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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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könnt. Kannst du das für mich tun, mein Engel?«
    Tom war sich nicht sicher. Im Nebel losrennen und seine Mutter zurücklassen? Sie hatten jetzt fast den Rand des Wäldchens erreicht. Weiter unten auf dem Moor war der Nebel nicht ganz so dicht. Allmählich tauchten die Umrisse der Häuser von Heptonclough vor ihnen auf. Sie konnten weiter den Hügel hinabsehen.
    »Ach, Herrgott noch mal.« Alice blieb stehen und schloss die Augen. »Herrgott noch mal, Tom, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt.«
    Tom blickte seine Mutter an. Sie sah nicht aus, als wäre sie sauer, sie sah ungeheuer erleichtert aus. Dann schaute er wieder den Hügel hinab und erblickte eine Gestalt, ungefähr hundert Meter entfernt.
    »Das ist Gillian«, sagte Alice. »Die geht mal wieder spazieren. Vor Gillian Angst zu haben, jetzt stellt euch das mal vor!«

29
     
8. Oktober
    »Evi, hier ist Steve. Störe ich gerade?«
    Evi sah auf die Uhr. Sie war auf dem Weg zu einem Kinderheim und dem ersten Termin mit einem Kind, das seit zehn Tagen kein Wort gesagt hatte, nachdem die Polizei von ihren Sonderbefugnissen im Rahmen des Kinderschutzgesetzes Gebrauch gemacht und den kleinen Jungen in ihre Obhut genommen hatte. Die Fahrt würde zehn Minuten dauern. Noch mal zehn Minuten davor und danach, um ins Auto ein- und wieder auszusteigen. Doch ihr Supervisor hatte sie auf dem Handy angerufen. Sie konnte unterwegs mit ihm sprechen.
    »Nein, gar nicht«, beteuerte sie und nahm ihren Notizblock und mehrere Bleistifte vom Schreibtisch. »Ein paar Minuten habe ich. Danke, dass Sie zurückrufen.«
    »Nun ja, entschuldigen Sie, dass es so lange gedauert hat, aber wir waren nicht da. Ich bin erst seit heute wieder im Büro.«
    »Waren Sie irgendwo, wo’s schön ist?« Warum mussten Bleistifte eigentlich ständig angespitzt werden? Sie lehnte sich an den Schreibtisch und wühlte in der Schublade.
    »Antigua. Und ja, es war sehr schön. Also, zu Ihrer E-Mail.«
    »Fällt Ihnen dazu etwas ein?« Sie hatte den Anspitzer gefunden. Aber das Telefon mit der Schulter gegen das Ohr zu klemmen würde ihrem Rücken bestimmt nicht guttun.
    »Sie sagen, die Patientin macht Fortschritte?« Evi konnte hören, wie Steve an seinem üblichen starken schwarzen Kaffee nippte.
    »Oberflächlich betrachtet ja«, antwortete sie. Zwei Bleistifte waren angespitzt, das würde reichen müssen. »Sie hat es geschafft, das Trinken einzuschränken, die Medikamente, die ich ihr verschrieben habe, wirken gut, und sie fängt an, über die Zukunft zu reden.« Okay, Schreibzeug, Handy – ja, das hatte sie in der Hand … Was zum Teufel hatte sie mit ihren Autoschlüsseln angestellt?
    »Und wo liegt dann das Problem?«
    »Ich habe einfach das Gefühl, dass es da etwas gibt, was sie mir nicht erzählt«, sagte Evi. Ihre Autoschlüssel waren in ihrer Manteltasche. Sie waren immer in ihrer Manteltasche. »Sie sträubt sich sehr dagegen, über ihr früheres Leben zu sprechen, über den Tod des Vaters, das Auftauchen eines Stiefvaters. Manchmal ist es, als ob da ein Vorhang fällt. Das Thema ist tabu.«
    »Sie behandeln sie noch nicht sehr lange, stimmt’s?«
    »Nein, erst seit ein paar Wochen.« Evi überlegte, ob sie ihren Mantel anziehen konnte, ohne hinzufallen. »Und ich weiß, dass so etwas dauern kann. Es ist nur, diese Sache mit Megan Connor, das schien mir ein ziemlicher Zufall zu sein. Ich denke, das müsste sich doch bestimmt auf sie ausgewirkt haben.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht. Aber ich würde warten, bis sie von selbst darauf zu sprechen kommt. Lassen Sie sie darüber sprechen, wenn sie darüber sprechen will. Sie sind immer noch ganz am Anfang der Therapie, Sie haben reichlich Zeit.«
    »Ich weiß. Das habe ich mir auch gedacht, ich brauchte nur Ihre Bestätigung.« Der Mantel war angezogen, mehr schlecht als recht. Evi hängte ihre Tasche an den Haken an ihrem Rollstuhl und vergewisserte sich dann, dass ihr Gehstock in der Halterung an der Rückenlehne steckte. Sie ließ sich auf den Stuhl sinken, das Handy noch immer zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt.
    »Brav so«, lobte Steve. »Aber ich sage Ihnen was, ich erinnere mich gut an die Geschichte mit Megan.«
    »Ach ja?« Evis Tür war so eingehängt worden, dass sie sie mit dem Fuß nach außen aufstoßen konnte.
    »Ja, ein Kollege von mir hat sich sehr dafür interessiert. Er hat über die Auswirkungen von Unglücksfällen auf kleine Gemeinschaften geforscht.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Evi und rollte den

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