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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Dann kletterte sie die Stufen zur Einfahrt hinunter.
    Das Auto war immer noch nicht abgeschlossen. Die Mutter drückte ein zweites und ein drittes Mal auf den Knopf, dann gab sie es auf und schloss den Wagen stattdessen mit dem Schlüssel ab, gerade als Millie losstapfte, quer über den Rasen. Die Mutter überquerte die Einfahrt und ging hinein. Die Haustür schloss sich. Stille.
    Nichts zu sehen, nichts zu hören, eine Minute lang, vielleicht zwei. Dann wurde die Haustür wieder aufgerissen, und die Frau erschien im Türrahmen. Ihr Gesicht war weiß, und ihre Hände umklammerten ihre Oberarme. »Millie!«, rief sie, als hätte sie Angst, zu laut zu schreien. »Millie!«, rief sie wieder, ein bisschen lauter diesmal. »Millie!«

68
     
    »Wo haben Sie die denn gefunden?«, wollte Harry wissen.
    »Im Archiv der Umweltbehörde«, antwortete Gareth Fletcher. »Vorsicht mit den Chips, die bringen mich um, wenn da Fettflecken draufkommen.«
    Harry legte seine Chipstüte weg und beugte sich über die Karten. »Wassereinzugsgebietskarten. Davon hab’ ich noch nie gehört.«
    Gareth griff nach seinem Bierglas und trank. Eine Woche vor Weihnachten herrschte im White Lion in der Mitte von Heptonclough reger Betrieb, und selbst um fünf Uhr nachmittags hatten die beiden Männer Glück gehabt, einen Tisch zu bekommen. Fast wünschte sich Harry, es wäre ihnen nicht gelungen und Gareth Fletcher hätte die Unterredung verschieben müssen, die sie schon seit Tagen geplant hatten. Er hatte Evi helfen wollen, Gillian zu finden und mit ihr zu reden. Mit so etwas sollte sie sich nicht allein auseinandersetzen müssen.
    »Dafür gibt’s auch keinen Grund«, erwiderte Gareth. »Die werden von den Wasserwirtschaftsämtern hergestellt. Sie zeigen die Landschaft unter besonderer Berücksichtigung der Wasservorkommen.«
    »Und was heißt das jetzt genau?«, fragte Harry. Auf der anderen Seite des Schankraums ließ eine Gruppe Büroangestellter es mächtig krachen. Ein paar trugen Papierhüte. Die meisten schienen nicht mehr ganz sicher auf den Beinen zu sein, wenn sie aufstanden.
    Evi hatte sich geweigert, ihn mitkommen zu lassen. Gillian sei ihre Patientin, hatte sie gesagt, sie sei verantwortlich für sie.
    »Bei den meisten Karten geht’s um Straßen, Ortschaften und Städte, richtig?«, fragte Gareth.
    »Richtig«, pflichtete Harry ihm bei.
    »Bei dieser geht’s um Flüsse. Sehen Sie, hier ist der Rindle. Entspringt da oben in den Hügeln und fließt dann immer weiter abwärts, bis er in den Tane mündet. All diese anderen Bäche und Flüsse sind seine Nebenflüsse.« Gareth beugte sich über die Karte und zeigte mit dem Finger auf dünne, gewundene Linien. »Sie münden alle in ihn ein, und mit der Zeit wird er immer größer. Das Areal, das die alle abdecken, nennt man Wassereinzugsgebiet.«
    »Okay, das habe ich kapiert.« Harry hatte eine dunkelhaarige junge Frau mit einem Papierhütchen beobachtet, die ihn an … wie bald konnte er sie anrufen? War sie jetzt gerade bei Gillian? »Und wozu brauchen die Wasserwirtschaftsämter diese Dinger?«, hakte er nach und zwang sich zur Konzentration.
    »Wenn ein Wasserlauf austrocknet oder verschmutzt wird, wenn dort ein Fischsterben auftritt oder Hochwasser droht, dann müssen die Behörden wissen, wo das passiert und welche anderen Flüsse davon betroffen sein werden.«
    »Okay.« Das könnte mich meine Zulassung kosten, Harry, hatte sie gesagt. Du hast keine Ahnung, wie ernst das ist.
    »Die modernen Karten sind leichter zu lesen; die verschiedenen Wassereinzugsgebiete haben alle verschiedene Farben«, erklärte Gareth gerade. »Diese hier ist bestimmt achtzig Jahre alt. Allerdings hat sie etwas zu bieten, was die meisten neueren Karten nicht zeigen. Hier drauf sind auch die unterirdischen Wasserläufe verzeichnet. Sogar ein paar von den tiefer liegenden Grundwasserleitern. Die stammt noch aus der Zeit, als sich die Leute ihre eigenen Brunnen gegraben haben und wissen mussten, wo sie möglicherweise auf Wasser stoßen würden.«
    »So weit alles klar.« Sie hat mir vertraut, und ich habe sie auf die schlimmste Art und Weise enttäuscht, die man sich vorstellen kann.
    »Also, man sieht, dass da ein ziemlich großer unterirdischer Wasserlauf entspringt, hier oben, direkt unter dem Morell Tor, und sich dann durchs Dorf abwärts windet und dabei eine ganze Menge Brunnen speist. Die sind inzwischen wahrscheinlich alle aufgegeben und abgedeckt worden. Und schließlich fließt er unter der

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