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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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unbehaglich wurde. »Es ist, als hätte Joe nie existiert, als hätte ich ihn mir bloß eingebildet. Und jetzt muss ich wirklich Tom und Gareth sehen, ich habe nämlich das Gefühl, dass sie auch weg sind. Und dann werde ich mich umdrehen, und Millie wird verschwunden sein. Es ist, als ob uns jemand ausradiert, einen nach dem anderen.«
    »Millie schläft an Ihrer Schulter«, sagte Harry schnell. Ihm ging auf, dass er zu schluchzen anfangen würde, wenn er aufhörte zu reden. »Tom und Gareth sind ganz in der Nähe und suchen nach Joe. Alice, sehen Sie mich an.«
    Sie hob den Kopf. Er dachte, dass er sich vielleicht in diese blass-türkisgrünen Augen verlieben könnte, wenn er nicht bereits … »Wir finden Joe«, sagte er. »Irgendwann, und zwar sehr bald, finden wir ihn. Ich wünschte, ich könnte Ihnen versprechen, dass wir ihn unversehrt und guter Dinge vorfinden werden, aber Sie wissen, dass ich das nicht kann. Aber so oder so, wir werden ihn finden. Sie werden wieder klar sehen können. Sie werden trauern können, wenn es sein muss, und Sie werden weiterleben können. Sie werden niemals allein sein.«
    »Harry, ich …« Die türkisgrünen Augen füllten sich mit Tränen. Ein zweites Augenpaar starrte ihn an. Millie war aufgewacht und sah Harry an, als verstünde sie jedes Wort.
    »Sie haben unglaublich viel Kraft«, sagte er. »Ihre Familie wird überleben, weil sie überleben muss. Sie sind ihr Herz. Sie sind ihre Seele.«
    »Ich kann verstehen, warum Sie Geistlicher geworden sind.« Alice streckte die Hand aus und berührte seinen Arm. »Aber es ist nicht echt, nicht wahr?«
    Vielleicht waren die Tränen doch in seinen Augen. »Wie meinen Sie das?«, fragte er, obgleich er es wusste.
    »Da ist im Moment kein Glaube, der Sie aufrechthält«, sagte Alice. »Kein direkter Draht zu dem alten Herrn dort oben. Das sind nur Sie, nicht wahr?«
    »Kommen Sie«, sagte Harry. »Ins Warme mit Ihnen beiden.«

82
     
    Evi war in Heptonclough. Die Straßen waren wieder still. Sie fuhr an den Bordstein und stieg aus. Falls sie in ihrem Leben jemals erschöpfter gewesen war als jetzt, dann konnte sie sich wirklich nicht daran erinnern. Sie überquerte den Gehsteig und ging den kurzen Weg zu dem Reihenhaus hinunter. Als sie wartend auf der Türschwelle stand, schwebte etwas Weißes herab und ließ sich auf ihrem Ärmel nieder. Der Schnee, der schon den ganzen Tag angekündigt worden war, war da.
    »In Gillians Wohnung meldet sich niemand«, sagte sie, als die Tür aufging. »Ich mache mir Sorgen um sie.«
    Gwen Bannister seufzte. »Kommen Sie rein«, sagte sie. »Sie sehen aus, als ob Sie gleich umkippen.«
    Evi folgte Gwen den Flurteppich mit dem Blumenmuster entlang in ein kleines Wohnzimmer. Ein Fernseher lief in der Zimmerecke.
    »Haben Sie sie heute gesehen?«, erkundigte sich Evi. Sie warf einen raschen Blick zu dem Fernseher hinüber und überlegte, ob Gwen ihn wohl ausschalten würde.
    »Nehmen Sie Platz. Ich setze Wasser auf.«
    Das Letzte, was Evi jetzt wollte, war Tee trinken, doch sie sank dankbar auf das Sofa. »Ich weiß nicht, ob wir hierbleiben sollten«, bemerkte sie. »Ich mache mir wirklich ziemliche Sorgen. Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Vor ungefähr zwei Stunden«, erwiderte Gwen. »Sie hat den ganzen Tag beim Suchen geholfen. Und dann, um fünf, als es zu dunkel war, um weiterzusuchen, habe ich sie mit dem Vikar reden sehen.«
    Der Fernseher war zu laut. Evi zuckte zusammen, als die Zuschauer zu applaudieren begannen. »Und hat sie ausgesehen, als wäre alles okay?«
    Gwen zuckte die Schultern. »Na ja, ich glaube, er hat vielleicht was gesagt, was ihr nicht besonders gefallen hat. Sie hat sich auf dem Absatz umgedreht, so wie sie’s immer macht, und ist den Hügel runter. Ist sie ganz bestimmt nicht zu Hause?«
    »Es brennt Licht, aber sie geht nicht ans Telefon oder an die Tür.« Evi hatte eine Viertelstunde vor Gillians Wohnung gewartet und war vor Kälte immer steifer geworden. Schließlich hatte sie etwas anderes versuchen müssen.
    »Ich gehe nachher hin und sehe nach ihr«, meinte Gwen. »Kann das warten, bis ich meinen Tee getrunken habe?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete Evi, obwohl es ihr lieber gewesen wäre, wenn Gwen sich sofort auf den Weg gemacht hätte. »Wenn Sie sich ihretwegen irgendwie Sorgen machen, besonders wenn sie nicht zu Hause ist, dann müssen Sie mich unbedingt anrufen«, fuhr sie fort. »Und wenn sie einigermaßen okay zu sein scheint, könnten Sie ihr

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