Bluternte: Thriller
stehen wir ganz zu Ihrer Verfügung. Also, wie wär’s mit einem Kaffee?«, Earnshaws Stimme wurde lauter. »Wo wollen Sie denn hin, Jack?«
Evis Führer erschien erneut, vergewisserte sich, dass seine beiden Vorgesetzten ihren Tee immer noch mit Milch tranken, drei Stück Zucker für jeden, und erklärte sich mit Freuden bereit, Evi einen Kaffee mit Milch zuzubereiten.
Alle drei setzten sich. Evi hätte gern einen Augenblick Zeit gehabt, um wieder zu Atem zu kommen, doch die beiden Männer sahen sie an und wartete darauf, dass sie den Anfang machte.
»Ich habe Ihnen am Telefon gesagt, dass ich gern mehr über einen Brand herausfinden möchte, der vor ein paar Jahren in Heptonclough ausgebrochen ist«, begann sie. »Es besteht da ein Zusammenhang mit einem meiner Fälle, aber Sie verstehen sicher, dass ich Ihnen keine Einzelheiten dazu schildern kann. Das fällt unter die ärztliche Schweigepflicht.«
Earnshaw nickte. Auch sein Kollege sah sie interessiert an und schien gern bereit zu helfen. Sie überlegte, ob Feuerwehrmänner sich wohl oft langweilten und sich sogar über Ablenkungen freuten.
»Der Brand war im Spätherbst vor drei Jahren«, sagte Evi. »In einem Cottage in der Wite Lane in Heptonclough, habe ich das schon gesagt?«
Earnshaw nickte und klopfte auf einen Pappordner, der auf seinem Schreibtisch lag. »Steht alles hier drin«, erwiderte er. »Nicht dass wir wirklich nachsehen mussten. Das war ’ne schlimme Geschichte. Da ist ein kleines Mädchen umgekommen.«
»Waren Sie dort?«
»Wir waren beide da«, antwortete Earnshaw. »Alle Mann von der Wache und auch ein paar von unseren Freiwilligen. Was können wir Ihnen erzählen?«
»Ich habe gehört, sobald ein Brand eingedämmt ist, müssen Sie zwei grundsätzliche Fragen beantworten«, setzte Evi an. »Wo der Brandherd war, und was die Brandursache war.« Gillian hatte ihr noch immer nicht erzählt, wie es zu dem Brand gekommen war. Wenn Nachlässigkeit die Ursache gewesen war, entweder ihre eigene oder die ihres Mannes, dann könnte das ihren Zorn oder ihre Schuldgefühle teilweise erklären. Die beiden Männer nickten zustimmend.
»Können Sie mir dazu erst mal etwas sagen?«, fragte sie.
Blake beugte sich vor. »Zum Feuermachen braucht man drei Dinge, Dr. Oliver«, sagte er. »Man braucht Hitze, etwas Brennbares, wie zum Beispiel Papier oder Benzin, und man braucht Sauerstoff. Ohne all das gibt’s kein Feuer. Verstehen Sie?«
Evi nickte.
»Das mit dem Sauerstoff können wir in den meisten Fällen als gegeben voraussetzen. Wonach wir also suchen, ist eine Kombination aus Hitze und Brennstoff. Danach breitet Feuer sich von seinem Entstehungsort aus nach oben und nach der Seite aus. Wenn ein Feuer am Fuß einer Mauer seinen Anfang nimmt, dann kann man sehen, wie sich die Brandspuren V-förmig nach oben ausbreiten. Alles klar so weit?«
Wieder nickte Evi.
»In einem Haus können manche Dinge, wie zum Beispiel synthetische Materialien oder Treppen, dieses Muster verzerren, aber die Faustregel besagt, dass man den Brandschaden dorthin zurückverfolgen muss, wo er am größten ist, und dann nach der Brennstoff-Hitze-Kombination Ausschau halten muss. Bei dem Brand in dem Cottage war der Brandherd ziemlich eindeutig, auch wenn das Obergeschoss schließlich eingestürzt ist. Es war die Küche, die Umgebung des Herdes.«
»Und wissen Sie, wie es angefangen hat?«, erkundigte sich Evi.
»Größtenteils Vermutungen«, antwortete Blake, »weil die Schäden in diesem Bereich so groß waren. Aber man hat uns gesagt, neben dem Herd hätte Öl gestanden, das ist nie eine gute Idee. Wir gehen davon aus, dass eine Gasflamme unter einer Pfanne angelassen worden ist. Bei Omelettpfannen passiert das häufig. Die Leute machen sich ein Omelett, konzentrieren sich darauf, das Ding heil auf den Teller zu kriegen, und stellen die Pfanne dann wieder hin, ohne das Gas abzudrehen. Die Pfanne wird immer heißer, bis das Fett, das noch darin ist, Feuer fängt. Wenn dann eine Plastikflasche mit Olivenöl daneben steht, beginnt das Plastik zu schmelzen, und das Öl läuft aus. Sie können sich also vorstellen …«
»Ja, selbstverständlich.« Evi nahm sich vor, die Ölflaschen umzuquartieren, die neben ihrem eigenen Herd standen.
»In diesem Fall war das eigentliche Problem das Gas«, meinte Earnshaw. »Das Cottage war nicht an die Hauptleitung angeschlossen, also hat die Familie Gasflaschen verwendet. In ländlichen Gegenden ist das nicht ungewöhnlich, aber
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