Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
liegt immer noch im Grab. Ah, vielen Dank, meine Liebe, sehr schön.«
    Christiana Renshaw war mit einem Tablett voller Sandwiches auf sie zugekommen. Rushton nahm sich zwei. Harry schüttelte den Kopf und wartete dann, bis Christiana zur nächsten Gruppe weitergegangen war.
    »Also hat jemand Arthur ausgegraben«, resümierte er dann, »sich eine seiner Gliedmaßen geschnappt, ist dann in jener Nacht in Gillians Haus eingebrochen, hat Hayley entführt, Arthurs Bein ins Kinderbettchen gelegt und dann das Haus angezündet.«
    Rushton kaute ein paar Sekunden lang und schluckte dann. »So viel Schneid muss man wirklich bewundern«, meinte er. »Wenn keine verkohlten Leichenreste in dem Haus gewesen wären, wäre die Feuerwehr misstrauisch geworden. Wenn sie gar nichts gefunden hätten, dann hätte das Gillians Behauptung gestützt, dass ihre Tochter bei dem Brand nicht umgekommen sei. Dann hätte man ernsthaft nach ihr gesucht. Wir hätten die Mädchen in der Krypta gefunden. Arthurs rechtes Bein hat das alles verhindert. Noch ein schwerer Fehler, für den ich mich rechtfertigen muss, wenn ich meinem Schöpfer gegenüberstehe.«
    »Wirklich wunderbar, wie schlau man im Nachhinein immer ist«, bemerkte Harry. »Ich habe den Untersuchungsbericht zu dem Brand gesehen. Gillian hat ihn mir gezeigt. Die Brandinspektoren hatten keinen Grund, von Brandstiftung auszugehen.«
    Rushton schwieg. Er aß weiter, aber irgendwie sah es rein mechanisch aus. »Außerdem haben wir den Bericht des Entomologen bekommen«, sagte er wenig später. »Lässt sich endlos über Lege- und Brutzyklen aus, über Buckelfliegen, Sargmaden – tut mir leid, mein Junge, ich hab’s nicht so mit Insekten. Um es kurz zu machen, er ist der Ansicht, dass Megan und Hayley Anfang September zu Lucy unter die Erde gezogen sind.«
    »Ungefähr um die Zeit, als die Kirche wieder geöffnet wurde«, stellte Harry fest.
    »Genau.« Rushton hatte sein erstes Sandwich vertilgt und machte sich über das zweite her. »Wer auch immer dahintersteckt, er war nicht bereit, das Risiko einzugehen, dass die zwei gefunden werden, falls der neue Vikar beschließen sollte, die Krypta zu erkunden. Also sind sie auf den Friedhof geschafft worden, übrigens das beste Versteck für eine oder zwei Leichen, das ich mir vorstellen kann. Er oder sie hat nicht mit den Fletcher-Jungs und ihren mitternächtlichen Ausflügen gerechnet.«
    Auf der anderen Seite des Saals tauchte Christiana wieder auf. Ihr Sandwichtablett war frisch gefüllt worden.
    »Christiana weiß mehr, als sie uns erzählt«, meinte Harry.
    Rushton drehte sich um und betrachtete Sinclairs Älteste. Sie bewegte sich langsam, jedoch für eine so große Frau recht anmutig. »Aye, mein Junge, das mag wohl sein. Aber als ich mit ihr gesprochen habe, hat sie nur gemeint, wer würde sich denn nicht sorgen, wenn zwei kleine Mädchen auf genau dieselbe Art und Weise ums Leben gekommen sind wie Lucy. Vor allem, nachdem es Millie Fletcher beinahe genauso ergangen wäre. Da ist was dran, das müssen Sie zugeben. Und außerdem hat sie uns freiwillig ihre Fingerabdrücke nehmen lassen – die waren nicht auf der Puppe, die Sie gefunden haben, oder auf dem Abendmahlskelch, den Mike im Oktober aufs Revier gebracht hat.«
    »Ach, wahrscheinlich haben Sie recht«, gab Harry zu. »Ich sehe Gespenster.«
    »Sie wissen, dass ich am Morgen, nachdem wir die Leichen gefunden haben, bei ihr war?«, fragte Rushton. »Und sie gebeten habe, den Schlafanzug zu identifizieren?«
    Harry nickte.
    »Ich habe ihn Jenny und Christiana gezeigt. Jenny war sich nicht sicher – na ja, sie war an dem Tag auch völlig fertig –, aber Christiana, also, das war wirklich toll. Sie hat ihren Nähkorb geholt und mir die Vorlagen gezeigt, nach denen sie vor all den Jahren die Tiere gestickt hat. Und dann hat sie mir die genaue Farbe und Kennnummer jedes einzelnen Stickgarns genannt, das sie verwendet hat.«
    »Irgendwas Neues von dem Gummistiefel?«, erkundigte sich Harry und wartete dann, bis der Detective mit seinem Sandwich fertig war.
    »Sackgasse«, sagte Rushton. »Ich hatte gehofft, wir könnten das Ganze auf eine bestimmte Lieferung eingrenzen, aber Fehlanzeige. Wenn wir den Stiefel finden, können wir ihn mit dem Abdruck abgleichen, aber hier tragen viele Leute Gummistiefel.«
    Während Rushton berichtete, erblickte Harry abermals Gillian. Sie hob ein Glas mit einer farblosen Flüssigkeit an die Lippen und schluckte das meiste davon hinunter. Rushton

Weitere Kostenlose Bücher