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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Blick auffing. Sie sah aus, als wäre ihr übel. Rasch wandte er sich zum Spülbecken, ließ ein Glas volllaufen und reichte es ihr wortlos. Sie trank es halb leer.
    »Dr. Oliver hat mich vor gut einer Stunde angerufen«, berichtete Rushton. »Es könnte sein, dass wir den Durchbruch bei den Ermittlungen geschafft haben.«
    »Du hast Ebba gefunden?« Harry hatte den Blick nicht von Evi abgewandt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Darum geht’s hier nicht.« Sie sah Rushton an. »Möchten Sie …?«
    »Nein, nur zu, Kindchen. Sie haben’s mir ja auch gerade sehr gut erklärt.«
    Evis Hände zitterten, sie schien sich mit aller Kraft zu sammeln. »Gestern Abend war ich bei einem Kollegen«, begann sie. »Er hat Erfahrung mit forensischer Psychologie, deswegen wollte ich wissen, was er von alldem hält.« Sie hielt inne, trank noch einen Schluck Wasser. Dann schluckte sie, und eine Grimasse des Schmerzes huschte über ihre Züge, als stecke irgendetwas in ihrer Kehle fest.
    »Steve hat mir klargemacht, dass wir nach zwei verschiedenen Personen suchen müssen«, fuhr sie fort. »Erstens nach dieser Ebba, die, wie wir glauben, ahnt, was hier vorgeht, und die auf ihre Art versucht hat, Sie zu warnen. Aber weil sie eigentlich nur mit den Kindern kommunizieren kann und weil sie Tom Angst macht, hatte sie nicht viel Erfolg dabei.« Sie wandte sich an Harry. »Dass sie sich in der Kirche herumtreibt, weißt du ja schon. Ich glaube, sie war das damals mit dem Blut in dem Kelch und das mit der Puppe, die du gefunden hast, die so aussah wie Millie. Ich glaube, sie hat versucht, dir zu sagen, was in der Kirche passiert. Dass Millie in sehr realer Gefahr ist.«
    Harry spürte, dass Gareth und Alice einen Blick wechselten. Er wusste nicht mehr, wie viel sie über die merkwürdigen Ereignisse in der Kirche wussten. Er sah, wie Gareth den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, und wie seine Frau ihm bedeutete, still zu sein.
    »Was am wichtigsten ist«, führte Evi weiter aus, »wir suchen nach der Person, die die kleinen Mädchen entführt und umbringt. Also, Steve hat mich erkennen lassen, dass das alles zusammenhängt. Die Kirche ist von Bedeutung, aber auch das Dorf selbst. Es ist kein Zufall, dass die Opfer alle aus diesem Ort sind. Wer auch immer der Entführer ist, er oder sie hat zu ihnen allen eine Beziehung. Sie sind aus einem bestimmten Grund ausgesucht worden. Ich habe Ebba heute nicht gefunden, aber ich glaube, ich bin auf die Verbindung gestoßen.«
    »Und was ist die Verbindung?«, wollte Gareth wissen.
    »Nicht was«, erwiderte Evi. »Wer. Ich glaube, die Verbindung ist Gillian.«
    Tom war wach. Hatte er geschlafen? Vielleicht, dachte er, ganz sicher jedoch war er nicht. In wessen Bett lag er? In Joes. Seine eigene Koje befand sich ein Stück über seinem Kopf. Im Flur brannte Licht, und er konnte Stimmen im Erdgeschoss hören. Also gar nicht so spät. Lieber weiterschlafen. Schlaf war eine Welt, in der mit Joe noch alles okay war.
    Eine plötzliches Rasselgeräusch. Er setzte sich auf. Das war es, was ihn geweckt hatte. Eine Reihe scharfer, deutlicher Schläge. Jemand warf Kieselsteine gegen das Fenster.
    Joe! Joe war wieder da und wollte rein. Tom sprang aus dem Bett und rannte durchs Zimmer. Die Vorhänge waren zugezogen. Der Stoff fühlte sich an seinem Gesicht rau an, und er konnte den Luftzug von draußen spüren. »Joe«, flüsterte er.
    Noch immer konnte er unten Stimmen hören. Die von Harry war am lautesten, am deutlichsten. Auch eine Frauenstimme war zu vernehmen, viel leiser und sanfter. Aber nicht die Stimme seiner Mum, das war jemand mit einem englischen Akzent. Es könnte Jenny sein, sie war vorhin hier gewesen. Sollte er nach seinen Eltern rufen, ihnen sagen, dass er glaubte, dass Joe draußen stand und Kieselsteine gegen das Fenster schmiss?
    Aber konnte er seiner Mum das antun? Ihr Hoffnung machen, dass Joe wieder da war, wenn in Wirklichkeit nur Äste am Fenster klapperten?
    Vor Toms Fenster standen keine Bäume.
    Er fasste die Vorhänge mit beiden Händen und schickte sich an, sie ein kleines Stück auseinanderzuziehen. Bloß weit genug, um zu sehen, was da draußen war. Zwei Zentimeter. Nichts als Schwärze. Fünf Zentimeter. Zehn.
    Das Mädchen stand im Garten hinter dem Haus und starrte zu ihm herauf.
    In der Küche senkte sich Schweigen herab. Dann fuhr Gareth mit einem Ruck hoch. Rushton hob beschwichtigend die Hand. »Mrs. Royle sollte inzwischen zur Hauptdienststelle unterwegs sein«, sagte er.

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