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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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hier hatten sie drei Ersatzflaschen in einem kleinen Raum gleich neben dem Herd gebunkert. Als die Feuer gefangen haben …«
    »Ich verstehe«, sagte Evi und fragte sich, ob sie wirklich den Mut aufbringen würde, ihre nächste Frage zu stellen. »Ich weiß, das ist eine schwierige Frage, und bitte entschuldigen Sie, dass ich sie stelle, aber haben Sie jemals Brandstiftung in Betracht gezogen?«
    Earnshaw lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Blake runzelte die Stirn.
    »Brandstiftung müssen wir immer in Betracht ziehen«, antwortete Earnshaw nach einer Weile. »Aber in diesem Fall gab es nichts, was uns besonders ins Grübeln gebracht hätte. Das Feuer hatte einen leicht zu identifizierenden Ausgangspunkt.«
    »Und zwar einen, der sich ohne Weiteres erklären ließ«, warf Blake ein.
    »Wenn es in einem Papierkorb im Schlafzimmer losgegangen wäre«, meinte Earnshaw, »oder wenn wir eine Benzinspur gefunden hätten, die sich durchs Haus zieht, dann wäre das was anderes gewesen.«
    »Das Haus war gemietet, ein Versicherungsbetrug war also unmöglich«, gab Blake zu bedenken.
    »Und das Ehepaar hat doch sein Kind verloren«, setzte Earnshaw hinzu, als hätte Evi selbst daran denken sollen. Die Theorie »Brandstiftung, um einen Unfalltod zu vertuschen« trug nicht. Allmählich fühlte Evi sich hier nicht mehr willkommen.
    »Das verstehe ich«, beteuerte sie. »Ich weiß, dass ich hier ziemlich unsensible Fragen stelle, und es tut mir leid, dass ich nicht erklären kann, wieso.«
    »Beweise für Brandstiftung zu verbergen ist gar nicht so leicht«, sagte Blake. »Brandstifter benutzen oft Streichhölzer und schmeißen sie dann weg, weil sie glauben, das Feuer wird sie vernichten.«
    »Und das stimmt nicht?«
    Blake schüttelte den Kopf. »Streichholzköpfe enthalten etwas, das man Diatomeen nennt«, erklärte er. »Einzellige Organismen, die eine sehr dauerhafte Verbindung namens Siliziumdioxid enthalten. Siliziumdioxid überlebt Feuer. Manchmal können wir sogar die Streichholzmarke ermitteln.«
    »Ich verstehe«, sagte Evi wieder. »Noch eine letzte Frage, wenn ich darf, dann lasse ich Sie in Ruhe. Nachdem das Feuer gelöscht war, wie schnell ist Ihnen da klar geworden, dass der Leichnam des Kindes vollständig verbrannt war?«
    Die beiden Männer sahen sich an. Die Furchen auf Blakes Stirn waren tiefer geworden.
    »Ich habe gehört, es hat mehrere Stunden gebrannt«, fuhr Evi fort. »Selbst nachdem das Feuer gelöscht war, mussten Sie sich doch bestimmt erst vergewissern, dass keine Gefahr mehr bestand.«
    »Das Obergeschoss ist eingestürzt«, sagte Blake.
    »Ja, genau«, erwiderte Evi. »Also mussten Sie die Trümmer durchsuchen, es hat doch bestimmt eine ganze Weile gedauert, bis Sie sich sicher waren.« Und währenddessen war Gillian die ganze Zeit übers Moor gewandert und hatte sich mit schierer Willenskraft gezwungen, weiter zu glauben. »Bis Sie sicher waren, dass das Feuer den Leichnam des Kindes vollständig verzehrt hatte.«
    »Dr. Oliver, es kommt sehr selten vor, dass Leichen im Feuer vollständig verbrennen. Wirklich sehr selten«, sagte Earnshaw.
    »Tut mir leid, ich verstehe nicht ganz …«
    »Die Menschen, die sich das anders vorstellen, kennen sich mit ihrer eigenen Chemie nicht aus«, meinte Blake. »Wenn Leichen eingeäschert werden, werden sie Temperaturen von um die achthundert Grad Celsius ausgesetzt, und zwar mindestens ein paar Stunden lang. Selbst dann findet man noch menschliche Überreste in der Asche. Die meisten Gebäudebrände, vor allem die in Wohnhäusern, sind nicht heiß genug oder dauern nicht lange genug, um einen Leichnam völlig zu verbrennen. Das Haus liefert einfach nicht genug Brennstoff.«
    »In diesem Fall war das Feuer natürlich wegen des Gases sehr heiß, das als Brennstoff gedient hat«, warf Earnshaw ein.
    »Und sind die sterblichen Überreste des kleinen Mädchens deshalb …«
    »Wir haben sie am nächsten Tag gefunden«, sagte Blake. »Es war natürlich nur noch sehr wenig übrig, aber trotzdem … Wie kommen Sie denn darauf, dass ihre sterblichen Überreste nicht gefunden worden wären?«
    Evis Hände waren zu ihrem Mund emporgezuckt. »Es tut mir schrecklich leid«, stieß sie hervor. »Ich bin vollkommen falsch informiert worden.«
    »Was wir gefunden haben, hat sich weitgehend mit dem gedeckt, was wir erwartet hatten«, meinte Blake. »Asche und Knochenfragmente. Die wurden als menschlich identifiziert. Eigentlich bestand kein Zweifel, dass wir das Kind

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