Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
die Ruine doch recht pittoresk sei.«
    »Ist sie auch immer noch«, gab Evi zu.
    »Dann, irgendwann im 18. Jahrhundert, trat Halifax als die neue Supermacht im Wollhandel auf den Plan, und Heptonclough hat seinen Spitzenplatz eingebüßt. All die alten Gebäude sind noch hier, aber jetzt sind es meistens Privathäuser. Die meisten gehören derselben Familie.«
    »Die neue Kirche hat ja gar keinen Turm«, stellte Evi fest. »Sonst ist sie in jeder Hinsicht wie eine Miniaturkopie der alten, aber sie hat stattdessen nur diese vier kleinen Türmchen.«
    »Dem Stadtrat ist das Geld ausgegangen, bevor die neue Kirche fertiggestellt werden konnte«, antwortete ihr Retter. »Also haben sie einen kleinen Turm gebaut, als Gehäuse für eine einzige Glocke, und weil das ein bisschen blöd aussah, haben sie dann die anderen drei noch dazugebaut, um das Gleichmaß wiederherzustellen. Die sind aber bloß zur Dekoration, man kommt da nicht einmal rein. Ich glaube, es war immer geplant, sie abzureißen und einen großen Turm zu bauen, wenn das Geld zur Verfügung stand, aber …« Er zuckte die Achseln. Das nötige Geld, um den Turm zu bauen, hatte sich eindeutig niemals eingestellt.
    Es nützte alles nichts. Für jede Minute, die sie länger blieb, würde sie im Stall nur noch mehr Ärger bekommen. »Es geht jetzt wirklich wieder«, sagte sie. »Und ich muss zurück. Glauben Sie, Sie könnten …«
    »Selbstverständlich.« Er erhob sich ziemlich schnell, als hätte er eigentlich doch nur höflich sein wollen. Evi stemmte sich hoch. Als sie schließlich auf den Füßen stand, waren ihre Augen auf derselben Höhe wie das helle Haar, das aus dem Ausschnitt seines Hemdes hervorlugte.
    »Wie wollen Sie das machen?«, erkundigte er sich.
    Sie bog den Kopf zurück, um ihn richtig anzusehen, und dachte bei sich, dass sie wirklich nichts dagegen hätte, den Hügel wieder hinuntergetragen zu werden. Ein Schmerzstich zuckte an der Rückseite ihres Oberschenkels hinab. »Darf ich Ihren Arm nehmen?«, fragte sie.
    Er hielt ihr den rechten Ellenbogen hin, und wie ein Liebespaar in den guten alten Zeiten schritten sie den Hügel hinunter. Trotz der Feuerströme, die Evis linkes Bein hinabrannen, kamen sie viel zu schnell bei Duchess an.
    »Hi, Harry«, ließ sich ein kleines Stimmchen vernehmen. »Wem gehört denn das Pferd?«
    »Dieses edle Ross gehört der wunderschönen Prinzessin Berengaria, die jetzt in ihr Schloss auf dem Hügel zurückreitet«, verkündete der Mann, der auf den Namen Harry hörte und der anscheinend jemanden auf der anderen Seite der Mauer ansah. »Soll ich Euch aufs Pferd heben, Prinzessin?«, fragte er, wieder an Evi gewandt.
    »Könnten Sie einfach nur ihren Kopf halten?«
    »Schon wieder verschmäht«, brummte Harry, als er die Zügel losband und sie über Duchess’ Kopf hob. Dann hielt er den Nasenriemen des Reithalfters fest, während Evi den linken Fuß hochhob und ihn in den Steigbügel steckte. Drei kleine Hopser, und sie war oben. Jetzt konnte sie den kleinen Jungen sehen, ungefähr fünf oder sechs Jahre alt, mit dunkelrotem Haar. In der rechten Hand hielt er ein Lichtschwert aus Plastik und in der Linken etwas, das sie wiedererkannte.
    »Hallo«, sagte sie. Er starrte sie an und dachte zweifellos bei sich, dass sie wirklich nicht aussah wie eine Prinzessin. Auf jeden Fall nicht wie eine wunderschöne Prinzessin. Da er ein kleiner Junge war, machte er wahrscheinlich gerade den Mund auf, um genau das zu sagen.
    »Gehört das hier Ihnen?«, fragte er stattdessen und hielt die Reitgerte hoch, die Evi fallen gelassen und dann vergessen hatte. »Das hab’ ich auf der Straße gefunden.«
    Evi lächelte und dankte ihm, als er auf die Mauer krabbelte und ihr die Gerte reichte. Harry hielt noch immer Duchess’ Nasenriemen fest. Er führte die Stute den kurzen, steilen Hügel hinunter, bis sie die Wite Lane erreichten. Als sie um die Ecke bogen, sah sie, dass die Katze ihnen folgte; sie lief leichtfüßig auf einem alten Holzzaun dahin. Evi schaute zurück und sah, dass der kleine Junge sie ebenfalls beobachtete.
    Harry fiel anscheinend nichts mehr ein, was er sagen könnte, als das Kopfsteinpflaster allmählich holprig und ungepflegt wurde und die Häuser weniger gleichförmig aussahen. Sie kamen an das Tor am Ende der Gasse, und Harry öffnete es für sie und ließ dabei endlich den Nasenriemen los.
    »Wie lange brauchen Sie für den Rückweg?«, fragte er. Hinter seinem Kopf leuchteten Beeren wie Rubine in der

Weitere Kostenlose Bücher