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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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»Aber Mike hat mir erzählt, es ist Sitte, dass der Priester das Abendmahl als Erster empfängt, ist das richtig?«
    Harry nickte. »Ja, immer. Der Grundgedanke ist, dass ich mich selbst im Zustand der Gnade befinde, ehe ich den Mitgliedern meiner Gemeinde das Brot und den Wein reiche.«
    »Was meinen Sie, würden die meisten Leute das wissen?«
    »Ich denke schon. Auf jeden Fall Leute, die regelmäßig zum Abendmahl gehen.«
    »Was denkst du, Brian?«, fragte Mike.
    »Also, mir scheint, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder hegt jemand einen persönlichen Groll gegen den Vikar, und er war derjenige, gegen den das Ganze gerichtet war. Oder dem Täter war nicht klar, dass der Wein zuerst von dem Vikar gekostet werden würde. Denn wenn Sie diesen Kelch direkt an die Gemeinde weitergereicht hätten, würde ich darauf wetten, dass ein halbes Dutzend Leute davon getrunken hätten, bevor die ersten begriffen hätten, was los ist. Dann hätten Sie ein ziemliches Problem gehabt. Fällt Ihnen irgendjemand ein, der einen Grund haben könnte, so etwas anzuzetteln?«
    Harry dachte einen Moment lang nach, weil er wusste, dass das von ihm erwartet wurde. »Nein«, sagte er. »Ich habe mich auch schon gefragt, ob vielleicht jemand nicht wollte, dass die Kirche wieder geöffnet wird. Oder vielleicht habe ich irgendjemanden gekränkt, seit ich hier bin, und es gar nicht gemerkt.«
    »Nein, das haben Sie nicht«, wehrte Mike ab. »Ehrlich gesagt, die Leute sind recht angetan von Ihnen.«
    »Wir bräuchten Ihre Fingerabdrücke, Reverend«, meinte Rushton, »damit wir die Karaffe auf irgendwelche Abdrücke untersuchen können, die nicht von Ihnen sind.«
    »Ich bin gern bereit, dasselbe zu tun, wenn es hilft«, beteuerte Mike, ehe er sich wieder an Harry wandte. »Reverend, wir müssen uns wegen Sicherheitsmaßnahmen für die Kirche Gedanken machen. Ich sorge gleich morgen früh dafür, dass die Schlösser ausgewechselt werden und dass es wirklich nur drei Schlüsselsätze gibt.«
    »In Ordnung«, stimmte Harry zu.
    »Gut. Übermorgen sind die neuen Schlüssel fertig. Treffen wir uns doch im White Lion zum Mittagessen. Sagen wir um eins?«
    Die Fingerabdrücke waren in wenigen Minuten abgenommen, und danach verabschiedeten sich die beiden Männer und gingen. Harry kehrte in sein Arbeitszimmer zurück. Er betrachtete den Schnapsschrank. Er hatte genug für heute. Dann fühlte er, wie sich etwas Warmes zwischen seinen Knöcheln regte, und schaute nach unten. Der Kater rieb sich an seinen Jeans.
    »Ich hasse Katzen«, knurrte Harry. Er bückte sich und nahm das Tier hoch. Schnurrend und tröstlich warm lag es in seinen Armen.
    Eine halbe Stunde später schlief der Kater tief und fest. Harry hatte sich nicht gerührt.

35
     
19. Oktober
    Evi stellte ihren Wagen in der einzigen verbliebenen Parklücke ab. Die Feuerwache von Goodshaw Bridge, ein riesiges, hangarähnliches Gebäude, war zwanzig Meter entfernt. Sie stieg aus und nahm ihren Gehstock zur Hand.
    »Ich fürchte, ich tue mich schwer mit Treppen«, sagte sie zu dem Feuerwehrmann am Empfang. »Gibt es hier irgendwo einen Fahrstuhl? Bitte entschuldigen Sie, dass ich solche Umstände mache.«
    »Kein Problem, Schätzchen. Augenblick.«
    Der Feuerwehrmann führte sie den Flur hinauf. Sie bemühte sich, Schritt zu halten, doch ihr Rücken machte jetzt schon seit Tagen Ärger. Durch das dauernde Stützen auf den Stock wurden die Muskeln der einen Körperseite zu stark belastet und drückten auf die Nerven. Sie sollte ihren Rollstuhl öfter benutzen. Es war nur …
    Sie erreichten den Fahrstuhl und fuhren ein Stockwerk hinauf, dann ging es den Flur wieder hinunter. Vielleicht konnte sie auf dem Rückweg ja einfach an der Stange hinunterrutschen.
    Vor ihr machte ihr Führer vor einer blauen Tür halt und klopfte an. Ohne auf eine Antwort zu warten, drückte er die Tür auf. »Hier möchte eine Lady Sie sprechen«, verkündete er, ehe er rasch zu Evi zurückschaute. »Dr. … äh?«
    »Evi Oliver«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Vielen herzlichen Dank.«
    In dem Zimmer standen zwei Feuerwehrmänner und warteten auf sie.
    »Dr. Oliver, guten Morgen.« Der Größere und Ältere der beiden streckte die Hand aus. »Ich bin Brandmeister Arnold Earnshaw. Das hier ist mein Stellvertreter Nigel Blake.«
    »Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie sich Zeit für mich nehmen«, sagte Evi.
    »Kein Problem. Wenn der Feueralarm losgeht, sehen Sie hier nur noch Staub, bis dahin

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