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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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es hergekommen ist?« Harry drehte sich noch immer hierhin und dorthin. Er sah mehr aus wie ein Jagdhund als wie ein Mensch. Als würde er jeden Moment die Nase auf den Boden senken und anfangen zu schnüffeln. Tom dagegen hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    »Nein, das war er nicht«, sagte er.
    »Was?«, brummte Harry.
    »Das war nicht Joe«, wiederholte Tom. Er schaute zum Tor zurück und versuchte, sich darüber klar zu werden, wie weit es bis dorthin war und ob Harry ihn wohl zurücklassen würde, wenn sie erst einmal losgerannt waren. »Harry«, fuhr er fort, »lassen Sie uns hier abhauen.«
    Entweder hörte Harry ihn nicht, oder er beschloss, ihn zu ignorieren. Er fasste von Neuem Toms Hand und schickte sich an, ihn den Hügel hinaufzuziehen, vom Weg herunter, auf das Mausoleum der Renshaws zu. »Er ist nicht weit weg«, sagte er. »Bleib bei mir, Tom. Pass auf, wo du hintrittst.«
    Tom und Harry begannen, über den unebenen Boden zu stolpern, und bald waren ihre Füße klatschnass. Auf dem langen Gras lag bereits Tau und schimmerte silbern, wo das Mondlicht es berührte. Kalt und weich streifte es Toms Beine, und Grabsteine grinsten zu ihm empor. Sie sahen nicht mehr aus wie Perlen. Sie sahen aus wie Zähne.
    Tom heftete den Blick fest auf den Boden und konzentrierte sich darauf, nicht zu stolpern. Harry ging zu schnell, und Tom wollte ihn anschreien, er solle stehen bleiben, dass er gerade einen furchtbaren Fehler mache und dass –
    »Tom«, rief die schreckliche Stimme direkt hinter ihnen. Tom riss sich von Harry los und fuhr herum, bereit, mit aller Kraft zu kämpfen, denn er hatte genug, diesmal hatte er absolut genug, und –
    Es war Joe. Wirklich Joe. Halb ging, halb rannte er über das Gras auf sie zu. Harry trat einen Schritt vor, hob Joe vom Boden hoch und drückte ihn fest an sich. »Gott sei Dank, Gott sei Dank«, murmelte er. Tom sagte das auch, stumm in seinem Kopf, Gott sei Dank, Gott sei Dank. Und dann tat er das plötzlich nicht mehr. Denn Joe war allein.

19
     
    »Du steigerst dich da echt in was rein, du blöde Nuss«, knurrte Evi halblaut vor sich hin. »Mach einfach Schluss und geh ins Bett.« Sie sah auf die Uhr in der unteren linken Ecke ihres Bildschirms: 21.25 Uhr. Sie konnte doch nicht schon um halb zehn ins Bett gehen. Ob wohl irgendetwas im Fernsehen lief? Sie drehte sich auf ihrem Stuhl herum und bedachte den Fernseher am anderen Ende des Zimmers mit einem finsteren Blick. Sollte das ein Witz sein? Es war Samstagabend. Und in ihren Bücherregalen stand nichts, was sie nicht schon mindestens viermal gelesen hätte.
    Sie schaute wieder auf den Bildschirm, auf das Bild von Harry, das sie auf der Website des Lancaster Telegraph gefunden hatte. Er trug ein schwarzes Hemd, einen Priesterkragen und ein schwarzes Jackett. Das Foto war vielleicht ein oder zwei Jahre alt. Sein Haar war ein wenig länger, und im linken Ohrläppchen trug er ein winziges silbernes Kreuz. Der dazugehörige Artikel verriet ihr, dass der Reverend Harry Laycock als Vikar der kürzlich vereinigten Benefizien Goodshaw Bridge, Loveclough und Heptonclough eingesetzt worden war und dass er in seiner vorigen Stellung als Sonderassistent des Erzdiakons der Diözese von Durham tätig gewesen war. Davor hatte er mehrere Jahre lang in einem anglikanischen Pfarramt in Namibia gearbeitet. Er war unverheiratet und gab als Hobbys Fußball (spielen und zuschauen), Klettern und Langstreckenlaufen an.
    Sie könnte das Foto ausdrucken.
    Nur würde sie etwas derart Erbärmliches auf gar keinen Fall tun. Sie scrollte die Seite hinauf, tippte »Heptonclough« in die Suchmaschine und drückte auf »Enter«, bevor sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, was sie da tat.
    Die Suchfunktion förderte mehrere Einträge zutage. Das hier war nicht zwanghaft, das war eine legitime Recherche. Sie hatte eine Patientin aus diesem Ort.
    Heptonclough kam nicht allzu oft in den Nachrichten vor. Die jüngste Meldung war die von Harrys Einsetzung. Sie ging rasch darüber hinweg, ehe sie in Versuchung geriet, den Artikel abermals zu öffnen. Wilderer aus Heptonclough zu Geldstrafe verurteilt. Neue Busverbindung zwischen Heptonclough und Goodshaw Bridge. Er wohnte in Goodshaw Bridge … Reiß dich zusammen. Sie fand den Bericht über den Brand in Gillians Haus und dann einen Artikel, in dem stand, dass Barry Robinson aus dem Krankenhaus entlassen worden war, sich aber nicht an den Brand erinnern könne. Suche nach vermisster Megan wird

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