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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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und dann Weihnachten immer näher kamen. Dieses Jahr jedoch tat er sich schwer mit dieser ganzen Vorfreude-Nummer. Dieses Jahr mochte er einfach nicht allzu weit vorausschauen.
* Guy Fawkes war ein katholischer Offizier, der am 5. November 1605 ein Attentat auf den englischen König James I. versuchte. Im Gedenken an das Scheitern dieses Putsches wird alljährlich vielerorts in England die Bonfire Night veranstaltet. Dabei wird eine Puppe, die Guy Fawkes darstellt, in einem Freudenfeuer verbrannt.
     
    »Nicht so schnell, ihr beiden«, tönte die Stimme seiner Mutter den Hügel herauf. »Wartet auf uns Mädels.«
    Tom schaute zurück. Joe war ein paar Schritte hinter ihm. Er war als mittelalterlicher Bogenschütze verkleidet, mit einem Plastikbogen über der Schulter und einem Köcher voller Pfeile auf dem Rücken. Sein kleiner Bruder hielt gut Schritt mit ihm und sang leise vor sich hin. Fast dreißig Meter weiter unten tauchten Alice und Millie gerade aus dem Nebel auf.
    »Tom, bleib auf dem Weg!«, rief seine Mutter.
    »Okay, okay.«
    Er stieg weiter bergauf.
    Harry trat vor, bis er in der Mitte des großen, dunklen Raumes stand. Drei Reihen verzierter Backsteinsäulen trugen die gewölbte Decke. Der Boden bestand nicht aus Erde, wie er erwartet hatte, sondern war mit alten Grabplatten ausgelegt, genau wie die Kirchenwege zu ebener Erde.
    »Einfach unglaublich«, murmelte Gareth neben ihm.
    Die beiden Männer gingen weiter. Ein paar Meter vor ihnen schien die Wand zu ihrer Rechten jäh zu enden. Harrys Taschenlampe traf auf Schwärze. Als sie näher kamen, erkannten sie, dass ein Torbogen durch die Wand hindurchführte. Dahinter schien nichts zu sein.
    »Geistliche zuerst«, knurrte Gareth.
    »Weichei.«
    Harry trat durch die schwarze Öffnung und leuchtete mit der Taschenlampe um sich. »Also, das ist doch …«, setzte er an. Der unterirdische Raum auf der anderen Seite der Mauer war sogar noch größer als die Krypta.
    »Wir sind unter der alten Kirche«, stellte Gareth fest, der ihm dichtauf gefolgt war. »Zwei Kirchen, ein Riesenkeller.«
    »Irgendwie glaube ich nicht, dass mangelnder Stauraum ein Problem werden wird«, bemerkte Harry und schwenkte die Taschenlampe herum. An der gegenüberliegenden Wand sah er gewölbte, durch Tore geschützte Alkoven. »Ich glaube nicht, dass das hier jemals bloß ein Keller war. Hier gibt es viel zu viele Verzierungen. Ich glaube, hier wurden Andachten abgehalten. Hören Sie auch Wasser?«
    »Ja. Klingt nach mehr als ’nem geplatzten Wasserrohr«, antwortete Gareth. »Ich glaube, das kommt von da drüben.
    Gareth ging voraus. Harry folgte ihm und bewunderte die Steinmetzarbeiten an den Wänden, kunstvoll gemeißelte Rosen, Blätter und Insekten. Er erblickte eine Schar lebensecht abgebildeter Pilger, die auf einen Schrein zustrebten. Die Steinplatten unter seinen Füßen waren glatt und abgetreten. Hunderte von Jahren lang waren Mönche schweigend über diese Steine geschritten. Vor ihm hatte Gareth den Ursprung der Wassergeräusche entdeckt.
    »So was habe ich noch nie gesehen«, sagte er.
    In die von dem Durchgang am weitesten entfernte Wand war ein gewaltiges steinernes Muschelbecken eingelassen worden. Wasser strömte aus einem schmalen Rohr ungefähr einen halben Meter darüber, plätscherte in das Becken und ergoss sich dann über dessen Rand und verschwand durch einen Rost, fast wie ein Zierbrunnen in einem Garten. Harry streckte die Hand aus und schöpfte ein wenig Wasser. Es war eiskalt. Er hielt es sich vor den Mund, schnupperte und tauchte dann vorsichtig die Zunge hinein.
    »Wahrscheinlich trinkbar«, meinte er. »Glauben Sie, das hier war so eine Art riesiges Versteck für die Mönche? Wenn Feinde gekommen sind, sind sie hier runter geflüchtet. Mit einer eigenen Wasserversorgung konnten sie’s hier wahrscheinlich wochenlang aushalten.«
    »Hier in der Gegend gibt es mehrere unterirdische Wasserläufe«, sagte Gareth. »Wir mussten echt aufpassen, als wir das Fundament für das Haus gelegt haben. Vielleicht kann man das Zeug ja in Flaschen abfüllen.«
    »Heptonclough-Quelle.« Harry nickte. »Das hat was.«
    »Könnten wir erst mal diese ganze ›Krypta oder Keller‹-Frage klären?«, fragte Gareth, der gerade mit seiner Taschenlampe in den nächsten Alkoven leuchtete. »Irgendwie kommt’s mir nämlich wirklich so vor, als wenn da drüben was Totes liegt.«
    Dunkle Umrisse tauchten aus dem Nebel auf, und einen Augenblick lang zögerte Tom. Dann wurde ihm

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