Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
Assistentin. Sie war jung, kaum älter als fünfundzwanzig, mit kurzem dunklem Haar. »Wir müssen die Erde abkratzen und nach Beweisspuren suchen, und dann waschen wir es«, fuhr sie fort. »Dann kann man viel besser sehen, wie es aussieht.«
    »Nur das Oberteil?«, wollte Harry wissen.
    »Das ist alles, was sie gefunden haben«, antwortete die junge Frau. »Die Hose taucht vielleicht noch auf. Aber es ist ein ziemlich auffälliges Kleidungsstück. Handarbeit, soweit ich es sagen kann. Kein Etikett, keine Waschanleitung, und diese Tiere sehen aus, als wären sie mit der Hand gestickt worden.«
    »Sind sie auch.« Harry betrachtete das winzige Abbild eines Igels.
    »Was haben Sie auf dem Herzen, Reverend?«, fragte Rushton.
    Harry wandte sich an den Pathologen. »Könnten dies die sterblichen Überreste eines siebenundzwanzig Monate alten Mädchens sein?«, fragte er. »Das seit ungefähr drei Jahren tot ist?«
    »Nun, es spricht jedenfalls nichts dagegen«, meinte Clarke.
    »Was ist los?«, wollte Rushton wissen. »Was glauben Sie denn, wer die Kleine ist?«
    »Sie heißt Hayley Royle«, sagte Harry. »Ihre Mutter gehört zu meiner Gemeinde. Alle haben geglaubt, das Kind sei vor drei Jahren bei einem Brand umgekommen.«
    Alle sahen ihn an. Plötzlich war ihm nicht mehr heiß. Ein Rinnsal aus kaltem Schweiß rann an seinem Rückgrat hinunter.
    »Der Schlafanzug war ein Geschenk aus zweiter Hand«, erklärte er und drehte sich wieder zu Lucys Leichnam um. »Seltsamerweise von der Mutter dieses Kindes«, fuhr er fort. »Lucys Tante hat ihn genäht, er ist ein Unikat.« Alle starrten ihn an. Wahrscheinlich klang das alles vollkommen unlogisch. Dann wandte Rushton sich an den Pathologen. Er sagte nichts, hob nur in einer stummen Frage die Hände.
    »Ich kann keine Hinweise auf irgendwelche Brandschäden sehen«, meinte Clarke. »Wie schlimm war denn dieser Brand?«
    »Das Haus hat stundenlang gebrannt«, antwortete Harry. »Jetzt ist es nur noch eine ausgehöhlte Ruine. Der Leichnam des Kindes wurde nie gefunden.«
    Die Polizisten wechselten rasche Blicke.
    »Die Mutter war überzeugt, dass das Kind nicht im Feuer umgekommen war«, berichtete Harry weiter. »Sie hat geglaubt, Hayley sei irgendwie aus dem Haus rausgekommen und aufs Moor hinausgelaufen. Sieht aus, als wäre es vielleicht wirklich so gewesen.«
    »Heilige Scheiße«, knurrte DS Russell. »’tschuldigung, Reverend.«
    »Kein Problem«, wehrte Harry ab. »Wenn dieses Kind nicht verbrannt ist, wie ist es dann ums Leben gekommen?«
    Clarke schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte.
    »Ist sie auch zu Tode gestürzt?«, wollte Harry wissen und dachte, natürlich ist sie auch zu Tode gestürzt. Hayley war von der Empore seiner Kirche gefallen. Wie Lucy. Wie Megan Connor. Ihr Blut würde auf den Steinen sein, die Polizei würde später danach suchen, sie würden Blutspuren finden. Er schloss die Augen. Millie Fletcher wäre fast die Vierte gewesen.
    Clarke hatte die Sprache wiedergefunden. »Ja, ich fürchte, das ist durchaus möglich. Sie hat Verletzungen am Schädel, an den Gesichtsknochen und den Rippen und am Becken. Sie ist aus größerer Höhe abgestürzt und auf dem Bauch gelandet.«
    »Oh, ich denke doch, wir können aufhören, so zu tun, als wären diese Kinder abgestürzt«, knurrte Rushton.

53
     
    »Es kann nicht Hayley sein.« Evi sprach mit gedämpfter Stimme, obwohl sie allein in einer Ecke des Empfangsbereichs der Klinik saßen. »Ihr Leichnam wurde gefunden.«
    »Nein«, widersprach Harry, dem in seinem schwarzen Hemd, dem schwarzen Jackett und dem engen Priesterkragen noch immer ungemütlich heiß war. »Laut Gillian wurde keine Spur …«
    »Ja, ich weiß, was sie dir erzählt hat. Zu mir hat sie dasselbe gesagt. Aber sie hat gelogen. O Scheiße, was tue ich da?« Evi lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich darf wirklich nicht darüber reden«, sagte sie.
    Harry seufzte. »Gibt’s denn gar keine Ausnahmen von dieser Regel, so in der Richtung, wenn du glaubst, dass jemandes Leben in Gefahr ist, dann darfst du gegen die Schweigepflicht verstoßen?«
    »Na ja, schon, aber trotzdem …«
    Harry legte eine Hand auf die Armlehne von Evis Rollstuhl. »Evi, ich habe gerade drei tote kleine Kinder gesehen, die alle auf ganz ähnliche Weise ums Leben gekommen sind und von denen zwei gar nicht in diesem Grab hätten liegen sollen. Ich glaube wirklich nicht, dass hier noch normale Regeln gelten.«
    Evi schaute einen

Weitere Kostenlose Bücher