Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
oder Luftmangel ausgesetzt wurden. Die Ägypter und ein paar andere Kulturen haben ihre Mumien künstlich geschaffen, doch Mumien kommen weltweit auf natürlichem Wege vor. Am häufigsten in einem kalten, trockenen Klima.«
    »In der Erde kann das nicht passieren?«, fragte Rushton.
    Clarke schüttelte den Kopf. »Jedenfalls nicht in normalem Boden. In Torfmooren gibt es etwas, das verhindert, dass Sauerstoff an den Leichnam gelangt und so den Verfallsprozess aufhält. Deswegen findet man in Torf so viele gut erhaltene Leichen.«
    »Könnten das hier Torfleichen sein?«, wollte Rushton wissen.
    »Das bezweifle ich. Keinerlei Verfärbungen. Meiner Vermutung nach sind diese beiden überirdisch gelagert worden, irgendwo, wo es kalt und trocken war, wo die Sauerstoffzufuhr begrenzt ist. Irgendwann in den letzten zwei oder drei Monaten – wir können die Leichen von einem Entomologen auf Insektenaktivität untersuchen lassen, dann bekommen wir eine klarere Vorstellung – sind sie von dort weggeschafft und zu Lucy ins Grab gelegt worden. An Ihrer Stelle, Gentlemen, würde ich fragen, wieso.«
    Ein paar Sekunden lang war außer Atmen im ganzen Raum kein Laut zu hören.
    »St. Barnabas Nummer zwei war ungefähr hundertundfünf Zentimeter groß«, fuhr Clarke fort, »das wäre die Altersgruppe zwischen drei und fünf Jahren. Soweit ich aus den Schädelnähten schließen kann, auf der oberen Hälfte dieser Skala, vielleicht so um die vier Jahre alt. Aber unsere besten Freunde in solchen Fällen sind die Zähne.« Er zeigte auf den Kieferbereich. »Das Erstgebiss besteht aus zwanzig Zähnen, allgemein als Milchzähne bekannt. Sie beginnen mit ungefähr sechs Monaten durchzubrechen und sind normalerweise mit drei Jahren vollständig. Ab etwa vierundzwanzig Monaten bilden sich unter den Milchzähnen allmählich die bleibenden Zähne.« Er fuhr mit einem behandschuhten Finger an dem Kieferknochen entlang. »Die Milchzähne fangen im Alter von fünf oder sechs Jahren an auszufallen«, setzte er seinen Vortrag fort. »Natürlich gibt es da erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Familien, aber ein Kind, das mehrere vordere Milchzähne verloren hat, ist mindestens sieben oder acht Jahre alt. Die bleibenden Zähne brechen in einer Reihenfolge durch, die willkürlich erscheint, es aber nicht ist. Das macht es relativ leicht, das Alter eines Kinderschädels zu bestimmen. Es gibt sogar ein paar recht gute Diagramme, die ich Ihnen zeigen kann, wenn wir die Knochen erst mal sauber gekriegt haben und die Zähne richtig sehen können.«
    »Haben Sie im Augenblick irgendwelche Vermutungen?«, erkundigte sich der DI , dessen Name Harry einfach nicht einfallen wollte. Dave? Steve?
    »Schwierig, bis wir Röntgenbilder gemacht haben, aber soweit ich es sagen kann, scheint Nummer zwei ein vollständiges Milchgebiss zu haben, was auf ein Kind zwischen vier und sechs Jahren schließen lässt.«
    »Junge oder Mädchen?«, wollte Rushton wissen. Die beiden Detectives sahen ihren Vorgesetzten an und betrachteten dann wieder den Leichnam.
    »Das hier war ein Mädchen«, antwortete Clarke. »Aufgrund der Mumifizierung kann ich das mit einiger Sicherheit behaupten.«
    »Denkt noch jemand das, was ich denke?«, fragte Rushton und blickte zur Decke empor.
    »Ich glaube, das tun wir alle, Boss«, knurrte DS Russell.
    Ich nicht, dachte Harry.
    »Entgeht mir hier etwas?« Clarke schaute von einem Mann zum anderen.
    »Megan Connor«, sagte Rushton. »Vier Jahre. Ein Kind hier aus der Gegend. Ist vor sechs Jahren nicht weit von hier auf dem Moor verschwunden. Der größte Fall meiner ganzen Laufbahn. Riesensuchaktion. Wir haben keine Spur von ihr gefunden.« Er wandte sich an Harry. »Klingelt’s da bei Ihnen, Reverend?«
    Harry nickte. »Ich glaube schon«, erwiderte er. Die Meldung hatte wochenlang die Nachrichten beherrscht. »Aber um ehrlich zu sein, ich habe diese Geschichte nicht mit der Gegend hier in Verbindung gebracht. Mir war nicht ganz klar, wo genau es passiert war.«
    »Keine drei Kilometer oberhalb von Heptonclough. Die Kleine hat sich bei einem Familienpicknick von ihren Eltern entfernt. Man hat sie nie wieder gesehen.« Rushton wandte sich rasch wieder an den Pathologen. »Sind irgendwelche Kleidungsstücke bei der Leiche gefunden worden, Ray?«
    »Ja. Die hier hatte Regenzeug an«, antwortete Clarke. »Regenmantel und Gummistiefel. Es wurde aber nur ein Gummistiefel gefunden. Er ist da drüben, Größe …«
    »Größe achtundzwanzig,

Weitere Kostenlose Bücher