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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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waren sie wieder zur anderen Seite zurückgegangen, um Joe und Millie einzusammeln.
    »Wir haben überall hier drinnen nach ihnen gesucht«, schloss er. »Und draußen in der kleinen Gasse. Sie waren einfach weg.«
    Während er erzählte, sah Harry Tobias Renshaw und seine Enkelin Christiana den Saal durchqueren und durch eine große Holztür verschwinden.
    Sinclair Renshaw starrte Tom noch einen Augenblick länger an, dann wandte er sich wieder Harry zu. »Behalten Sie den Jungen bei sich«, sagte er. »Ich organisiere die Suche. Wir wollen nicht alle dabeihaben, das gäbe nur Chaos. Überlassen Sie das mir.«
    Er schritt davon. Tom und Harry sahen sich an und strebten auf die offene Tür zu, drängten sich an einer Frau vorbei, die einen leuchtend gelben Pullover trug. Draußen schienen die hohen Mauern die Gasse noch finsterer zu machen, als sie erwartet hatten, und Tom war dankbar für die winzigen Laternen auf der Mauerkrone.
    »Deine Mum und dein Dad sind bestimmt da entlanggegangen«, meinte Harry und zeigte in die Richtung von Toms Haus. »Gehen wir hier runter.«
    Die beiden wandten sich nach links, und der Lärm der Feier verklang, bis sie nur noch ihre eigenen Schritte hören konnten. Die Abstände zwischen den Laternen wurden größer und die Gasse dunkler. Sie bogen um eine Ecke und fanden sich in einer Sackgasse wieder.
    »Da wären Joe und Millie nicht rübergekommen.« Tom betrachtete die hohe Steinmauer vor ihnen.
    »Nein«, stimmte Harry zu. »Aber sie hätten hier durchgehen können.« Tom wandte sich um, und ihm war, als wäre sein ganzes Inneres aus ihm herausgefallen. Fast konnte er sich vorstellen, dass er sie sehen würde, wenn er nach unten schaute, wie sie platt auf dem Boden lagen. In der Kirchhofmauer war ein hohes Eisentor. Ein Vorhängeschloss lag offen davor auf dem Boden. Hinter dem Tor konnte er Grabsteine sehen, die im Mondlicht leuchteten wie Perlen.
    Harry spähte auf den Friedhof hinaus und blickte dann auf Tom hinunter. »Tom, lauf zurück zu den Leuten«, sagte er. »Ich passe auf, bis ich sehe, dass du gut angekommen bist.«
    »Nein, ich will bei Ihnen bleiben«, widersprach Tom ohne nachzudenken. Die Wahrheit war, dass er genauso gern auf den Friedhof gehen wollte, wie er sich von irgendjemandem einen Stock ins Auge rammen lassen würde.
    »Tom, das wird nicht lustig. Geh zurück.«
    Das da war ein Friedhof, um Himmels willen! Und nicht nur irgendein alter Friedhof, sondern der hinter ihrem Haus, wo sich irgendetwas echt Merkwürdiges herumtrieb. Natürlich würde das nicht lustig werden. Aber Joe und Millie waren dort. Irgendwie wusste Tom das. Sie waren durch dieses Tor gegangen.
    »Ich komme mit«, beharrte er. »Wir müssen sie finden.«
    Harry knurrte etwas, das sich, wäre er kein Vikar gewesen, sehr nach Fluchen angehört hätte. Dann griff er sich zwei von den Laternen. Eine streckte er Tom hin. »Halt sie von dir weg«, wies er ihn an. »Und halt sie hoch.«
    Tom tat wie geheißen, und dann drückten sie gegen das Tor und traten auf den Kirchhof hinaus.
    Es war so still, als hätte die Welt die Lautstärke ganz heruntergedreht. Dann sagte Harry etwas, und Tom fuhr unwillkürlich zusammen.
    »Das war bestimmt früher mal ein privater Zugang zur Kirche für die Mönche«, meinte er. »Also, wir gehen jetzt ganz langsam, wir bleiben so weit wie möglich auf dem Weg, und wir horchen. Nur ich darf rufen. Ist das klar?«
    »Ja«, flüsterte Tom, und sie gingen los.
    Sie waren schon seit etlichen Minuten unterwegs, ehe Tom merkte, dass sie sich an den Händen hielten. Und die Stille kam ihm unnatürlich vor. Sie hätten doch etwas hören müssen, oder? Wind in den Bäumen? Irgendetwas? Tom meinte schon, taub geworden zu sein, wären da nicht ihre Schritte auf dem Weg gewesen und das Geräusch von Harrys Atem. Dann blieb Harry stehen und er auch. »Joe!«, rief Harry. »Millie!«
    Irgendwo in der Nähe war ein Raschelgeräusch zu vernehmen, und Harrys Kopf fuhr herum. »Joe?«, rief er. Sie warteten. Niemand antwortete Harry, und gleich darauf gingen er und Tom weiter.
    »Tom!«, rief ein kleines Stimmchen von irgendwo vor ihnen, ein paar Meter hügelaufwärts.
    Harry hielt abrupt an. »Das war Joe«, sagte er. »Wo ist das hergekommen?« Er ließ Toms Hand los und fing an, sich mit hochgehaltener Laterne auf der Stelle zu drehen. »Joe!«, brüllte er, lauter diesmal.
    »Tom!«, rief die Stimme abermals.
    »Das war definitiv Joe«, stellte Harry fest. »Hast du gehört, wo

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