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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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den Knien, ihr blondes Haar hing bis auf den Boden. Evi hatte ihre Handtasche aufgehoben und wühlte darin herum. Halb rechnete Harry damit, dass Gwen kehrtmachen und verschwinden würde.
    »Detective Rushton, ich möchte Gillian etwas geben, damit sie sich besser fühlt«, sagte Evi. »Haben Sie noch weitere Fragen an sie?«
    »Im Augenblick nicht«, antwortete Rushton. »Ich nehme diese Asche mit und lasse sie noch mal untersuchen. Wenn ich recht verstanden habe, wurde vor drei Jahren lediglich festgestellt, dass es sich um menschliche Gebeine handelt. Ich glaube, wir brauchen ein bisschen mehr Gewissheit.«
    »Vielleicht kann Gillian sich eine Weile ausruhen«, schlug Evi vor und versuchte, sich wieder zu erheben.
    Gwen ging zum Sofa und nahm ihre Tochter bei der Hand. »Komm, Schatz«, sagte sie und zog Gillian auf die Beine. »Komm und leg dich hin.«
    Als die beiden Frauen im Schlafzimmer verschwanden, stieß Harry einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Muss Gillian das Schlafanzugoberteil identifizieren?«, fragte er. Er wusste, dass es in Rushtons Aktentasche steckte, eingetütet und beschriftet.
    Rushton schüttelte den Kopf. »Ich halte sie nicht für eine verlässliche Zeugin, Sie etwa? Was ist mit der Frau, die den Schlafanzug genäht hat? Sagten Sie, es wäre Christiana gewesen, Sinclairs Älteste?«
    Harry nickte. »Das hat Jenny mir erzählt. Der Schlafanzug ist für Lucy gemacht worden. Sie fand ihn zu schade zum Wegwerfen, und ein paar Jahre nachdem Lucy umgekommen war, hat sie ihn Gillian geschenkt, für ihre Tochter.« Harry stockte. Ein Kleidungsstück, das für ein totes Kind genäht worden war, war einem anderen geschenkt worden. Beide waren im selben Grab geendet.
    »Was für ein Riesendurcheinander«, knurrte Rushton, der dasselbe zu denken schien. »Okay, ich fahre dann wohl mal lieber zu den Renshaws. Mal sehen, ob ich jemanden auftreiben kann, der noch klar genug ist, etwas Sinnvolles von sich zu geben.«
    »Ich komme mit«, sagte Harry. »Wenigstens bis zur Kirche. Ich muss herausfinden, in was für einem Zustand der Friedhof ist. Mein Erzdiakon wird einen Bericht brauchen. Was ist mit dir, Evi?«
    Evi warf einen Blick zur Schlafzimmertür hinüber. »Ich sollte wirklich noch ein bisschen bleiben«, erwiderte sie.
    »Rufst du mich an, wenn du hier fertig bist?« Harry lächelte ihr rasch zu und wandte sich zum Gehen. Rushton folgte ihm, die sterblichen Überreste eines Menschen in den Armen.

55
     
    »Haben Sie Megan Connors Eltern kontaktiert?«, erkundigte sich Harry, als er und Rushton auf das Haus der Fletchers zugingen. Hier oben auf dem Hügel war der Nebel dichter. Er schien fast aus den Steinen zu sickern, hing in Winkeln und unter Dachgiebeln und brachte den Geruch des Moors mit sich. Harry konnte feuchte Erde riechen und trotz des Regens eine Spur von Holzrauch vom Vorabend.
    »Aye, sie sind unterwegs«, nickte Rushton. »Wohnen jetzt in Accrington, sind ein paar Jahre nachdem es passiert war, weggezogen. In einer Stunde treffe ich mich mit ihnen. Ich wünschte, ich hätte mehr Antworten für sie.«
    Harry erinnerte sich daran, den tränenerstickten Appell der Connors in den Nachrichten gesehen zu haben, man möge ihnen ihre Tochter unversehrt zurückgeben. Mehrere Tage lang war das der Aufmacher für die Abendnachrichten gewesen. Die Suche war auf das gesamte Land ausgeweitet worden, und angeblich war Megan sogar in Wales und an der Südküste gesichtet worden. Und doch hatte ihre Leiche keinen Kilometer von der Stelle entfernt gelegen, an der sie verschwunden war.
    »Womit ich mich schwertue«, meinte er, »ist, dass der Pathologe sich so sicher war, dass die beiden Mädchen, die wir für Megan und Hayley halten, nicht länger als ein paar Monate in der Erde gelegen haben können. Also müssen ihre Leichen irgendwo anders aufbewahrt worden sein – in Megans Fall sechs Jahre lang und in Hayleys drei. Beide waren hier aus der Gegend. Es spricht alles dafür, dass sie auch hier in der Nähe versteckt waren.«
    Auf der Auffahrt der Fletchers standen mehrere Polizisten, und ein Stück weiter war eine leger gekleidete Gruppe zu sehen. Mit einem flauen Gefühl begriff Harry, dass es Journalisten waren.
    »Bin gleich da, Leute«, rief Rushton dem Polizeiteam zu. »Sie fragen, ob wir richtig gesucht haben, als Megan verschwunden ist, ist das richtig, Reverend?«
    »Verzeihung, ich möchte nicht …« Die Journalisten hatten sie gesehen und kamen um die Absperrung herum auf sie

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