Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
klar, dass hier früher einmal Gebäude gestanden hatten. Er stand vor den Ruinen.
    »Tom, bleib sofort stehen!«
    Diesmal meinte sie es wirklich ernst. Dieser ganz spezielle Tonfall war unverkennbar, und die Lautstärke auch. Er wartete, bis seine Mutter und Millie zu ihm aufgeschlossen hatten. Beide sahen müde aus.
    Gestern Abend, als seine Mutter aus ihrem Atelier gestürzt gekommen war und nach Farbe und starkem Kaffee gerochen hatte, als sie ihren Ältesten völlig verängstigt hinter der Zimmertür kauernd vorgefunden hatte, da war Tom überzeugt gewesen, dass das Mädchen noch irgendwo im Haus war. Er hatte sich geweigert, wieder ins Bett zu gehen, bis überall – in absolut jedem denkbaren Versteck – nachgesehen worden war.
    Joe, dieser verlogene Drecksack, hatte seine Schilderung nicht bestätigen wollen, hatte nicht zugeben wollen, dass er das Mädchen auch gesehen und sogar mit ihr gesprochen hatte. Joe hatte einfach nur die Augen ganz weit aufgerissen, bis sie so groß waren wie Untertassen, und den Kopf geschüttelt.
    »Vielen Dank«, sagte seine Mum spitz. »Können wir jetzt bitte alle zusammenbleiben? Niemand geht in diesem Nebel so weit weg, dass ich ihn nicht mehr sehen kann. Okay, ich glaube, es geht hier entlang.«
    Mit Millie auf einer Hüfte stapfte Alice los, und die Jungen schlossen sich ihr an. Tom hielt den Blick fest auf den Boden gerichtet. Wenn Joe irgendetwas sagte, um ihn zu ärgern, würde er ihm eine verpassen.
    Sie erreichten den Rand eines Wäldchens, als der Nebel sich gerade ein wenig zu lichten schien. Ein Teppich aus Buchenblättern erstreckte sich vor ihnen. Die Bäume waren alt und mächtig. Tom und die anderen gingen weiter, bis sie sich mitten zwischen ihnen befanden. Die winzige Hütte, wie geradewegs aus dem Märchen, tauchte unvermittelt vor ihnen auf.
    Harry und Gareth standen neben einem kleinen, gemauerten Alkoven mit einem kunstvoll gearbeiteten Eisengitter davor. Der Einlass war versperrt. »Dafür habe ich keinen Schlüssel«, meinte Harry.
    »Das macht nichts, Kumpel, wirklich«, wehrte Gareth kopfschüttelnd ab.
    Jenseits des Gitters konnten die beiden Männer vier verzierte steinerne Särge erkennen, die zu beiden Seiten des Alkovens auf Simsen standen. Der Name Thomas Barwick war in den ersten eingemeißelt. Barwick war im Jahr 1346 Abt gewesen. Die Inschriften auf den anderen Särgen waren zu verwittert, als dass Harry sie hätte entziffern können. Die beiden machten sich daran, den Keller der Länge nach abzuschreiten und mit den Taschenlampen in jeden verschlossenen Alkoven zu leuchten, an dem sie vorbeikamen. Dann blieben sie vor dem letzten stehen. Auf der anderen Seite des Steinsargs war eine hölzerne Tür in der gegenüberliegenden Wand.
    »Was glauben Sie, wo die hinführt?«, fragte Gareth. »Ich habe völlig die Orientierung verloren.«
    Harry zuckte die Achseln. Ihm ging es genauso. »Im Schreibtisch in der Sakristei liegen ein paar uralte Schlüssel«, meinte er. »Ganz hinten in der Schublade.«
    »Vielleicht ein andermal«, brummte Gareth.
    »Ich fasse es nicht, dass mir niemand hiervon erzählt hat«, sagte Harry. »Das hier könnte doch von ungeheurer historischer Bedeutung sein. Busladungen von Leuten werden anrücken, um das zu sehen.«
    »Vielleicht haben die ja gerade deswegen so damit hinter dem Berg gehalten«, gab Gareth zu bedenken. »Halten Sie Ihren Kirchenvorsteher für jemanden, der gern möchte, dass sein Dorf zu einer Touristenattraktion wird?«
    »Ihm gehört schließlich nicht der ganze Ort«, knurrte Harry verärgert. Äbte, die schon viele Jahrhunderte tot waren, konnten genau hier begraben liegen. Es war ein unglaublicher Fund.
    »Bloß das Allermeiste.«
    »Na ja, also, die Kirche gehört ihm nicht. Und das hier ganz bestimmt auch nicht.«
    »Das Haus von Rotkäppchen.« Tom hatte ganz vergessen, dass er eigentlich eingeschnappt war.
    »Das Haus von Rotkäppchens Großmutter«, verbesserte seine Mutter, während Millie auf die Tür der Hütte zutappte. Im Gegensatz zu den Ruinen, an denen sie gerade vorbeigekommen waren, war die Hütte anscheinend in einem guten Zustand. Die Wände waren intakt, das Dach sah heil aus, die Tür hing fest und gerade in den Angeln. Es gab sogar zwei Fenster mit fest geschlossenen Läden. Und einen Schornstein.
    Alice streckte die Hand aus und drückte probeweise auf die Klinke. Abgeschlossen. Achselzuckend drehte sie sich wieder zu ihren Kindern um. »Großmutter ist wohl nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher