb, beobachtete er das Mienenspiel des Wissenschaftlers aufmerksam.
    »Ich nehme an, das ist eine gute Nachricht?«
    Femi hatte es als Frage formuliert. McAllister nickte.
    »Sie schicken vier operative Teams mit allem, was dazugehört. Sie landen gegen Mittag in Goma, am Nachmittag sind sie in Bukavu und schlagen ihr Lager auf.«
    Tausend Fragen schossen Femi durch den Kopf. Der anstrengende Tag forderte seinen Tribut, es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.
    »Wir wissen doch nicht einmal, wo Lea ist. Was nützt uns da eine Spezialeinheit?«
    Seine Stimme war laut geworden. McAllister blickte sich besorgt im Restaurant um, aber niemand schien von ihrem Gespräch Notiz zu nehmen. Er beugte sich über den Tisch zu Femi.
    »Geht das auch etwas leiser? Oder soll ich gleich bei Radio Okapi eine Ansage machen lassen?«
    Femi funkelte den Engländer wütend an, doch der fuhr ungerührt fort:
    »Das sind Profis, keine Sorge. Morgen wird ein Krisenstab in Bukavu eingerichtet. Ich werde dabei sein.«
    Noch bevor Femi etwas erwidern konnte, orderte McAllister die Rechnung.
    »Alles Weitere besprechen wir morgen. Ich glaube, wir brauchen jetzt beide etwas Schlaf.«
     
    Die Lobby des La Roche war leer bis auf den Nachtportier, der es sich auf einem Stuhl hinter der Empfangstheke bequem gemacht hatte. McAllister nickte ihm kurz zu und ging durch die Halle zum Lift. Er war in Gedanken noch bei dem Telefonat mit seinem Chef, als er den Zimmerschlüssel aus seiner Ledertasche fischte und in das Schloss stecken wollte. Er stutzte. Die Tür war angelehnt. Schlagartig war er hellwach. Er holte die Gyurza aus der Tasche und schob die Tür langsam mit den Fingern auf. Sie quietschte leise, als sie nach innen schwang. McAllister wartete ein paar Sekunden, dann betrat er den Raum. Mit einer schnellen Handbewegung schaltete er das Licht an. Was er sah, verschlug ihm den Atem. Jemand hatte sein Zimmer völlig auf den Kopf gestellt. Mit zwei Schritten war er bei der halb offenen Badezimmertür und trat sie mit dem Fuß auf, die Waffe im Anschlag. Niemand. Vorsichtig näherte er sich den schweren Vorhängen und schob sie zur Seite. Ein Blick auf den Balkon sagte ihm, dass er leer war. McAllister ließ die Waffe sinken und sah sich in dem Chaos um. Sein Koffer lag ausgeleert auf dem Boden, seine Klamotten waren aus dem Schrank gerissen

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