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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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versuchte vergeblich, das schwächere Bein vorzuziehen. Jetzt komm schon, du mieses, nutzloses …
    Sie stolperte und wäre beinahe wieder gefallen, doch ihr Begleiter fasste sie fester um die Taille, bückte sich tiefer und hob ihre beiden Beine glatt vom Boden. Instinktiv streckte sie den freien Arm aus und schlang ihn ihm um den Hals. Sein Gesicht war ganz rosig geworden.
    »Verzeihung, ich wollte nicht, dass Sie noch mal hinfallen«, sagte er. »Darf ich Sie zu der Bank tragen?«
    Sie nickte, und gleich darauf setzte er sie sanft auf einer Holzbank dicht an der Kirchenmauer ab. Dankbar lehnte Evi sich zurück und schloss die Augen. Wie hatte sie nur so blöd sein können? So weit zu reiten. Duchess und sie hätten sich beide ernsthafte Verletzungen einhandeln können. Warum zum Teufel musste das Leben so verdammt schwer sein? Mit geschlossenen Lidern wartete sie, bis die Tränen sich dorthin verdrückt hatten, wo sie hergekommen waren.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, war sie allein. Er war einfach weggegangen?
    Großer Gott, sie war ja nicht gerade die Höflichkeit in Person gewesen, aber trotzdem …
    Evi beugte sich vor und schaute sich um. Jenseits der Straße waren die Fenster dunkel und leer. Eine schwere Stille schien sich auf die Moore herabgesenkt zu haben. Die Fahrradfahrer waren verschwunden – angesichts dessen, was sie angerichtet hatten, war das kaum überraschend –, aber wo waren denn alle anderen Anwohner? So viele Häuser, so viele Fenster, und keine Menschenseele war zu sehen. Um Himmels willen, es war Samstagnachmittag. Warum schaute niemand heraus, um zu sehen, was los war?
    Nur, vielleicht tat das ja doch jemand. Hinter einem dieser dunklen Fenster beobachtete sie jemand, da war sie sich sicher. Ohne sich den Anschein zu geben, als hielte sie nach etwas Ausschau, ließ sie die Augen nach rechts und links wandern. Nicht die leiseste Andeutung einer Bewegung, aber dort war trotzdem jemand. Langsam drehte sie sich um.
    Da war es. Eine Bewegung. Sehr hoch oben. Evi hielt sich die Hand über die Augen, um sie gegen die Sonne abzuschirmen. Nein, das war unmöglich. Was sie gesehen zu haben glaubte, war eine Gestalt, die auf dem Kirchendach entlanggehuscht war. Dort oben konnte niemand sein. Sie hatte einen Vogel gesehen. Vielleicht ein Eichhörnchen. Oder eine Katze.
    Evi löste den Kinnriemen und nahm ihre Reitkappe ab. Der Druck in ihrem Kopf ließ augenblicklich nach. Mit gespreizten Fingern hob sie ihr Haar an und ließ kühlende Luft an die Kopfhaut.
    Dann hörte sie Schritte. Ihr rotblonder Ritter in strahlenden Streifenshorts war wieder da; mit einem Glas Wasser in der Hand kam er fast im Laufschritt den Kirchweg herunter.
    »Hi«, sagte er, als er näher kam. »Tee kriege ich auch hin, aber das dauert länger. Wie geht’s Ihnen?«
    Wie es ihr ging? Sie war von wild gewordenen Teenagern gehetzt worden, die sich mit Warp-Geschwindigkeit bewegen konnten. War von einem Pferd mit einem Stockmaß von gut über einsfünfzig geflogen. Hatte wie ein gestrandeter Wal auf der Straße liegen müssen. Und dann, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie sich einen winzigen Rest Würde bewahrt hatte, war sie von einem rothaarigen Trottel auf die Beine gezerrt worden, der roch wie … wie ein Mann.
    »Besser, glaube ich«, antwortete sie. »Vom Pferd fallen, das ist immer ein Schock. Besonders, wenn man nicht auf weichem Boden landet.«
    Er setzte sich neben sie auf die Bank. »Das glaube ich Ihnen gern«, meinte er. »Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber sollten Sie wirklich allein ausreiten, mit einem schwachen Bein und so?«
    Evi öffnete den Mund und schloss ihn dann ganz fest. Er meinte es gut. Sie sah auf die Uhr und ließ sich einen Augenblick Zeit. »Na ja, es ist sehr unwahrscheinlich, dass das in nächster Zeit wieder vorkommt«, erwiderte sie dann. »Der Stall, wo ich reite, ist da sehr streng. Die nächsten sechs Monate werde ich wohl unter Aufsicht in der Bahn im Kreis traben.«
    »Also, vielleicht … « Er warf einen Blick auf ihr Gesicht und hielt inne. »Wie weit sind Sie denn geritten?«, erkundigte er sich.
    »Vom Reitstall Bracken Farm bis hierher«, erwiderte sie. »Das sind ungefähr sieben Kilometer übers Moor.«
    »Soll ich für Sie da anrufen? Ich bin mir nicht sicher, ob man mit einem Pferdetransporter bis hier raufkommt, aber ich kann …«
    »Nein.« Es kam lauter und entschlossener heraus, als sie beabsichtigt hatte. Sie hatte das Gefühl, dass hier eine

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