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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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waren bei den Renshaws, als Lucy umgebracht worden ist.«
    »Hat Gwen dir das erzählt?«, fragte Harry. Er überlegte kurz. »Ehrlich gesagt, ich glaube, das wusste ich. Ich glaube, Jenny hat es selbst erwähnt.«
    »Gillian hat auf Lucy aufgepasst, sie war eine Art inoffizielles Kindermädchen«, meinte Rushton. »Und sie war auch Babysitter bei Megan. Natürlich haben wir keine Ahnung, warum sie die beiden umbringen sollte, aber wie gesagt, es gibt da etliche Fragen.«
    Einen Augenblick lang sagte niemand etwas.
    »Gestern Nachmittag hat jemand Gillian in einen Bus nach Blackburn steigen sehen«, sagte Evi.
    Immer noch Schweigen.
    »Sie wusste von der Pantomime«, sagte Alice. »Sie war gestern Vormittag hier, mit Jenny. Ich habe ihr erzählt, wo die Jungen sein würden.«
    Tom schlich auf bloßen Füßen die Treppe hinunter. Die Küchentür war zu. Er konnte mehrere Stimmen dahinter hören. Leise trat er ins Wohnzimmer und huschte zu dem Fenster, das auf den Garten hinausging. Es war nicht leicht, den Vorhang zurückzuziehen. Jetzt würde sie so viel näher sein. Aber irgendwie schaffte er es.
    Zwei Augen. Groß und braun, mit unheimlicher Runzelhaut drum herum. Runzeln, die sie zugleich alt und nicht alt aussehen ließen. Zwei Augen starrten ihn an, mit einem Blick, den er noch nie gesehen hatte. Er hatte sie boshaft erlebt. Er hatte erlebt, wie sie ihn und Millie bedroht hatte. Verängstigt hatte er sie noch nie gesehen.
    »Ebba.« Kein Laut kam heraus, seine Lippen formten das Wort.
    »Tommy«, formte ihr Mund zurück.
    Er trat zurück, ließ die Vorhänge zufallen. Sie klopfte leise ans Fenster.
    Was sollte er tun?
    Wenn er nach seinem Dad schrie, würde sie weggehen. Und er wollte, dass sie wegging. Es war schon schlimm genug ohne Joe, er konnte es nicht auch noch mit Monstern aufnehmen.
    Klopf, klopf, klopf. Lauter diesmal. Er musste einen Entschluss fassen, ehe sie die Scheibe einschlug.
    Stille. Er streckte die Hand aus und schob die Vorhänge zur Seite. Sie war noch da. Als sie ihn sah, zeigte sie auf den Fensterriegel. Ihre Hand ruckte auf und ab. Sie wollte, dass er das Fenster aufmachte. Sie wollte hereinkommen.
    Nie im Leben. Er öffnete den Mund, um loszuschreien.
    Vielleicht hatte sie ja Joe.
    Es war ihm egal, so mutig war er nicht, auf gar keinen Fall kam sie hier rein. Er schüttelte den Kopf und trat einen Schritt rückwärts ins Zimmer hinein. Die Vorhänge fielen herab, schlossen jedoch nicht ganz. Er konnte sie immer noch sehen. Er sah, wie sie in den Ausschnitt ihres Kleides griff und etwas hervorzog. Er sah, wie sie es gegen die Scheibe hielt.
    Sie hatte seinen Bruder. Wo sollte sie sonst Joes Turnschuh herhaben?
    Unwillkürlich trat Tom einen Schritt näher an die Fensterscheibe heran. Als er und Joe neue Turnschuhe bekommen hatten, hatten sie die erst einmal ihren Wünschen entsprechend aufgepeppt. Sie hatten Aufkleber darauf gepappt und die Schnürsenkel getauscht, so dass Toms fast schwarze Schuhe jetzt rote Schnürsenkel hatten und Joes, die zum größten Teil rot waren, schwarze. Ein roter Turnschuh mit schwarzem Schnürsenkel wurde jetzt gegen die Fensterscheibe gedrückt, und hinten an der Ferse waren die Reste eines Spiderman-Stickers zu sehen.
    Sie hatte Joe geholt. Das war es, was sie die ganze Zeit gewollt hatte, eins der Fletcher-Kinder. Sie hatte versucht, sich Millie zu schnappen, und als ihr das nicht geglückt war, hatte sie stattdessen Joe entführt.
    Wieder zeigte sie auf den Fensterriegel. Sie wollte wirklich unbedingt rein. Sein Dad und Harry waren gleich am anderen Ende des Flurs. Wenn er sie hereinließ, könnte er sie packen und dann nach den Erwachsenen rufen und sie festhalten, bis sie kamen. Wenn sein Dad sie erst in die Finger kriegte, würde sie ihnen sagen müssen, wo Joe war. Sie hereinlassen, zetermordio schreien und sie festhalten. Das konnte er doch, oder? So mutig konnte er doch sein?
    Ohne sich selbst Zeit zum Nachdenken zu geben, nickte er Ebba zu und hob einen Finger. »Gib mir eine Minute«, sagte er zu ihr, ohne zu wissen, ob sie ihn verstehen würde oder nicht. Er rannte hinaus auf den Flur, wo die Schlüssel hingen. Einer davon entsperrte den Fensterriegel.
    Sekunden später rechnete er halb damit, dass Ebba nicht mehr da sein würde. Doch sie war noch da. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Kaum hatte er den Griff gedreht, zerrte sie auch schon am Fenster. Drückte es auf und kletterte hindurch, als hätte sie das schon oft

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